12873#Hiob,1,1#1. ES war ein Mann im Lande Uz, der hiess Hiob; und dieser Mann war fromm und bieder, gottesfürchtig und dem Bösen feind. -Hes. 14,14; Jak. 5,11.
12874#Hiob,1,2#2. Und es wurden ihm sieben Söhne und drei Töchter geboren,
12875#Hiob,1,3#3. und seine Habe stieg auf siebentausend Schafe und dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen, dazu ein sehr grosses Gesinde; und so wurde jener Mann grösser als alle Söhne des Ostens.
12876#Hiob,1,4#4. Seine Söhne aber hielten von Zeit zu Zeit ein Mahl, reihum im Hause eines jeden, und sie schickten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.
12877#Hiob,1,5#5. Wenn dann die Tage des Mahles um waren, schickte Hiob hin und weihte sie, und früh am andern Morgen opferte er Brandopfer nach ihrer aller Zahl. Denn Hiob dachte: Vielleicht haben meine Söhne sich versündigt und Gott geflucht-1- in ihrem Herzen. So tat Hiob allezeit. -1) w: «gesegnet», was hier verhüllender Ausdruck für das Gegenteil ist; aüs: «haben sich von Gott losgesagt». (Ähnlich V. 11 und Hiob 2,5.9).
12878#Hiob,1,6#6. NUN begab es sich eines Tages, dass die Gottessöhne kamen, sich vor dem Herrn zu stellen, und es kam auch der Satan in ihrer Mitte. -1.Kön. 22,19-22.
12879#Hiob,1,7#7. Da sprach der Herr zum Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Auf der Erde bin ich umhergestreift und hin und her gewandert.
12880#Hiob,1,8#8. Und der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob, dass seinesgleichen keiner ist auf Erden, ein Mann so fromm und bieder, so gottesfürchtig und dem Bösen feind?
12881#Hiob,1,9#9. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ist etwa Hiob umsonst gottesfürchtig?
12882#Hiob,1,10#10. Hast nicht du selbst ihn und sein Haus umhegt und alles, was er hat, ringsum? Das Tun seiner Hände hast du gesegnet, und seine Herden haben sich ausgebreitet im Lande.
12883#Hiob,1,11#11. Aber recke doch einmal deine Hand aus und rühre an alles, was er hat; fürwahr, er wird dir ins Angesicht fluchen.
12884#Hiob,1,12#12. Da sprach der Herr zum Satan: Wohlan, alles, was er hat, ist in deiner Hand! Nur nach ihm selbst recke deine Hand nicht aus! Da ging der Satan hinweg vom Angesicht des Herrn.
12885#Hiob,1,13#13. Nun begab es sich eines Tages, dass seine Söhne und Töchter assen und tranken im Hause ihres erstgebornen Bruders:
12886#Hiob,1,14#14. da kommt ein Bote zu Hiob und sagt: Die Rinder waren am Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben,
12887#Hiob,1,15#15. da sind die Sabäer eingefallen und haben sie weggetrieben und haben die Knechte mit der Schärfe des Schwertes erschlagen, und ich bin ganz allein entronnen, es dir zu melden.
12888#Hiob,1,16#16. Wie der noch redet, da kommt ein andrer und sagt: Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat zündend in die Schafe und Knechte geschlagen und sie verzehrt, und ich bin ganz allein entronnen, es dir zu melden.
12889#Hiob,1,17#17. Wie der noch redet, da kommt ein andrer und sagt: Die Chaldäer haben drei Heerhaufen gemacht, haben die Kamele überfallen und sie weggetrieben und haben die Knechte mit der Schärfe des Schwertes erschlagen, und ich bin ganz allein entronnen, es dir zu melden.
12890#Hiob,1,18#18. Wie der noch redet, da kommt ein andrer und sagt: Deine Söhne und Töchter waren am Essen und Trinken im Hause ihres erstgebornen Bruders,
12891#Hiob,1,19#19. siehe, da ist ein starker Sturmwind von der Wüste herübergekommen; der hat das Haus an den vier Ecken gepackt, und es ist über den jungen Leuten eingestürzt, und sie sind umgekommen, und ich bin ganz allein entronnen, es dir zu melden.
12892#Hiob,1,20#20. Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt; dann fiel er nieder zur Erde und betete an
12893#Hiob,1,21#21. und sprach: Nackt bin ich aus meiner Mutter Schoss gekommen, / und nackt werde ich wieder dahingehen. / Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; / der Name des Herrn sei gelobt! -Pred. 5,14; 1.Tim. 6,7.
12894#Hiob,1,22#22. In alledem versündigte sich Hiob nicht und redete nichts Törichtes wider Gott. -Hiob 2,10.
12895#Hiob,2,1#1. WIEDERUM begab es sich eines Tages, dass die Gottessöhne kamen, sich vor dem Herrn zu stellen, und es kam auch der Satan in ihrer Mitte. -Hiob 1,6.
12896#Hiob,2,2#2. Da sprach der Herr zum Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Auf der Erde bin ich umhergestreift und hin und her gewandert.
12897#Hiob,2,3#3. Und der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob, dass seinesgleichen keiner ist auf Erden, ein Mann so fromm und bieder, so gottesfürchtig und dem Bösen feind? Noch hält er fest an seiner Frömmigkeit; und du hast mich wider ihn gereizt, ihn ohne Ursache zu verderben.
12898#Hiob,2,4#4. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut um Haut! Alles, was der Mensch hat, gibt er um sein Leben.
12899#Hiob,2,5#5. Aber recke doch einmal deine Hand aus und rühre sein Fleisch und Gebein an; fürwahr, er wird dir ins Angesicht fluchen-1-. -1) vgl. Anm. zu Hiob 1,5.
12900#Hiob,2,6#6. Da sprach der Herr zum Satan: Wohlan, er ist in deiner Hand! Nur seines Lebens schone!
12901#Hiob,2,7#7. Da ging der Satan hinweg vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösem Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel.
12902#Hiob,2,8#8. Und er nahm sich eine Scherbe, sich damit zu kratzen, während er mitten in der Asche sass.
12903#Hiob,2,9#9. Da sprach sein Weib zu ihm: Noch hältst du fest an deiner Frömmigkeit? Fluche-1- Gott und stirb! -1) vgl. Anm. zu Hiob 1,5.
12904#Hiob,2,10#10. Er aber sprach zu ihr: Wie eine der Törinnen redet, / so willst auch du reden? / Das Gute nehmen wir an von Gott, / und das Böse sollten wir nicht annehmen? In alledem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen. -Hiob 1,22.
12905#Hiob,2,11#11. ES hörten aber die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück, das über ihn gekommen war, und sie kamen, ein jeglicher von seinem Orte, Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naama, und verabredeten miteinander, hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten.
12906#Hiob,2,12#12. Als sie nun ihre Augen von ferne erhoben, erkannten sie ihn nicht wieder, und sie hoben laut zu weinen an und zerrissen ein jeder sein Gewand und streuten Staub gen Himmel auf ihre Häupter.
12907#Hiob,2,13#13. Und sie setzten sich zu ihm auf die Erde sieben Tage und sieben Nächte lang, ohne dass einer ein Wort zu ihm redete; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr gross war.
12908#Hiob,3,1#1. DARNACH öffnete Hiob seinen Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt. -Jer. 15,10; 20,14-18.
12909#Hiob,3,2#2. Und Hiob hob an und sprach:
12910#Hiob,3,3#3. Vernichtet sei der Tag, da ich geboren ward, / und die Nacht, die sprach: Empfangen ist ein Knabe. /
12911#Hiob,3,4#4. Jener Tag - er werde Finsternis, / nicht frage nach ihm Gott in der Höhe, / und nicht erglänze über ihm ein Lichtstrahl! /
12912#Hiob,3,5#5. Ihn fordere ein die schwarze Finsternis, / es lagere sich auf ihn dunkles Gewölk, / ihn schrecke Tagesverdüsterung. /
12913#Hiob,3,6#6. Jene Nacht - es raffe sie hin das Dunkel, / sie reihe sich nicht unter die Tage des Jahres, / in die Zahl der Monde komme sie nicht! /
12914#Hiob,3,7#7. Ja, unfruchtbar sei jene Nacht, / es komme kein Jubellaut in sie! /
12915#Hiob,3,8#8. Verwünschen sollen sie die Tagverflucher, / die da verstehen, den Drachen aufzustören. /
12916#Hiob,3,9#9. Es sollen finster werden die Sterne ihrer Dämmerung; / sie harre auf Licht, und es komme nicht, / sie schaue nie die Wimpern der Morgenröte, /
12917#Hiob,3,10#10. weil sie des Mutterschosses Pforte mir nicht verschloss / und nicht verbarg das Leid vor meinen Augen! /
12918#Hiob,3,11#11. Warum starb ich nicht bei meiner Geburt, / verschied nicht, als ich aus dem Mutterschoss kam? / -Hiob 10,18.19.
12919#Hiob,3,12#12. Warum nahmen mich Kniee entgegen, / und wozu Brüste, dass ich sog? /
12920#Hiob,3,13#13. So läge ich nun und wäre stille, / ich schliefe, da hätte ich Ruhe, /
12921#Hiob,3,14#14. mit Königen und Räten der Erde, / die sich Grabmäler erbauten, /
12922#Hiob,3,15#15. oder mit Fürsten, reich an Gold, / die ihre Häuser mit Silber füllten, /
12923#Hiob,3,16#16. oder ich wäre verscharrter Fehlgeburt gleich, / wie Kindlein, die niemals das Licht geschaut. /
12924#Hiob,3,17#17. Dort lassen die Frevler ab vom Toben, / dort finden Ruhe, deren Kraft ermattet. /
12925#Hiob,3,18#18. Allzumal rasten die Gefangenen, / sie hören nicht des Treibers Stimme. /
12926#Hiob,3,19#19. Dort sind gleich die Kleinen und die Grossen, / und frei ist der Knecht von seinem Herrn. /
12927#Hiob,3,20#20. Warum gibt er dem Elenden Licht / und Leben den Seelenbetrübten - /
12928#Hiob,3,21#21. die des Todes harren, und er kommt nicht, / und die nach ihm mehr als nach Schätzen graben, / -Offb. 9,6.
12929#Hiob,3,22#22. die sich freuen würden bis zum Jubel, / die frohlockten, fänden sie das Grab - /
12930#Hiob,3,23#23. dem Manne, dem sein Pfad verborgen / und dem Gott jeden Ausweg sperrt? / -Hiob 19,8.
12931#Hiob,3,24#24. Denn Seufzen ist mein täglich Brot, / es strömen gleich dem Wasser meine Klagen. /
12932#Hiob,3,25#25. Denn was ich fürchte, das kommt über mich, / wovor ich schaudere, das trifft mich. /
12933#Hiob,3,26#26. Noch habe ich keinen Frieden, keine Rast noch Ruhe - / da kommt (neues) Ungemach.
12934#Hiob,4,1#1. DA erwiderte Eliphas von Theman und sprach:
12935#Hiob,4,2#2. Darf ich zu dir reden, da du verzagt bist? - / Doch die Rede zu verhalten, wer vermag es? /
12936#Hiob,4,3#3. Siehe, du hast ja sonst viele gemahnt, / und schlaffe Hände hast du gestärkt. /
12937#Hiob,4,4#4. Den Strauchelnden richteten auf deine Worte, / und brechenden Knieen gabst du Kraft. /
12938#Hiob,4,5#5. Nun, da es an dich kommt, bist du verzagt, / weil es dich trifft, bist du bestürzt. /
12939#Hiob,4,6#6. Ist nicht deine Gottesfurcht dein Vertrauen, / und dein unsträflicher Wandel deine Hoffnung? /
12940#Hiob,4,7#7. Besinne dich doch: wer verdarb je unschuldig, / wo wurden Gerechte vernichtet? /
12941#Hiob,4,8#8. Soviel ich gesehen: Die Unrecht pflügen / und Unheil säen, die ernten es auch. / -Spr. 22,8; Hos. 10,13; Gal. 6,8.
