König Erekle II. von Kartli und Kachetien (7. November 1720 oder 7. Oktober 1721 - 11. Januar 1798)

 

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzten mit dem Zerfall des persischen Reiches und dem Aufstieg Russlands umfassende Veränderungen in Transkaukasien ein. Als Peter I. 1722 einen Feldzug in den Nordkaukasus führte, hoffte Wachtang VI. auf russische Unterstützung, um Georgien aus dem Persischen Reich zu lösen. Er griff mit seiner Armee die Stadt Ganja an. Doch Russland griff nicht ein. Die Perser entsandten König Konstantin von Kachetien, der Wachtangs Armee schlug und im folgenden Jahr Tiflis eroberte. Ein Jahr später kehrte Wachtang mit einer türkischen Streitmacht zurück und eroberte seine Hauptstadt zurück. Doch bereits 1725 fiel er bei den Osmanen in Ungnade und musste nach Russland fliehen.

Auch in anderen Teilen Persiens führten die Türken erfolgreiche Offensiven. 1726 waren sie faktisch die beherrschende Macht in Transkaukasien und nahmen eine Neuaufteilung des Territoriums vor, um Georgien fest in den türkischen Staatsverband einzufügen. Das führte zu zahlreichen Aufständen und Überfällen, bei denen die Georgier sich einer Guerillataktik bedienten, um unter der Anführung einiger entmachteter Fürsten die Türken zu vertreiben. Mehrere Überfälle lesghrischer Reiter trafen die Türken schmerzlich. 1733 gelang es mit abchasischer Unterstützung, ein komplettes türkisches Landungsheer zu vernichten.

In dieser Lage kam es zu einem erneuten Auflodern der persischen Macht: Nadir Schah schlug die Osmanen auf breiter Front und brachte ihr gesamtes östliches Reichsgebiet zum Zusammenbruch. 1735 erobert Nadir auch Georgiens südliche Städte, darunter auch Tiflis. Er verwüstete Kartlien und stellte Transkaukasien unter die Regentschaft seines Bruders Ibrahim. Georgische Fürsten mussten Nadir mit ihren Soldaten auf einen Feldzug nach Indien begleiten, die Bevölkerung hatte hohe Steuern zu entrichten und Nahrungsmittel abzuliefern.

Als Nadir 1741 in Daghestan geschlagen wurde und sich nach Derbend zurückzog, wurde die Lage für die Georgier noch härter. Die persischen Truppen konfiszierten Nahrungsmittel, Tiflis und andere georgische Städte wurden mehrfach von indischen und afghanischen Söldnern geplündert. Revolten fanden ein blutiges Ende. Viele Georgier, auch Fürsten, flohen in das Osmanische Reich. In einem 1743 ausgebrochenen Krieg kämpften Kartlien und Kachetien unter Teimuras II. auf der Seite der Perser gegen die lesghrischen Verbündeten der Türken. Danach begann Teimuras, die Unabhängigkeit seines Landes anzustreben, bereitete sich auf die Abwehr einer erneuten persischen Invasion vor. Dazu kam es jedoch nicht, weil Nadir 1747 ermordet wurde und Persien endgültig in internen Auseinandersetzungen versank.

 

Ab dem gleichen Jahr regierte Irakli II. zusammen mit seinem Vater Teimuras über Kartlien und Kachetien. Durch Feldzüge mit großen Söldnerheeren aus den umliegenden Völkern konnten beide ihre Herrschaft nach Südosten und Abchasien ausdehnen. Gegen die Überfälle der Lesghrier, der Kurden und den armenischen Schah des zerfallenden Persien blieben sie jedoch meist erfolglos. Viele der alten Fürstentümer des Landes blieben außerhalb des Einflussgebiets des georgischen Königs. Westgeorgien befand sich unter der unsicheren Herrschaft von Solomon I. und Samzche gehörte zum Osmanischen Reich. Trotzdem gelang es Irakli ein stabiles Regime, auch gegen den eigenen Adel, zu erhalten. Er holte Gelehrte, Händler und Offiziere aus Westeuropa in das Land, um die Entwicklung voranzutreiben.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu verstärkter Zusammenarbeit zwischen den östlichen und westlichen Landesteilen, indem sie Russland im 5. Russischen Türkenkrieg unterstützten. 1770 schickte Zarin Katharina eine Armee unter General Gottlob Heinrich von Tottleben in den Kaukasus. Zusammen mit den Truppen Iraklis und Salomons besiegten sie die Türken. 1772 gelang es Irakli noch einmal, die Türken zu schlagen. Beim Friedensvertrag von 1774 zwischen Russland und dem osmanischen Reich wurden die Georgier jedoch kaum berücksichtigt.

Ein Jahr nachdem 1782 Salomon nach einer vernichtenden Niederlage gegen die Türken gestorben war, unterstellte Irakli Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) im Vertrag von Georgijewsk russischem Schutz. Darin wurde die Kontrolle über die georgische Außenpolitik an Russland abgegeben. Die Straßen über den Kaukasus wurden ausgebaut und russische Truppen in Tiflis stationiert.

1789 konnte Irakli, seinen eigenen Enkel David II. auf den Thron Imeretiens setzen. 1795 marschierte unerwartet Aga Mohammed Khan in das Land ein, vernichtete die überraschte Armee und verwüstete Tiflis. 1796 vertrieben russische Truppen die Invasoren aus Transkaukasien. Einen persischen Gegenschlag verhinderte der Tod des Schahs im Frühjahr 1797. Ein Jahr später starb auch Irakli II.; ihm folgte sein Sohn Giorgi XII. auf den Thron.