12942#Hiob,4,9#9. Durch Gottes Odem verderben sie, / vom Hauch seines Zornes schwinden sie hin. /
12943#Hiob,4,10#10. Noch brüllt der Löwe und knurrt der Leu, / da sind auch schon ausgeschlagen der Junglöwen Zähne. /
12944#Hiob,4,11#11. Der Leu kommt um, weil er keinen Raub hat, / und die Jungen der Löwin zerstreuen sich. /
12945#Hiob,4,12#12. Aber zu mir stahl sich ein Wort, / und mein Ohr vernahm ein Flüstern von ihm her, /
12946#Hiob,4,13#13. in Gedanken, die aus Nachtgesichten kommen, / wenn auf Menschen Tiefschlaf fällt - /
12947#Hiob,4,14#14. ein Entsetzen ergriff mich und ein Zittern, / all meine Gebeine durchzuckte der Schreck: /
12948#Hiob,4,15#15. es geht ein Wehen an mir vorüber, / es sträuben sich die Haare meines Leibes. /
12949#Hiob,4,16#16. Da steht es - doch ich erkenne sein Aussehen nicht - / eine Gestalt vor meinen Augen; / das Flüstern einer Stimme höre ich: /
12950#Hiob,4,17#17. «Ist wohl ein Mensch gerecht vor Gott, / vor seinem Schöpfer rein ein Mann? / -Ps. 14,2.3; 143,2.
12951#Hiob,4,18#18. Sieh, seinen Dienern traut er nicht, / und seinen Engeln schreibt er Irrung zu, / -Hiob 15,15.
12952#Hiob,4,19#19. und erst den Bewohnern der Hütte von Lehm, / die auf den Staub gegründet ist! / ihnen, die wie eine Motte zermalmt, /
12953#Hiob,4,20#20. zwischen Morgen und Abend zerschmettert werden / und unbeachtet auf ewig vergehn! /
12954#Hiob,4,21#21. Nicht wahr, wird abgebrochen das Zelt ihres Lebens, / so sterben sie, doch nicht in Weisheit!»
12955#Hiob,5,1#1. Rufe doch! ob einer ist, der dir Antwort gibt? / Und an wen von den Heiligen willst du dich wenden? /
12956#Hiob,5,2#2. Vielmehr, den Toren mordet sein Unmut, / und den Albernen tötet sein Eifern. /
12957#Hiob,5,3#3. Ich selbst sah Wurzel schlagen den Toren - / da plötzlich ward morsch seine Wohnstatt; / -Ps. 73,19.
12958#Hiob,5,4#4. weitab vom Glück sind seine Kinder, / hilflos werden sie zertreten im Tore. /
12959#Hiob,5,5#5. Was sie geerntet, der Hungrige isst es, / selbst aus den Dornen holt er's heraus, / und der Durstige schnappt nach ihrem Gute. /
12960#Hiob,5,6#6. Denn nicht aus dem Staube geht Unheil auf, / nicht sprosst aus der Erde das Leid. /
12961#Hiob,5,7#7. Vielmehr der Mensch erzeugt das Leid, / und die Söhne der Glut fliegen hoch. /
12962#Hiob,5,8#8. Ich aber würde an Gott mich wenden / und meine Sache vor Gott bringen, /
12963#Hiob,5,9#9. der grosse Dinge tut, unergründlich, / wunderbar und ohne Zahl, / -Hiob 9,10; Ps. 40,6.
12964#Hiob,5,10#10. der Regen spendet auf die Erde / und Wasser auf die Fluren sendet, /
12965#Hiob,5,11#11. dass er die Niedrigen hoch hinstelle, / dass die Trauernden emporsteigen zum Glück; / -1.Sam. 2,8; Ps. 113,7; Lk. 1,52.
12966#Hiob,5,12#12. der zunichte macht der Listigen Pläne, / dass ihre Hände nichts Bleibendes schaffen, / -Jes. 8,10.
12967#Hiob,5,13#13. der die Klugen in ihrer Arglist fängt, / dass der Rat der Verschlagenen sich überstürzt, /
12968#Hiob,5,14#14. dass sie bei hellem Tage auf Finsternis stossen / und am Mittag tappen wie in der Nacht. / -5.Mo. 28,29.
12969#Hiob,5,15#15. Aber er rettet vor dem Schwert den Geringen / und aus der Hand des Starken den Armen; /
12970#Hiob,5,16#16. so kann der Schwache Hoffnung haben, / die Bosheit aber verschliesst ihr Maul. / -Ps. 107,42.
12971#Hiob,5,17#17. Wohl dem Menschen, den Gott zurechtweist! / So verwirf nicht die Zucht des Allmächtigen! / -Spr. 3,11; Jak. 1,12.
12972#Hiob,5,18#18. Denn er tut weh und er verbindet; / er schlägt wohl Wunden, doch seine Hand heilt. / -5.Mo. 32,39; Hos. 6,1.
12973#Hiob,5,19#19. Aus sechs Nöten errettet er dich, / und in sieben rührt kein Leid dich an. /
12974#Hiob,5,20#20. In Hungersnot erlöst er dich vom Tode - / und im Krieg aus des Schwertes Gewalt. /
12975#Hiob,5,21#21. Vor der Geissel der Zunge bist du geborgen, / du musst dich nicht fürchten, wenn Verheerung kommt. /
12976#Hiob,5,22#22. Der Verheerung und Hungersnot kannst du lachen, / hast dich nicht zu fürchten vor den Tieren des Feldes. /
12977#Hiob,5,23#23. Mit den Steinen des Ackers stehst du im Bunde / und die Tiere des Feldes sind dir befreundet. /
12978#Hiob,5,24#24. Da wirst du erfahren, dass dein Zelt sicher ist; / durchgehst du deine Wohnstatt, so vermissest du nichts. /
12979#Hiob,5,25#25. Da wirst du erfahren, dass sich mehrt dein Geschlecht, / deine Sprösslinge wie das Kraut der Erde. /
12980#Hiob,5,26#26. In voller Reife steigst du zu Grabe, / wie die Garbe einkommt zu ihrer Zeit. /
12981#Hiob,5,27#27. Siehe, das haben wir ergründet, so ist es! / Wir haben's gehört; du aber merke es dir!
12982#Hiob,6,1#1. HIOB antwortete und sprach:
12983#Hiob,6,2#2. O dass man doch meinen Unmut wöge / und mein Unglück zugleich auf die Waage legte! /
12984#Hiob,6,3#3. Denn nun ist es schwerer als der Sand der Meere; / darum ging irre meine Rede. /
12985#Hiob,6,4#4. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, / und mein Geist saugt ein ihr glühend Gift; / die Schrecken Gottes verstören mich. /
12986#Hiob,6,5#5. Schreit wohl der Wildesel, wenn er Gras hat? / und brüllt das Rind bei seinem Futter? /
12987#Hiob,6,6#6. Kann man auch Fades essen ohne Salz? / ist Wohlgeschmack im Schleim des Dotters? /
12988#Hiob,6,7#7. Meine Seele sträubt sich, daran zu rühren, / ihr ekelt ob meiner unreinen Speise. /
12989#Hiob,6,8#8. O dass doch einträfe, was ich begehre, / und Gott mir gäbe, was ich gehofft! /
12990#Hiob,6,9#9. Dass es Gott doch gefiele, mich zu zermalmen, / dass er seine Hand ausreckte und schnitte mich ab! /
12991#Hiob,6,10#10. So wäre doch das noch mein Trost, / und frohlocken wollt' ich im schonungslosen Schmerz! / Denn nicht habe ich verleugnet die Worte des Heiligen. /
12992#Hiob,6,11#11. Was ist meine Kraft, dass ich ausharre? / und was ist mein Ende, dass ich mich gedulde? /
12993#Hiob,6,12#12. Ist denn meine Kraft die Kraft von Steinen? / oder ist mein Fleisch von Erz? /
12994#Hiob,6,13#13. Fürwahr, aus ist es mit eigner Hilfe, / und rettender Rat ist mir verscheucht. /
12995#Hiob,6,14#14. Wer dem Verzagenden Güte versagt, / der gibt die Furcht des Allmächtigen auf. /
12996#Hiob,6,15#15. Meine Brüder trügen wie ein Bach, / wie Rinnsale, die über das Ufer treten, / -Jer. 12,6.
12997#Hiob,6,16#16. die schmutzig trübe sind vom Eis, / in die der Schnee sich (schmelzend) birgt - /
12998#Hiob,6,17#17. wenn sie durchglüht werden, sind sie verschwunden, / sind, wenn es heiss wird, von ihrer Stätte versiegt. /
12999#Hiob,6,18#18. Es biegen ab vom Weg die Karawanen, / ziehen hin in die Öde und kommen um. /
13000#Hiob,6,19#19. Es schauen aus die Karawanen von Thema, / die Wanderzüge von Saba hoffen auf sie; /
13001#Hiob,6,20#20. doch sie werden betrogen in ihrem Vertrauen, / sie kommen hin und werden zuschanden. /
13002#Hiob,6,21#21. So seid ihr jetzt für mich geworden; / ihr schaut das Schreckliche, und ihr schaudert. /
13003#Hiob,6,22#22. Habe ich etwa gebeten: «Gebt mir, von eurem Vermögen / bringet Geschenke für mich, /
13004#Hiob,6,23#23. errettet mich aus der Hand des Bedrängers / und kaufet mich los aus der Gewalt der Tyrannen»? /
13005#Hiob,6,24#24. Belehret mich, und ich will schweigen; / worin ich gefehlt habe, saget mir an. /
13006#Hiob,6,25#25. Wie wirksam sind doch aufrichtige Reden! / Aber was tadelt ein Tadel von euch? /
13007#Hiob,6,26#26. Worte zu rügen gedenket ihr? / In den Wind gehen doch des Verzweifelten Reden! /
13008#Hiob,6,27#27. Selbst um eine Waise würdet ihr losen, / würdet feilschen um euren Freund. /
13009#Hiob,6,28#28. Nun aber, wollet euch doch zu mir wenden! / Ins Angesicht lüge ich euch wahrlich nicht. /
13010#Hiob,6,29#29. Kehret doch um! es geschehe kein Unrecht! / Ja, kehret um! noch bin ich im Recht. /
13011#Hiob,6,30#30. Ist etwa Unrecht auf meiner Zunge? / Schmeckt nicht mein Gaumen das Unglück? /
13012#Hiob,7,1#1. Ist nicht ein Kriegsdienst des Menschen Los auf Erden? / sind nicht wie Söldners Tage seine Tage? /
13013#Hiob,7,2#2. Wie dem Sklaven, der nach dem Schatten lechzt, / wie dem Tagelöhner, der auf den Lohn hofft, /
13014#Hiob,7,3#3. so wurden auch mir beschieden Monde der Pein, / und Nächte der Mühsal hat man mir zugezählt. /
13015#Hiob,7,4#4. Wenn ich mich niederlege, spreche ich: / «Wann ist es Tag, dass ich aufstehe?» / und wenn ich aufstehe: «Wann ist es Abend?» / Und satt der Unruhe werde ich, bis es dämmert. /
13016#Hiob,7,5#5. Mein Leib kleidet sich in Fäulnis und Beulen, / meine Haut verharscht und bricht wieder auf. /
13017#Hiob,7,6#6. Meine Tage fliegen schneller als ein Weberschifflein; / sie schwinden dahin ohne Hoffnung. /
13018#Hiob,7,7#7. Gedenke, dass mein Leben nur ein Hauch ist! / Nie wieder erschaut mein Auge das Glück. / -Ps. 39,6.7; 62,10; 144,4; Jak. 4,14.
13019#Hiob,7,8#8. Nicht wird mich sehen, wer nach mir blickt; / dein Auge sucht mich, doch ich bin nicht mehr. /
13020#Hiob,7,9#9. Die Wolke entschwindet und geht dahin; / so kommt nicht herauf, wer ins Totenreich stieg. / -Hiob 10,21; 16,22.
13021#Hiob,7,10#10. Er kehrt nicht wieder zu seinem Haus, / und seine Stätte erkennt ihn nicht mehr. /
13022#Hiob,7,11#11. Darum will auch ich meinen Mund nicht hemmen, / will reden in der Not meines Herzens, / will klagen im bittern Leid meiner Seele. /
13023#Hiob,7,12#12. Bin ich denn das Meer oder der Meeresdrache, / dass du eine Wache wider mich aufstellst? /
13024#Hiob,7,13#13. Wenn ich denke: Trösten soll mich mein Bette, / mein Lager soll meine Klage erleichtern, /
13025#Hiob,7,14#14. so erschreckest du mich mit Träumen, / und durch Nachtgesichte störst du mich auf, /
13026#Hiob,7,15#15. dass meine Seele lieber ersticken möchte / und den Tod vorzöge meinen Qualen. /
13027#Hiob,7,16#16. Ich mag nicht, will nicht ewiglich leben! / Lass ab von mir! Ein Hauch nur sind ja meine Tage. /
13028#Hiob,7,17#17. Was ist doch der Mensch, dass du ihn gross achtest / und dass du dich um ihn bekümmerst? / -Ps. 8,5; 144,3.
13029#Hiob,7,18#18. dass du ihn heimsuchst jeden Morgen / und jeden Augenblick ihn prüfst? /
13030#Hiob,7,19#19. Wann endlich blickst du weg von mir / und lässest mir Ruhe einen Augenblick-1- nur? / -1) w: «bis ich meinen Speichel verschluckt».
13031#Hiob,7,20#20. Habe ich gesündigt, was schadet es dir, du Menschenhüter? / Warum hast du mich dir zur Zielscheibe gemacht? / warum bin ich dir zur Last geworden? /
13032#Hiob,7,21#21. Und warum vergibst du mir nicht mein Vergehen / und lässest nicht hingehen meine Schuld? / Denn nun werde ich in den Staub mich legen, / und wenn du mich suchst, so bin ich nicht mehr.
13033#Hiob,8,1#1. DA erwiderte Bildad von Suah und sprach:
13034#Hiob,8,2#2. Wie lange willst du solches reden / und stürmen hervor deines Mundes Worte? /
13035#Hiob,8,3#3. Wird wohl Gott das Recht verdrehen / und der Allmächtige die Gerechtigkeit? /
13036#Hiob,8,4#4. Wenn deine Kinder wider ihn sich versündigt, / gab er sie dahin in die Gewalt ihres Frevels; / -Hiob 1,18.19.
13037#Hiob,8,5#5. du aber sollst nun Gott suchen / und zu dem Allmächtigen flehen! /
13038#Hiob,8,6#6. Wenn du rein bist und fromm, / ja, dann erwacht er über dir / und stellt neu her die Wohnstatt deiner Gerechtigkeit. /
13039#Hiob,8,7#7. Da wird dein Anfang klein erscheinen, / dein Ende aber herrlich gross. /
13040#Hiob,8,8#8. Denn frage doch die, welche vor dir gewesen, / und achte auf das, was die Väter erforscht. /
13041#Hiob,8,9#9. Denn von gestern sind wir und wissen nichts, / ein Schatten sind unsre Tage auf Erden. / -1.Chr. 29,15; Ps. 102,12.
13042#Hiob,8,10#10. Werden sie dich nicht lehren, / es dir sagen und Reden hervorholen aus ihrem Herzen? /
13043#Hiob,8,11#11. «Wächst hoch das Schilfrohr, wo kein Sumpf ist? / Wird das Nilgras gross ohne Wasser? /
13044#Hiob,8,12#12. Noch grünt es, ist nicht reif zum Schnitt - / da verdorrt es schon vor allem Grase. /
13045#Hiob,8,13#13. So ist auch das Ende aller, die Gottes vergessen, / so wird auch die Hoffnung des Gottlosen zunichte, / -Spr. 10,28.
13046#Hiob,8,14#14. der sein Vertrauen setzt auf dünne Fäden / und seine Zuversicht auf Spinnengewebe. /
13047#Hiob,8,15#15. Er stützt sich auf sein Haus, und es hält nicht stand, / er hält sich daran, und es steht nicht fest. /
13048#Hiob,8,16#16. Vollsaftig steht er in der Sonne, / und seinen Garten überwuchern seine Sprosse. /
13049#Hiob,8,17#17. Über Geröll schlingen sich seine Wurzeln, / zwischen Steinen greift er durch. /
13050#Hiob,8,18#18. Doch wenn man ihn losreisst von seiner Stätte, / verleugnet sie ihn: Ich sah dich nie. /
13051#Hiob,8,19#19. Siehe, das ist die Wonne seines Lebens, / und aus dem Staube sprosst ein andrer.» /
13052#Hiob,8,20#20. Siehe, Gott verwirft den Frommen nicht / und hält nicht fest die Hand der Missetäter. /
13053#Hiob,8,21#21. Noch wird er deinen Mund mit Lachen füllen / und deine Lippen mit Jauchzen. /
13054#Hiob,8,22#22. Die dich hassen, werden sich mit Schande bedecken, / und das Zelt der Gottlosen ist nicht mehr.
13055#Hiob,9,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13056#Hiob,9,2#2. Gewiss, ich weiss, dem ist also, / und wie kann ein Mensch Recht haben vor Gott? / -Hiob 25,4; Ps. 143,2.
13057#Hiob,9,3#3. Hätte Er Lust, mit ihm zu rechten, / nicht auf eins von tausend könnte er ihm antworten. /
13058#Hiob,9,4#4. Der weisen Herzens ist und stark an Kraft - / wer böte ihm Trotz und bliebe heil? /
13059#Hiob,9,5#5. Der Berge versetzt, sie merken es nicht, / der sie umkehrt in seinem Grimme, /
13060#Hiob,9,6#6. der die Erde aufschreckt von ihrem Ort, / dass ihre Säulen erzittern, /
13061#Hiob,9,7#7. der zur Sonne spricht, und sie strahlt nicht auf, / und der die Sterne unter Siegel legt, /
13062#Hiob,9,8#8. der die Himmel ausspannt, er allein, / und einherschreitet auf den Höhen des Meeres, /
13063#Hiob,9,9#9. der den Bären gemacht und den Orion, / das Siebengestirn und die Kammern des Südens, / -Hiob 38,31; Amos 5,8.
13064#Hiob,9,10#10. der grosse Dinge tut, die unerforschlich, / und Wunderwerke ohne Zahl. / -Hiob 5,9.
13065#Hiob,9,11#11. Geht er an mir vorüber, ich sehe ihn nicht, / fährt er daher, ich gewahre ihn nicht. /
13066#Hiob,9,12#12. Rafft er dahin, wer will ihm wehren? / Wer will zu ihm sagen: Was tust du da? / -Jes. 45,9.
13067#Hiob,9,13#13. Gott tut nicht Einhalt seinem Zorn, / unter ihm duckten sich die Helfer Rahabs. / -Hiob 26,12; Ps. 89,11; Jes. 51,9.
13068#Hiob,9,14#14. Wie wollte da ich ihm Rede stehen, / meine Worte wählen ihm gegenüber? /
13069#Hiob,9,15#15. Auch wenn ich im Recht wäre, ich könnte nicht antworten, / zu meinem Richter müsste ich flehen. /
13070#Hiob,9,16#16. Wollte ich ihn vor Gericht ziehen, er stünde nicht Rede, / ich kann nicht glauben, dass er mich hörte, /
13071#Hiob,9,17#17. er, der im Sturmwind nach mir hascht / und mir ohne Grund viele Wunden schlägt, /
13072#Hiob,9,18#18. der mich nicht Atem schöpfen lässt, / sondern mich sättigt mit bitterm Leid. /
13073#Hiob,9,19#19. Gilt es die Kraft eines Starken: siehe, da ist er; / gilt es das Recht: wer will ihn vorladen? /
13074#Hiob,9,20#20. Hätte ich auch Recht, mein Mund gäbe mir Unrecht / und spräche mich schuldig, wäre ich gleich schuldlos. /
13075#Hiob,9,21#21. Schuldlos bin ich! Ich achte nicht meiner Seele, / und ich verschmähe mein Leben! /
13076#Hiob,9,22#22. Es ist eins! Darum sage ich: / Schuldlose wie Schuldige vernichtet er! / -Hiob 34,9; Pred. 9,2.3.
13077#Hiob,9,23#23. Wenn seine Geissel plötzlich tötet, / so lacht er der Verzweiflung der Unschuldigen. /
13078#Hiob,9,24#24. Ist ein Land gegeben in Frevlershand, / so verhüllt er das Angesicht seiner Gebieter - / wenn nicht Er, wer tut es denn? /
13079#Hiob,9,25#25. Und meine Tage sind schneller als Läufer, / sie fliehen, ehe sie Glück geschaut; / -Hiob 7,7.
13080#Hiob,9,26#26. sie gleiten vorüber wie Schiffe von Rohr, / wie ein Adler, der auf den Frass stösst. /
13081#Hiob,9,27#27. Wenn ich denke: Ich will meine Klage vergessen, / will meine (traurige) Miene lassen und heiter blicken, /
13082#Hiob,9,28#28. so graut mir vor all meinen Schmerzen; / ich weiss, dass du mich nicht ledig sprichst. /
13083#Hiob,9,29#29. Ich soll ja (nun einmal) schuldig sein; / warum denn mühe ich mich umsonst? /
13084#Hiob,9,30#30. Wenn ich mich schon wüsche mit Schnee / und mit Lauge reinigte meine Hände, / -Jer. 2,22.
13085#Hiob,9,31#31. dann würdest du mich in Unrat tauchen, / dass meine Kleider vor mir einen Abscheu hätten. /
13086#Hiob,9,32#32. Denn er ist nicht ein Mensch, wie ich, / dass ich ihm erwiderte, dass wir zusammen vor Gericht gingen; / -Pred. 6,10; Jer. 49,19.
13087#Hiob,9,33#33. es ist kein Schiedsrichter zwischen uns, / der seine Hand auf uns beide legte. /
13088#Hiob,9,34#34. Er nehme weg von mir seine Rute, / dass mich der Schrecken vor ihm nicht verstöre! /
13089#Hiob,9,35#35. So will ich reden und ihn nicht fürchten; / denn solcher Dinge bin ich mir nicht bewusst. /
13090#Hiob,10,1#1. Meiner Seele ekelt ob meines Lebens, / ich will meiner Klage wider ihn freien Lauf lassen, / will reden in der Bitternis meiner Seele, /
13091#Hiob,10,2#2. will sprechen zu Gott: Verdamme mich nicht, / lass mich wissen, warum du wider mich haderst. /
13092#Hiob,10,3#3. Ist dir's denn Gewinn, dass du unterdrückst, / dass du verwirfst das Werk deiner Hände / und zum Rate der Gottlosen leuchtest? /
13093#Hiob,10,4#4. Hast du denn Fleisches Augen, / oder siehest du etwa, wie Menschen sehen? /
13094#Hiob,10,5#5. Sind wie Tage der Menschen deine Tage, / sind deine Jahre wie die eines Mannes; /
13095#Hiob,10,6#6. dass du forschest nach meiner Schuld / und suchest nach meiner Sünde, /
13096#Hiob,10,7#7. da du doch weisst, dass ich schuldlos bin / und dass niemand errettet aus deiner Hand? /
13097#Hiob,10,8#8. Deine Hände haben mich kunstvoll gemacht und gebildet; / danach hast du dich abgewandt und mich vernichtet. / -Ps. 119,73; 139,14.
13098#Hiob,10,9#9. Gedenke doch, dass du wie Ton mich gebildet! / Und zu Staube willst du mich wieder machen? / -1.Mo. 2,7; 3,19.
13099#Hiob,10,10#10. Hast du mich nicht hingegossen wie Milch / und wie Käse mich gerinnen lassen? /
13100#Hiob,10,11#11. Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet / und mich durchflochten mit Knochen und Sehnen. /
13101#Hiob,10,12#12. Leben und Lebenskraft hast du in mich gelegt, / und deine Fürsorge hat meinen Odem behütet. /
13102#Hiob,10,13#13. Doch dieses hast du in deinem Herzen verborgen, / ich weiss, dass es also bei dir beschlossen: /
13103#Hiob,10,14#14. Wenn ich sündigte, wolltest du acht darauf haben / und von meiner Schuld mich nicht freisprechen. /
13104#Hiob,10,15#15. Wäre ich schuldig, dann wehe mir! / und wäre ich schuldlos, so sollte ich doch mein Haupt nicht erheben, / gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend. /
13105#Hiob,10,16#16. Und höbe es sich, wie ein Löwe wolltest du nach mir jagen / und abermals dich wunderbar an mir erweisen, /
13106#Hiob,10,17#17. aufs neue stets deine Zeugen wider mich aufstellen / und deinen Unmut mehren gegen mich, / mir immer wieder Frondienst auferlegen. /
13107#Hiob,10,18#18. Warum liessest du mich kommen aus dem Mutterschoss / mich nicht verscheiden, dass kein Auge mich sah? / -Hiob 3,11.
13108#Hiob,10,19#19. Wie wenn ich nicht gewesen, wäre ich dann, / vom Mutterschoss weg zu Grabe getragen. /
13109#Hiob,10,20#20. Sind nicht der Tage meines Lebens nur wenige noch? / Lass doch ab von mir, dass ich mich ein wenig erheitre, /
13110#Hiob,10,21#21. ehe ich dahinfahre ohne Wiederkehr / ins Land der Finsternis und des Dunkels, / -Hiob 7,10.
13111#Hiob,10,22#22. ins Land so düster wie die schwarze Nacht, / ins Dunkel, wo kein Mittag ist.
13112#Hiob,11,1#1. DA erwiderte Zophar von Naama und sprach:
13113#Hiob,11,2#2. Soll man dem Worthelden nicht antworten, / und soll Recht behalten der Schwätzer? /
13114#Hiob,11,3#3. Sollen Männer schweigen zu deinem Gerede? / Du dürftest spotten, und keiner beschämte (dich)? /
13115#Hiob,11,4#4. Sprachest du doch: «Meine Lehre ist lauter, / und rein war ich in deinen Augen.» /
13116#Hiob,11,5#5. Aber dass Gott doch reden wollte / und seine Lippen gegen dich auftäte /
13117#Hiob,11,6#6. und dir die verborgene Weisheit eröffnete, / dass sie wie ein Wunder ist an Rat! / Dann würdest du wohl erkennen, / dass Gott dir noch vergisst von deiner Schuld. /
13118#Hiob,11,7#7. Kannst du die Tiefen Gottes ergründen / oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen? /
13119#Hiob,11,8#8. die höher als der Himmel - was willst du machen? / tiefer als die Unterwelt - was willst du verstehen? /
13120#Hiob,11,9#9. weiter als die Erde an Mass / und breiter noch als das Meer! /
13121#Hiob,11,10#10. Wenn er daherfährt und in Fesseln schlägt / und zum Gericht ruft - wer will ihm wehren? /
13122#Hiob,11,11#11. Denn er, er kennt die argen Leute, / er sieht den Frevel und achtet darauf. /
13123#Hiob,11,12#12. Auch ein Hohlkopf kann noch Verstand annehmen / und ein junger Wildesel noch zum Menschen werden. /
13124#Hiob,11,13#13. Wenn du nun dein Herz bereitest / und zu Gott deine Hände erhebst - /
13125#Hiob,11,14#14. ist Frevel an deiner Hand, so schaffe ihn weg / und lass kein Unrecht wohnen in deinen Zelten -, /
13126#Hiob,11,15#15. dann darfst du dein Antlitz erheben ohne Makel, / wirst festgegründet sein und dich nicht fürchten. /
13127#Hiob,11,16#16. Ja, dann wirst du der Mühsal vergessen, / und wie an Wasser, das zerronnen, wirst du daran denken. /
13128#Hiob,11,17#17. Und heller als der Mittag geht dir das Leben auf, / die Finsternis wird wie der Morgen sein. /
13129#Hiob,11,18#18. Und du bist voll Zuversicht, weil Hoffnung ist, / und hast du umgeschaut, legst du dich sicher schlafen. / -Ps. 4,9.
13130#Hiob,11,19#19. Du lagerst dich, und niemand wird dich schrecken, / und viele werden dich umschmeicheln; /
13131#Hiob,11,20#20. aber die Augen der Gottlosen schmachten dahin, / (jede) Zuflucht ist ihnen verloren, / und ihre Hoffnung ist Verhauchen der Seele.
13132#Hiob,12,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13133#Hiob,12,2#2. Wahrhaftig, ja, ihr seid die Rechten, / und mit euch wird die Weisheit sterben! /
13134#Hiob,12,3#3. Auch ich habe Verstand, so gut wie ihr, / und bin nicht minder als ihr. / Und bei wem fände man dergleichen nicht? /
13135#Hiob,12,4#4. Zum Gespött wird seinem Nächsten der, / der Gott anrief und den er erhörte; / zum Gespött wird der Gerechte, der Fromme. /
13136#Hiob,12,5#5. Dem Unglück Verachtung! so denkt der Sichere, / ein Stoss noch denen, deren Fuss schon wankt. /
13137#Hiob,12,6#6. Um die Zelte der Räuber steht es wohl, / und sicher leben, die Gott erzürnen, / wer Gott in seiner Faust führt. / -Ps. 73,12; Jer. 12,1.
13138#Hiob,12,7#7. Frage doch das Vieh, dass es dich belehre, / die Vögel des Himmels, dass sie dir kundtun, /
13139#Hiob,12,8#8. oder das Wild des Feldes, dass es dich belehre, / und dir sollen erzählen die Fische des Meeres. /
13140#Hiob,12,9#9. Wer wüsste es nicht unter diesen allen, / dass die Hand des Herrn dies gemacht hat? /
13141#Hiob,12,10#10. in dessen Hand alles Lebenden Seele / und der Odem aller Menschen ist. /
13142#Hiob,12,11#11. Soll nicht das Ohr die Worte prüfen, / der Gaumen sich die Speise kosten? / -Hiob 34,3.
13143#Hiob,12,12#12. «Bei den Wohlbetagten findet man Weisheit, / und langes Leben ist Einsicht.» / -Hiob 8,8.
13144#Hiob,12,13#13. Bei Ihm ist Weisheit und Stärke, / sein ist der Rat und die Einsicht. /
13145#Hiob,12,14#14. Siehe, er reisst nieder - wer baut wieder auf? / Er kerkert ein - wer tut wieder auf? / -Jes. 22,22.
13146#Hiob,12,15#15. Siehe, er hält zurück die Wasser und schafft Dürre; / er lässt sie los, und sie verheeren die Erde. /
13147#Hiob,12,16#16. Bei ihm ist Stärke und Bestand; / sein ist, der irrt und der irreführt. /
13148#Hiob,12,17#17. Die Ratsherren der Erde macht er zu Toren, / und Richter lässt er zu Narren werden. /
13149#Hiob,12,18#18. Die Fessel von Königen löst er auf / und gürtet ihre Hüften mit Banden. /
13150#Hiob,12,19#19. Priester lässt er barfuss wandern, / und uralt Mächtige stürzt er um. /
13151#Hiob,12,20#20. Er nimmt die Rede den Wohlbewährten / und raubt den Alten das Urteil. /
13152#Hiob,12,21#21. Verachtung schüttet er aus über Edle, / und den Gurt der Starken löst er auf. / -Ps. 107,40.
13153#Hiob,12,22#22. Er deckt Verborgenes auf aus dem Dunkel, / und die Finsternis bringt er ans Licht. / -1.Kor 4,5.
13154#Hiob,12,23#23. Er hebt Völker empor und verderbt sie dann, / breitet Nationen weit aus und führt sie hinweg. /
13155#Hiob,12,24#24. Den Häuptern des Landes nimmt er den Verstand / und lässt sie irren in pfadloser Öde, /
13156#Hiob,12,25#25. dass sie tappen in Finsternis ohne Licht / und dass sie wie Trunkene taumeln. /
13157#Hiob,13,1#1. Siehe, dies alles hat mein Auge gesehen, / mein Ohr gehört und darauf gemerkt. /
13158#Hiob,13,2#2. So viel ihr wisset, weiss auch ich; / ich bin nicht minder als ihr. /
13159#Hiob,13,3#3. Aber zum Allmächtigen möchte ich reden, / und mich gelüstet, mit Gott zu rechten. /
13160#Hiob,13,4#4. Denn ihr, ihr übertüncht (die Wahrheit) mit Lügen, / und Pfuschärzte seid ihr alle. /
13161#Hiob,13,5#5. O dass ihr doch nur stille schwieget! / - Als Weisheit würde es euch angerechnet. /
13162#Hiob,13,6#6. So höret nun meines Mundes Rüge / und vernehmet das Hadern meiner Lippen. /
13163#Hiob,13,7#7. Für Gott wollt ihr Verkehrtes reden / und ihn mit Trug verteidigen? /
13164#Hiob,13,8#8. Für ihn wollt ihr Partei ergreifen, / und Gottes Sache wollt ihr führen? /
13165#Hiob,13,9#9. Stünde es wohl gut, wenn er euch erforschte? / Oder wollt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht? /
13166#Hiob,13,10#10. Strenge strafen wird er euch, / wenn ihr hinterhältig seine Partei nehmt. /
13167#Hiob,13,11#11. Wird nicht seine Hoheit euch betäuben / und sein Schrecken auf euch fallen? /
13168#Hiob,13,12#12. Eure Denksprüche sind Sprüche in Asche, / eure Schanzen sind Schanzen von Lehm. /
13169#Hiob,13,13#13. So schweiget nun und lasset mich reden, / es komme über mich, was da mag! /
13170#Hiob,13,14#14. Ich will mein Fleisch in meine Zähne nehmen / und meine Seele auf meine Hände legen.-1- / -1) Sinn: Leib und Leben aufs Spiel setzen.
13171#Hiob,13,15#15. Siehe, er tötet mich, ich halte es nicht aus; / nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht dartun. /
13172#Hiob,13,16#16. Auch das schon gereicht mir zum Heil, / dass ein Ruchloser nicht vor ihn tritt. /
13173#Hiob,13,17#17. So höret, achtet auf meine Rede, / ich will berichten vor euren Ohren. /
13174#Hiob,13,18#18. Siehe doch, ich habe meine Sache gerüstet / und weiss, dass ich im Rechte bin. /
13175#Hiob,13,19#19. Wer ist, der mit mir rechten könnte? / Denn alsdann wollte ich schweigen und sterben. /
13176#Hiob,13,20#20. Nur zwei Dinge tue mir nicht an, / so will ich mich dir nicht entziehen: /
13177#Hiob,13,21#21. Deine Hand tue weg von mir, / und der Schrecken vor dir verstöre mich nicht! /
13178#Hiob,13,22#22. Dann lade du vor, und ich stehe Rede; / oder lass mich reden und gib mir Antwort! /
13179#Hiob,13,23#23. Wieviel sind meiner Vergehen und Sünden? / Meine Schuld und Sünde lass mich wissen. /
13180#Hiob,13,24#24. Warum verbirgst du dein Angesicht / und hältst mich für deinen Feind? / -Hiob 19,11; 30,21; 33,10.
13181#Hiob,13,25#25. Willst du ein verwehtes Blatt erschrecken / und einen dürren Halm verfolgen, /
13182#Hiob,13,26#26. dass du mir Bitteres auferlegst / und mich büssen lässest die Schuld meiner Jugend? / -Ps. 25,7.
13183#Hiob,13,27#27. Dass du meine Füsse in den Block legst / und alle meine Pfade belauerst, / um meine Fußsohlen dir einen Kreis ziehst? / -Hiob 33,11.
13184#Hiob,13,28#28. *Und er zerfällt wie vom Wurmfrass, / wie ein Kleid, das die Motten zerfressen.
13185#Hiob,14,1#1. Der Mensch, vom Weibe geboren, / ist kurzen Lebens und voller Unruhe. /
13186#Hiob,14,2#2. Wie eine Blume geht er auf und welkt, / schwindet dahin wie ein Schatten und hat nicht Bestand. / -Ps. 103,15.
13187#Hiob,14,3#3. Und über einem solchen hältst du dein Auge offen, / und ihn ziehst du vor dein Gericht? /
13188#Hiob,14,4#4. Wie könnte ein Reiner von Unreinen kommen? / Auch nicht einer! /
13189#Hiob,14,5#5. Wenn doch seine Tage bestimmt sind / und die Zahl seiner Monde bei dir beschlossen, / und du sein Ziel gesetzt, das er nicht überschreite, /
13190#Hiob,14,6#6. so blicke weg von ihm und lass ihn ruhen, / dass er doch seines Tages froh werde wie ein Tagelöhner. /
13191#Hiob,14,7#7. Denn für den Baum gibt es doch eine Hoffnung: / wird er gleich umgehauen, er kann wieder treiben, / und seine Schosse hören nicht auf. /
13192#Hiob,14,8#8. Wenn seine Wurzel auch alt wird in der Erde / und sein Stumpf im Staub erstirbt, /
13193#Hiob,14,9#9. vom Duft des Wassers schlägt er wieder aus / und treibt Zweige wie ein frisches Reis. /
13194#Hiob,14,10#10. Der Mann aber stirbt und ist dahin, / der Mensch verscheidet - und wo ist er? /
13195#Hiob,14,11#11. Die Wasser schwinden aus dem Meere, / und der Strom versiegt und trocknet aus; /
13196#Hiob,14,12#12. der Mensch entschläft und ersteht nicht wieder; / bis die Himmel vergehen, erwacht er nicht, / wird nicht aufgeweckt aus seinem Schlafe. /
13197#Hiob,14,13#13. Ach, dass du mich im Totenreich bärgest, / mich verstecktest, bis dein Zorn sich gewendet, / ein Ziel mir setztest und dann meiner gedächtest! /
13198#Hiob,14,14#14. Wenn der Mann stirbt, wird er wieder lebendig?* / All meine Dienstzeit wollte ich ausharren, / bis dass meine Ablösung käme. / -Hiob 7,1.
13199#Hiob,14,15#15. Dann würdest du rufen und ich dir antworten, / nach dem Werk deiner Hände sehntest du dich. /
13200#Hiob,14,16#16. Ja, dann zähltest du meine Schritte, / würdest nicht achthaben auf meine Sünde. / -Hiob 34,21.
13201#Hiob,14,17#17. Versiegelt im Beutel wäre mein Vergehen, / und du übertünchtest meine Schuld. /
13202#Hiob,14,18#18. Aber auch ein Berg muss fallen, / und ein Fels rückt fort von seiner Stelle, /
13203#Hiob,14,19#19. Steine werden vom Wasser zerrieben, / es schwemmt der Wolkenbruch das Erdreich weg: / so machst du die Hoffnung des Menschen zunichte. /
13204#Hiob,14,20#20. Du überwältigst ihn für immer, und er fährt dahin, / du entstellst sein Antlitz und schickst ihn fort. /
13205#Hiob,14,21#21. Seine Kinder kommen zu Ehren - er weiss es nicht; / sie kommen herunter - er gewahrt sie nicht. /
13206#Hiob,14,22#22. Nur solange sein Fleisch an ihm ist, fühlt es Schmerz, / solange seine Seele in ihm, trauert sie.
13207#Hiob,15,1#1. DA erwiderte Eliphas von Theman und sprach:
13208#Hiob,15,2#2. Darf ein Weiser mit windigem Wissen erwidern / und sich mit Ostwind blähen? /
13209#Hiob,15,3#3. zurechtweisen mit Rede, die nichts frommt, / und mit Worten, durch die er nichts nützt? /
13210#Hiob,15,4#4. Und du, du verletzest die Gottesfurcht / und zerstörst die Andacht vor Gott! /
13211#Hiob,15,5#5. Denn deine Schuld lehrt deinen Mund, / und du wählst die Sprache der Listigen. /
13212#Hiob,15,6#6. Dich verdammt dein eigner Mund, nicht ich, / und deine Lippen zeugen wider dich. /
13213#Hiob,15,7#7. Bist du als Erster der Menschen geboren / und vor den Hügeln erschaffen? /
13214#Hiob,15,8#8. Hörst du im Rate Gottes zu / und reissest so die Weisheit an dich? / -Jer. 23,18; Röm. 11,34.
13215#Hiob,15,9#9. Was weisst du doch, das wir nicht wüssten? / Was verstehst du, das uns verborgen wäre? /
13216#Hiob,15,10#10. Auch ein Grauer, ein Alter ist unter uns, / reicher an Tagen als dein Vater. /
13217#Hiob,15,11#11. Sind dir zu gering die Tröstungen Gottes / und das Wort, das gelinde mit dir (verfuhr)? /
13218#Hiob,15,12#12. Was reisst dein Herz dich fort, / und was rollen deine Augen, /
13219#Hiob,15,13#13. dass du wider Gott dein Schnauben kehrst / und (solche) Worte entfahren lässest deinem Munde? /
13220#Hiob,15,14#14. Was ist doch der Mensch, dass er rein sein könnte? / dass gerecht sein sollte der vom Weibe Geborne? / -Hiob 4,17.
13221#Hiob,15,15#15. Sieh, seinen Heiligen traut er nicht; / die Himmel sind nicht rein in seinen Augen, / -Hiob 4,18; 25,5.
13222#Hiob,15,16#16. geschweige denn der Verworfene, der Verderbte, / der Mensch, der Frevel trinkt wie Wasser! /
13223#Hiob,15,17#17. Ich will dich berichten, höre mir zu, / und was ich gesehen, das will ich erzählen, /
13224#Hiob,15,18#18. was die Weisen verkünden, / was ihre Väter nicht verhehlten, /
13225#Hiob,15,19#19. die noch allein das Land besassen, / sodass kein Fremder bei ihnen umherzog: /
13226#Hiob,15,20#20. Sein Leben lang ängstigt sich der Gottlose, / all die Jahre, die dem Tyrannen bestimmt sind. /
13227#Hiob,15,21#21. Schreckensstimmen sind in seinen Ohren, / im Frieden überfällt ihn der Verderber. /
13228#Hiob,15,22#22. Er glaubt nicht, dass er wiederkehre aus dem Dunkel, / ersehen ist er für das Schwert. /
13229#Hiob,15,23#23. Er irrt umher nach Brot: wo ist es? / er weiss, dass Verderben ihm bereitet ist. /
13230#Hiob,15,24#24. Der Tag der Finsternis erschreckt ihn, / Angst und Bangen überwältigt ihn, / wie ein König, gerüstet zum Sturm; /
13231#Hiob,15,25#25. denn wider Gott reckt er die Hand, / und dem Allmächtigen bietet er Trotz, /
13232#Hiob,15,26#26. rennt wider ihn mit (steifem) Nacken, / mit den dichtgedrängten Buckeln seiner Schilde. /
13233#Hiob,15,27#27. Denn sein Gesicht hat er bedeckt mit Fett, / und Schmer angesetzt an seinen Lenden, /
13234#Hiob,15,28#28. schlug seine Wohnung auf in verfemten Städten, / in Häusern, wo niemand wohnen sollte, / die zu Steinhaufen bestimmt waren. /
13235#Hiob,15,29#29. Er wird nicht reich, und sein Besitz hat nicht Bestand, / und seine Ähre neigt sich nicht zur Erde. /
13236#Hiob,15,30#30. Er entkommt nicht aus der Finsternis, / seine Schosse dörrt die Flamme, / und durch den Wind wird seine Frucht verweht. /
13237#Hiob,15,31#31. Nicht traue er auf Nichtiges, er ist getäuscht; / denn das Nichts wird seine Vergeltung sein! /
13238#Hiob,15,32#32. Ehe sein Tag kommt, erfüllt es sich, / und sein Palmzweig grünt nicht mehr. /
13239#Hiob,15,33#33. Wie der Weinstock stösst er ab unreife Trauben / und wirft wie der Ölbaum seine Blüte ab. /
13240#Hiob,15,34#34. Denn des Frevlers Rotte ist unfruchtbar, / und Feuer frisst die Zelte der Bestechung. /
13241#Hiob,15,35#35. Sie sind mit Mühsal schwanger und gebären Unheil, / und ihr Schoss bereitet Trug. -Ps. 7,15; Jes. 59,4.
13242#Hiob,16,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13243#Hiob,16,2#2. Solches habe ich oft gehört. / Leidige Tröster seid ihr alle! /
13244#Hiob,16,3#3. Sind nun zu Ende die windigen Worte? / Oder was reizt dich, zu antworten? /
13245#Hiob,16,4#4. Auch ich könnte wohl reden wie ihr, / wäret ihr nur an meiner Stelle, / wollte wider euch Worte fügen / und wollte den Kopf über euch schütteln. /
13246#Hiob,16,5#5. Ich wollte euch mit dem Munde stärken / und nicht zurückhalten den Trost der Lippen. /
13247#Hiob,16,6#6. Rede ich, mein Schmerz wird nicht gelindert, / und schweige ich, was weicht von mir? /
13248#Hiob,16,7#7. Ja, jetzt hat Er mich ermüdet, mich verstört, / all mein Elend packte mich; /
13249#Hiob,16,8#8. zum Zeugen ward es und stand wider mich, / mein Siechtum verklagt mich ins Gesicht. /
13250#Hiob,16,9#9. Sein Zorn zerriss und befehdete mich, / er knirschte über mich mit den Zähnen; / mein Feind wetzt seine Augen wider mich. /
13251#Hiob,16,10#10. Sie reissen wider mich das Maul auf, / mit Schmähung schlagen sie mich auf die Backen; / insgesamt scharen sie sich wider mich. / -Ps. 35,21.
13252#Hiob,16,11#11. Gott überliefert mich den Buben, / in die Hände der Gottlosen stürzt er mich. /
13253#Hiob,16,12#12. Ich lebte ruhig, da zerbrach er mich, / packte mich beim Nacken und zerschmetterte mich; / er stellte mich zum Ziele für sich auf: /
13254#Hiob,16,13#13. seine Pfeile schwirren um mich her; / erbarmungslos durchbohrt er meine Nieren / und schüttet meine Galle auf die Erde. /
13255#Hiob,16,14#14. Bresche auf Bresche bricht er in mich, / rennt wider mich an wie ein Held. /
13256#Hiob,16,15#15. Den Sack habe ich um meinen Leib genäht / und in den Staub gesenkt mein Horn.-1- / -1) zu diesem Ausdruck vgl. 1.Sam. 2,1.
13257#Hiob,16,16#16. Mein Antlitz ist vom Weinen rot, / und tiefes Dunkel liegt auf meinen Wimpern, /
13258#Hiob,16,17#17. obgleich kein Unrecht klebt an meinen Händen / und mein Gebet rein ist. /
13259#Hiob,16,18#18. O Erde, decke mein Blut nicht zu, / mein Schreien finde keine Ruhstatt! /
13260#Hiob,16,19#19. Schon jetzt, siehe, lebt im Himmel mir ein Zeuge, / mir ein Mitwisser in der Höhe. /
13261#Hiob,16,20#20. Es spotten meiner meine Freunde; / zu Gott blickt tränend auf mein Auge, /
13262#Hiob,16,21#21. dass er Recht schaffe dem Manne gegen Gott, / dem Menschen gegen seinen Freund! /
13263#Hiob,16,22#22. Denn nur noch wenige Jahre, / und ich wandle den Pfad, den ich nicht wiederkehre. / -Hiob 10,21.
13264#Hiob,17,1#1. Sein Zorn hat verwüstet meine Tage, / nur die Gräber bleiben mir. /
13265#Hiob,17,2#2. Fürwahr, Spöttereien sind mein Teil, / und auf Bitterkeiten muss mein Auge weilen. /
13266#Hiob,17,3#3. Lege doch die Bürgschaft für mich bei dir nieder! / Wer sonst wird in meine Hand einschlagen? /
13267#Hiob,17,4#4. Denn ihr Herz hast du der Einsicht verschlossen; / drum wirst du sie nicht obsiegen lassen. /
13268#Hiob,17,5#5. Wer zur Pfändung anzeigt seine Freunde, / dessen Kindern werden die Augen verschmachten. /
13269#Hiob,17,6#6. Du machtest mich den Leuten zum Sprichwort, / und einer, dem man ins Gesicht speit, muss ich sein. / -Hiob 30,9.
13270#Hiob,17,7#7. Mein Auge ist vor Gram erloschen, / und alle meine Glieder sind wie ein Schatten. / -Ps. 6,8; 31,10.
13271#Hiob,17,8#8. Darüber entsetzen sich die Rechtschaffenen, / und der Reine empört sich über den Ruchlosen. /
13272#Hiob,17,9#9. Der Gerechte hält fest an seinem Wege, / und wer reine Hände hat, nimmt zu an Kraft. /
13273#Hiob,17,10#10. Ihr alle aber, kommt nur wieder her; / ich finde doch keinen Weisen unter euch. /
13274#Hiob,17,11#11. Meine Tage sind entschwunden; / meine Pläne sind zerrissen, die Wünsche meines Herzens. /
13275#Hiob,17,12#12. Die Nacht geben sie für hellen Tag aus: / Licht werde kommen von der Finsternis her! /
13276#Hiob,17,13#13. Wenn ich hoffe, ist die Unterwelt mein Haus, / im Dunkel breite ich hin mein Lager. /
13277#Hiob,17,14#14. Zur Grube sage ich «Meine Mutter!» / und «Meine Schwester!» zum Gewürm. /
13278#Hiob,17,15#15. Wo denn ist für mich noch Hoffnung, / und mein Glück - wer kann es schauen? /
13279#Hiob,17,16#16. Kommt es hinab mit mir zur Unterwelt, / oder fahren wir zusammen in den Staub?
13280#Hiob,18,1#1. DA erwiderte Bildad von Suah und sprach:
13281#Hiob,18,2#2. Wie lange noch? Mache ein Ende dem Geschwätz! / Merke auf und lass auch uns nun reden! /
13282#Hiob,18,3#3. Warum sind wir geachtet wie das Vieh, / sind abgetan in deinen Augen? /
13283#Hiob,18,4#4. Der du dich selbst in deinem Zorn zerreissest, / soll deinetwegen die Erde veröden / und der Fels von seiner Stelle rücken? /
13284#Hiob,18,5#5. Ja, das Licht des Gottlosen erlischt, / und nicht strahlt die Flamme seines Feuers. /
13285#Hiob,18,6#6. Das Licht in seinem Zelt wird dunkel, / und seine Leuchte über ihm erlischt. /
13286#Hiob,18,7#7. Eingeengt werden seine kräftigen Schritte, / und sein eigner Ratschlag bringt ihn zu Fall. /
13287#Hiob,18,8#8. Denn von den eignen Füssen wird er ins Netz getrieben, / und über Flechtwerk wandelt er einher. /
13288#Hiob,18,9#9. Es packt die Schlinge seine Ferse, / und der Fallstrick hält ihn fest. /
13289#Hiob,18,10#10. Versteckt am Boden ist für ihn der Strick / und eine Falle für ihn auf dem Pfad. /
13290#Hiob,18,11#11. Ringsum ängstigen ihn Schrecken / und hetzen ihn auf Schritt und Tritt. /
13291#Hiob,18,12#12. Es hungert nach ihm das Unheil, / und das Verderben ist bereit zu seinem Sturz. /
13292#Hiob,18,13#13. Zerfressen wird von Krankheit seine Haut; / seine Glieder frisst der Erstgeborne des Todes-1-. / -1) d.h. die furchtbarste Krankheit.
13293#Hiob,18,14#14. Er wird herausgerissen aus seinem Zelte, seiner Zuversicht, / und er muss hinschreiten zum Könige des Schreckens. /
13294#Hiob,18,15#15. Es haust in seinem Zelte das Verderben, / und Schwefel wird gestreut auf seine Wohnung. /
13295#Hiob,18,16#16. Unten werden seine Wurzeln dürr, / und oben verwelken seine Zweige. /
13296#Hiob,18,17#17. Man wird seiner im Lande nimmermehr gedenken, / und er wird keinen Namen auf der Gasse haben. / -Ps. 109,13; Spr. 10,7.
13297#Hiob,18,18#18. Er-1- stösst ihn aus dem Lichte in die Finsternis / und verscheucht ihn aus der Welt. / -1) d.i. Gott.
13298#Hiob,18,19#19. Nicht Spross noch Schoss hat er in seinem Volke / und keinen, der zu gastlicher Stätte entronnen. /
13299#Hiob,18,20#20. Ob seines Tages-1- erstarren die im Westen, / und die im Osten fasst ein Graus. / -1) d.i. Endes.
13300#Hiob,18,21#21. Ja, so ergeht es den Wohnungen des Ungerechten, / und so der Stätte dessen, der Gott nicht kennt.
13301#Hiob,19,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13302#Hiob,19,2#2. Wie lange wollt ihr meine Seele quälen / und mit Gerede mich zermalmen? /
13303#Hiob,19,3#3. Zehnmal nun schon schmäht ihr mich / und schämt euch nicht, mich zu misshandeln! /
13304#Hiob,19,4#4. Hätte ich wirklich mich verfehlt? / hätte die Verfehlung bei mir ihre Wohnstatt?-1- / -1) aüs: «Und wenn ich wirklich einmal fehlte, so bliebe doch meine Verfehlung bei mir.»
13305#Hiob,19,5#5. Oder wollt ihr wider mich grosstun / und mich zurechtweisen durch Beschimpfung? /
13306#Hiob,19,6#6. Erkennet doch, dass Gott mein Recht gebeugt / und mich mit seinem Netz umfangen hat. /
13307#Hiob,19,7#7. Seht, ich schreie: Gewalt! und bekomme nicht Antwort, / ich rufe um Hilfe und finde kein Recht. /
13308#Hiob,19,8#8. Meinen Weg hat er verbaut, ich kann nicht weiter, / auf meine Pfade legt er Finsternis. / -Hiob 3,23; Kla. 3,7.
13309#Hiob,19,9#9. Meiner Ehre hat er mich entkleidet / und die Krone mir vom Haupt genommen. /
13310#Hiob,19,10#10. Er brach mich nieder um und um, / und ich fahre dahin, er riss meine Hoffnung aus wie einen Baum. /
13311#Hiob,19,11#11. Sein Zorn ist wider mich entbrannt, / und er achtete mich für seinen Feind. / -Hiob 13,24; 33,10.
13312#Hiob,19,12#12. Allzumal rückten heran seine Scharen, / bahnten ihren Weg wider mich / und lagerten sich rings um mein Zelt. /
13313#Hiob,19,13#13. Meine Brüder haben sich von mir getan, / und fremd sind mir geworden meine Bekannten. /
13314#Hiob,19,14#14. Meine Verwandten kennen mich nicht mehr, / vergessen haben mich die Gäste meines Hauses. / -Ps. 38,12; 69,9.
13315#Hiob,19,15#15. Meine Mägde halten mich für einen Fremdling, / als ein Unbekannter gelte ich ihnen. /
13316#Hiob,19,16#16. Ich rufe meinem Knechte - er gibt nicht Antwort, / mit meinem Munde muss ich ihn anflehen. /
13317#Hiob,19,17#17. Mein Atem ward zuwider meinem Weibe / und mein Geruch den Kindern meines Leibes. /
13318#Hiob,19,18#18. Ja, auch die Buben verachten mich; / will ich aufstehen, so höhnen sie mich. /
13319#Hiob,19,19#19. Mich verabscheuen alle meine Vertrauten, / und die ich liebhatte, kehren sich wider mich. / -Ps. 41,10.
13320#Hiob,19,20#20. In meiner Haut verfault mein Fleisch, / nur Haut um meine Zähne bleibt mir übrig. /
13321#Hiob,19,21#21. Erbarmt, erbarmt euch mein, ihr, meine Freunde, / denn die Hand Gottes hat mich getroffen! /
13322#Hiob,19,22#22. Warum verfolgt ihr mich wie Gott / und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen? /
13323#Hiob,19,23#23. O dass aufgeschrieben würden, / in ein Buch verzeichnet meine Worte! /
13324#Hiob,19,24#24. mit eisernem Griffel und mit Blei / auf ewig in den Felsen eingegraben! /
13325#Hiob,19,25#25. -1-Ich aber weiss: mein Anwalt lebt, / und ein Vertreter ersteht (mir) über dem Staube. / -1) die gegebene Üs. dieser schwierigen Stelle sucht dem Sinn des (in V. 26 sehr unsicheren) hebrT. möglichst zu entsprechen.
13326#Hiob,19,26#26. Selbst wenn die Haut an mir zerschlagen ist, / mein Fleisch geschwunden, werde ich Gott schauen, /
13327#Hiob,19,27#27. ja ich, ich werde ihn schauen mir zum Heil, / und meine Augen werden ihn sehen, nicht als Feind. / Meine Nieren verzehren sich in meinem Innern. /
13328#Hiob,19,28#28. Wenn ihr sagt: «Wie wollen wir ihn verfolgen, / den Grund der Sache an ihm finden!» /
13329#Hiob,19,29#29. so fürchtet für euch selbst das Schwert! / denn Zorn kommt über die Schuldigen, / auf dass ihr wisst: Es gibt noch ein Gericht.
13330#Hiob,20,1#1. DA erwiderte Zophar von Naama und sprach:
13331#Hiob,20,2#2. Darum geben Bescheid mir meine Gedanken, / und deswegen stürmt es in mir: /
13332#Hiob,20,3#3. Schmähende Rüge muss ich hören, / und mit Wind ohne Einsicht gibst du mir Antwort. /
13333#Hiob,20,4#4. Weisst du es nicht von uralters her, / seit Menschen gesetzt sind auf die Erde, /
13334#Hiob,20,5#5. dass der Gottlosen Frohlocken kurz währt / und einen Augenblick die Freude des Frevlers? / -Ps. 37,35-40.
13335#Hiob,20,6#6. Ob auch zum Himmel reichte seine Hoheit / und sein Haupt bis an die Wolken rührte, /
13336#Hiob,20,7#7. gleich seinem Miste schwindet er für immer; / die ihn gesehen, sprechen: «Wo ist er?» /
13337#Hiob,20,8#8. Wie ein Traum verfliegt er, / unauffindbar, weggescheucht gleich wie ein Nachtgesicht. /
13338#Hiob,20,9#9. Das Auge, das ihn sah, sieht ihn nicht wieder, / und seine Stätte schaut ihn nicht mehr. /
13339#Hiob,20,10#10. Seine Kinder müssen die Armen begütigen / und seine Hände den Raub erstatten. /
13340#Hiob,20,11#11. Sein Gebein war voller Jugendkraft, / doch mit ihm bettet sie sich in den Staub. /
13341#Hiob,20,12#12. Wenn das Böse seinem Munde süss schmeckt, / wenn er es unter seiner Zunge birgt, /
13342#Hiob,20,13#13. es spart und es nicht lassen will / und es zurück an seinem Gaumen hält: /
13343#Hiob,20,14#14. da ist in seinem Eingeweide die Speise ihm verwandelt, / wird Natterngalle in seinem Innern. /
13344#Hiob,20,15#15. Das Gut, das er verschlang, er speit es von sich, / aus seinem Leibe treibt es Gott heraus. /
13345#Hiob,20,16#16. Das Gift von Vipern saugt er ein, / es tötet ihn der Otter Zunge. /
13346#Hiob,20,17#17. Nicht darf er seine Lust schauen an Bächen Öls, / an Strömen von Honig und Sahne. /
13347#Hiob,20,18#18. Zurück gibt er, was er errafft, geniesst es nicht, / seines ertauschten Guts wird er nicht froh. /
13348#Hiob,20,19#19. Denn Arme schlug er nieder, liess sie liegen; / er raubte Häuser, die er nicht gebaut. /
13349#Hiob,20,20#20. Weil kein Genügen kannte seine Gier, / wird er durch seine Schätze sich nicht retten. /
13350#Hiob,20,21#21. Vor seinem Fressen blieb nichts übrig, / darum hat sein Gut nicht Bestand. /
13351#Hiob,20,22#22. In der Fülle seines Überflusses befällt ihn Not, / die ganze Wucht des Elends kommt über ihn. /
13352#Hiob,20,23#23. Es wird geschehen: ihm den Bauch zu füllen, / lässt Er die Glut seines Zornes auf ihn los / und lässt auf ihn regnen seinen Grimm. /
13353#Hiob,20,24#24. Er flieht vor der Eisenrüstung, / da durchbohrt ihn der eherne Bogen; /
13354#Hiob,20,25#25. es fährt heraus das Geschoss / aus seinem Rücken und die Klinge aus seiner Galle. / Schrecken überfallen ihn, /
13355#Hiob,20,26#26. lauter Finsternis ist für ihn aufgespart. / Ihn frisst ein Feuer, das nicht angefacht ist, / es weidet ab, was übrig ist in seinem Zelte. /
13356#Hiob,20,27#27. Der Himmel enthüllt seine Schuld, / und die Erde erhebt sich wider ihn. /
13357#Hiob,20,28#28. Fortwandern muss die Habe seines Hauses, / fortgerafft am Tage seines Zornes. /
13358#Hiob,20,29#29. Dies ist das Teil des Ruchlosen von Gott / und das Erbe seines Frevels von dem Herrn.
13359#Hiob,21,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13360#Hiob,21,2#2. Höret doch, höret meine Worte, / und es sei dies eure Tröstung. /
13361#Hiob,21,3#3. Ertraget es, dass auch ich rede, / und dann, wenn ich geredet, werdet ihr nicht spotten. /
13362#Hiob,21,4#4. Gilt denn Menschen meine Klage? / Und warum sollte ich nicht ungeduldig sein? /
13363#Hiob,21,5#5. Wendet euch zu mir her und entsetzt euch / und legt die Hand auf euren Mund! /
13364#Hiob,21,6#6. Ja, wenn ich daran denke, so bin ich bestürzt, / und meinen Leib erfasst ein Zittern. /
13365#Hiob,21,7#7. Warum bleiben die Gottlosen leben, / werden alt, ja nehmen zu an Kraft? / -Hiob 12,6; Ps. 73,3.12; Jer. 12,1.
13366#Hiob,21,8#8. Ihr Nachwuchs steht fest vor ihnen / und ihre Sprösslinge vor ihren Augen. /
13367#Hiob,21,9#9. Ihre Häuser sind sicher vor dem Schrecken, / und die Rute Gottes schlägt sie nicht. /
13368#Hiob,21,10#10. Ihr Stier bespringt, und es missrät ihm nicht; / ihre Kuh kalbt ohne Fehlgeburt. /
13369#Hiob,21,11#11. Sie lassen ihre Buben hinaus wie Lämmer, / und ihre Kinder hüpfen umher. /
13370#Hiob,21,12#12. Sie singen laut bei Handpauke und Zither / und freuen sich beim Schall der Flöte. / -Jes. 5,12.
13371#Hiob,21,13#13. Sie verbringen in Glück ihre Tage, / und in Frieden fahren sie zum Totenreich; /
13372#Hiob,21,14#14. und sie sprechen doch zu Gott: «Weiche von uns! / deine Wege zu kennen, verlangt uns nicht. / -Hiob 22,17.
13373#Hiob,21,15#15. Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? / Und was nützt es uns, wenn wir ihn bitten?» /
13374#Hiob,21,16#16. Steht nicht in ihrer Hand ihr Glück? / Der Rat der Gottlosen kümmert ihn nicht. /
13375#Hiob,21,17#17. Wie oft erlischt denn die Leuchte der Gottlosen / und kommt ihr Verderben über sie? / Wie oft teilt er die Lose zu in seinem Zorn! / -Hiob 18,6.
13376#Hiob,21,18#18. Sie sollten werden wie Stroh vor dem Wind / und wie Spreu, die der Sturmwind davonträgt! / -Ps. 1,4.
13377#Hiob,21,19#19. Nicht spare Er das Unheil auf für seine Kinder, / ihm selbst vergelte Er, dass er es spüre! / -Hiob 20,10.
13378#Hiob,21,20#20. Mit eignen Augen soll er sein Verderben sehen / und trinken von dem Zorn des Allmächtigen! /
13379#Hiob,21,21#21. Denn was kümmert ihn sein Haus, das nach ihm lebt, / wenn die Zahl seiner Monde zu Ende ist? /
13380#Hiob,21,22#22. Doch, darf man Gott Einsicht lehren, / ihn, der die Himmlischen richtet? / -Jes. 40,13.
13381#Hiob,21,23#23. Der eine stirbt inmitten seiner Kraft, / in tiefer Ruhe und in Frieden; /
13382#Hiob,21,24#24. seine Tröge sind voll Milch, / und das Mark seiner Gebeine wird getränkt. /
13383#Hiob,21,25#25. Der andre stirbt betrübten Herzens / und hat nie das Glück gekostet. /
13384#Hiob,21,26#26. Zusammen betten sie sich in den Staub, / und der Moder deckt sie (beide). /
13385#Hiob,21,27#27. Siehe, ich kenne eure Gedanken und eure Anschläge, / womit ihr mir Unrecht tut. /
13386#Hiob,21,28#28. Denn ihr denkt: «Wo ist das Haus des Tyrannen? / und wo das Zelt, da die Gottlosen wohnten?» /
13387#Hiob,21,29#29. Habt ihr nicht gefragt, die des Weges vorüberziehen? / Und ihre Zeichen anerkennt ihr doch, /
13388#Hiob,21,30#30. dass der Böse verschont bleibt am Tag des Verderbens, / am Tage der Zornesfluten gerettet wird? /
13389#Hiob,21,31#31. Wer hält ihm seinen Weg ins Gesicht vor / und wer vergilt ihm, was er tat? /
13390#Hiob,21,32#32. Und wenn er zu Grabe geleitet wird, / hält man noch ob dem Hügel Wacht. /
13391#Hiob,21,33#33. Angenehm sind ihm die Schollen des Tales, / und alle Welt zieht hinter ihm drein, / und vor ihm her die Menge sonder Zahl. /
13392#Hiob,21,34#34. Wie ist doch euer Trost so nichtig! / und eure Antworten - es bleibt nur die Falschheit.
13393#Hiob,22,1#1. DA erwiderte Eliphas von Theman und sprach:
13394#Hiob,22,2#2. Kann denn der Mensch Gott etwas nützen? / Nein, nur sich selbst nützt der Verständige. / -Hiob 35,7.
13395#Hiob,22,3#3. Liegt dem Allmächtigen daran, dass du gerecht bist? / Ist's ihm Gewinn, dass du fromm wandelst? /
13396#Hiob,22,4#4. Straft er dich etwa wegen deiner Gottesfurcht, / und geht er darum mit dir ins Gericht? /
13397#Hiob,22,5#5. Ist nicht deine Bosheit gross / und ohne Ende deine Verschuldung? /
13398#Hiob,22,6#6. Du hast wohl deine Brüder grundlos gepfändet / und die Entblössten der Kleidung beraubt, / -2.Mo. 22,26.
13399#Hiob,22,7#7. dem Erschöpften nicht Wasser zu trinken gegeben / und dem Hungrigen das Brot versagt. / -Hiob 31,16.17.
13400#Hiob,22,8#8. Dem Mann der Faust, ihm gehörte das Land, / und der Angesehene wohnte darin. /
13401#Hiob,22,9#9. Du hast die Witwen leer fortgeschickt / und die Arme der Waisen zermalmt. /
13402#Hiob,22,10#10. Darum bist du von Schlingen umgeben / und ängstigt dich plötzlicher Schrecken. /
13403#Hiob,22,11#11. Dein Licht ward finster, dass du nicht siehst, / und der Schwall der Wasser bedeckt dich. /
13404#Hiob,22,12#12. Ist nicht Gott in Himmelshöhen? / Und sieh das Haupt der Sterne, wie sie ragen! /
13405#Hiob,22,13#13. Und du willst sagen: «Was weiss denn Gott? / Wird er durchs Wolkendunkel richten? /
13406#Hiob,22,14#14. Wolken umhüllen ihn, dass er nicht sieht; / am Umkreis des Himmels lustwandelt er.» /
13407#Hiob,22,15#15. Willst du der Vorwelt Pfad einhalten, / den die Männer des Frevels gewandelt sind? /
13408#Hiob,22,16#16. die gepackt worden sind vor der Zeit, / deren Boden zum Strome zerfloss? /
13409#Hiob,22,17#17. die zu Gott sprachen: «Weiche von uns!» / und: «Was könnte uns der Allmächtige tun?» - / -Hiob 21,14.
13410#Hiob,22,18#18. da er doch ihre Häuser mit Segen gefüllt - / und: «Der Rat der Gottlosen kümmert ihn nicht.» /
13411#Hiob,22,19#19. Die Gerechten sahen's und freuten sich, / und der Reine spottete ihrer: /
13412#Hiob,22,20#20. «Fürwahr, vertilgt sind unsere Widersacher, / und ihren Rest hat das Feuer verzehrt.» /
13413#Hiob,22,21#21. Befreunde dich doch mit ihm und halte Frieden. / Dadurch kommt Segen über dich. /
13414#Hiob,22,22#22. Nimm doch Belehrung an aus seinem Munde, / und lege seine Worte in dein Herz. /
13415#Hiob,22,23#23. Wenn du dich zum Allmächtigen bekehrst in Demut, / das Unrecht fernhältst deinem Zelte, / -Hiob 11,14.
13416#Hiob,22,24#24. wenn du das Golderz in den Staub legst / und zum Gestein der Bäche das Ophirgold, /
13417#Hiob,22,25#25. wenn der Allmächtige dein Golderz wird / und dir als Silber seine Weisung gilt, /
13418#Hiob,22,26#26. ja, dann wirst du dich am Allmächtigen erfreuen / und dein Angesicht zu Gott erheben. /
13419#Hiob,22,27#27. Du wirst ihn bitten, er wird dich erhören, / und du wirst deine Gelübde bezahlen. / -Ps. 50,14.15.
13420#Hiob,22,28#28. Was du beschliessest, das wird dir gelingen, / und Licht strahlt über deinen Wegen. /
13421#Hiob,22,29#29. Denn Gott demütigt den Übermut, / doch wer die Augen niederschlägt, dem hilft er. / -Spr. 29,23.
13422#Hiob,22,30#30. Er erfüllt des Schuldlosen Begehr, / der gerettet wird durch die Reinheit seiner Hände.
13423#Hiob,23,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13424#Hiob,23,2#2. Noch heute ist Aufruhr meine Klage, / und Seine Hand liegt schwer auf meinem Stöhnen. /
13425#Hiob,23,3#3. O dass ich wüsste, wo ich ihn fände, / dass ich gelangte vor seinen Thron! /
13426#Hiob,23,4#4. Vorlegen wollte ich ihm die Sache / und meinen Mund mit Beweisen füllen, /
13427#Hiob,23,5#5. wollte wissen, wie er mir Rede stünde, / und vernehmen, was er mir sagen könnte! /
13428#Hiob,23,6#6. Würde er in Allmacht mit mir rechten? / Ach, wollte er nur auf mich achten! /
13429#Hiob,23,7#7. Da würde ein Redlicher mit ihm rechten, / und für immer rettete ich mein Recht. /
13430#Hiob,23,8#8. Siehe, ich gehe nach Osten - da ist er nicht, / nach Westen - ich gewahre ihn nicht; /
13431#Hiob,23,9#9. im Norden suche ich ihn - ich schaue ihn nicht, / biege um nach Süden - ich sehe ihn nicht. /
13432#Hiob,23,10#10. Er weiss ja, welchen Weg ich wandle; / prüft er mich, wie Gold gehe ich hervor. /
13433#Hiob,23,11#11. In seiner Spur blieb fest mein Fuss; / ich hielt ein seinen Weg und wich nicht ab. /
13434#Hiob,23,12#12. Von dem Gebote seiner Lippen liess ich nicht, / im Busen bewahrte ich die Reden seines Mundes. /
13435#Hiob,23,13#13. Er aber wollte es - wer mag ihm wehren? / Sein Herz begehrte es - und er vollbringt's. /
13436#Hiob,23,14#14. Denn er vollendet, was mir bestimmt ist, / und so hält er's allewege. /
13437#Hiob,23,15#15. Darum erschrecke ich vor seinem Angesichte, / betrachte ich's, erzittre ich vor ihm. /
13438#Hiob,23,16#16. Ja, Gott hat mir das Herz verzagt gemacht, / und der Allmächtige hat mich erschreckt. /
13439#Hiob,23,17#17. Denn ich vergehe vor der Finsternis, / und mein Angesicht bedeckt das Dunkel. /
13440#Hiob,24,1#1. *Warum sind vom Allmächtigen nicht Zeiten (der Strafe) aufgespart, / und warum schauen, die ihn kennen, seinen Tag nicht? /
13441#Hiob,24,2#2. Marksteine verrücken die Frevler, / sie rauben die Herde und weiden sie. / -5.Mo. 19,14.
13442#Hiob,24,3#3. Den Esel der Waisen treiben sie hinweg, / sie pfänden das Rind der Witwe. /
13443#Hiob,24,4#4. Sie stossen die Armen aus dem Wege, / die Elenden im Lande müssen sich alle verstecken. /
13444#Hiob,24,5#5. Siehe, (Leute wie) Wildesel in der Wüste / ziehen aus zu ihrem Werk, / suchen nach dem Raub der Steppe: / ohne Brot sind (ihre) Kinder. /
13445#Hiob,24,6#6. Auf dem Felde schneiden sie des Nachts, / plündern aus des Reichen Weinberg. /
13446#Hiob,24,7#7. Nackt, ohne Kleidung, legen sie sich schlafen / und haben in der Kälte keine Decke. /
13447#Hiob,24,8#8. Vom Regenguss der Berge triefen sie, / und ohne Obdach schmiegen sie sich an die Felsen. /
13448#Hiob,24,9#9. Sie reissen von der Mutterbrust die Waise / und pfänden den Säugling des Armen. /
13449#Hiob,24,10#10. Nackt, ohne Kleidung, gehen sie einher, / und hungrig tragen sie Garben davon. /
13450#Hiob,24,11#11. Zwischen ihren Mauern pressen sie Öl, / sie treten die Keltern und schlürfen (Wein). /
13451#Hiob,24,12#12. Aus Stadt und Häusern sind sie vertrieben, / die Seele ihrer Kinder schreit um Hilfe, / doch Gott achtet nicht des Unrechts. /
13452#Hiob,24,13#13. Diese sind dem Lichte feind, / sie wollen seine Wege nicht kennen / und bleiben nicht auf seinen Pfaden. /
13453#Hiob,24,14#14. Vor Tag schon erhebt sich der Mörder, / den Elenden und Armen zu töten, / und in der Nacht geht um der Dieb. /
13454#Hiob,24,15#15. Der Ehebrecher lauert auf die Dämmerung; / er denkt: Kein Auge wird mich sehen! / und eine Hülle legt er aufs Gesicht. / -Ps. 10,11.
13455#Hiob,24,16#16. *Er bricht ein im Finstern in die Häuser; / bei Tage schliessen sie sich ein, / denn allzumal scheuen sie das Licht. /
13456#Hiob,24,17#17. Ihr Morgen ist die Finsternis; / denn sie sind vertraut mit den Schrecken des Dunkels. /
13457#Hiob,24,18#18. Schnell fährt er dahin auf dem Wasser. / Sein Erbteil ist verflucht auf Erden, / er wendet sich nicht mehr den Weinbergen zu. /
13458#Hiob,24,19#19. Dürre und Hitze raffen weg die Schneewasser, / das Totenreich die, die gesündigt haben. /
13459#Hiob,24,20#20. Sein vergisst der Markt seines Ortes, / seiner Grösse wird nicht mehr gedacht, / und die Ungerechtigkeit wird wie ein Baum zerbrochen. /
13460#Hiob,24,21#21. Er unterdrückt die Unfruchtbare, die nicht gebiert, / und der Witwe tut er nichts Gutes. /
13461#Hiob,24,22#22. Und er erhält durch seine Stärke die Tyrannen; / er steht wieder auf, wenn er am Leben schon verzweifelt. /
13462#Hiob,24,23#23. Er gibt ihm Sicherheit, und der stützt sich darauf, / aber seine Augen sehen auf ihre Wege. /
13463#Hiob,24,24#24. Seine Grösse währt nur kurze Zeit - dahin ist sie. / Sie werden gedemütigt, hingerafft wie alle Welt / und abgeschnitten wie die Spitze der Ähre. /
13464#Hiob,24,25#25. Und wenn nicht - wer will mich Lügen strafen / und meine Rede zunichte machen?
13465#Hiob,25,1#1. DA erwiderte Bildad von Suah und sprach:
13466#Hiob,25,2#2. Herrschaft und Schrecken ist bei ihm, / der Frieden schafft in seinen Höhen. /
13467#Hiob,25,3#3. Sind seine Heerscharen zu zählen? / Und über wem geht nicht sein Licht auf? /
13468#Hiob,25,4#4. Wie könnte da der Mensch vor Gott gerecht sein? / Wie wäre rein der vom Weibe Geborne? / -Hiob 4,17; 9,2; 15,14; Ps. 143,2.
13469#Hiob,25,5#5. Sieh, selbst der Mond, er ist nicht hell, / und die Sterne sind nicht rein vor ihm. / -Hiob 15,15.
13470#Hiob,25,6#6. Nun gar der Mensch, die Made, / und das Menschenkind, der Wurm!
13471#Hiob,26,1#1. HIOB antwortete und sprach:
13472#Hiob,26,2#2. Wie hast du doch aufgeholfen dem Kraftlosen / und hast gestützt den Ohnmächtigen! /
13473#Hiob,26,3#3. Wie hast du doch beraten den Unweisen / und Tiefsinn in Fülle kundgetan! /
13474#Hiob,26,4#4. Mit wessen Hilfe hast du gesprochen, / und wessen Geist ging aus von dir? /
13475#Hiob,26,5#5. Die Schatten-1- werden von Zittern erfasst, / es erbeben die Wasser und ihre Bewohner. / -1) aüs: «Die Riesen».
13476#Hiob,26,6#6. Nackt liegt das Totenreich vor ihm / und ohne Hülle der Abgrund. / -Ps. 139,8; Spr. 15,11; Hebr. 4,13.
13477#Hiob,26,7#7. Er spannt den Norden aus über der Leere / und hängt die Erde über das Nichts. /
13478#Hiob,26,8#8. Er bindet die Wasser in seine Wolken, / doch nicht zerbirst darunter das Gewölk. /
13479#Hiob,26,9#9. Er verschliesst den Anblick seines Thrones / und breitet darüber sein Gewölk. /
13480#Hiob,26,10#10. Eine Grenze zog er um die Wasser, / bis wo sich scheiden Licht und Finsternis. / -Hiob 38,10; Ps. 104,9; Spr. 8,29; Jer. 5,22.
13481#Hiob,26,11#11. Die Säulen des Himmels fangen an zu schwanken, / sind bestürzt ob seinem Schelten. /
13482#Hiob,26,12#12. Durch seine Kraft stillte er das Meer, / durch seine Einsicht schlug er Rahab nieder. / -Hiob 9,13; Jes. 51,9.
13483#Hiob,26,13#13. Durch seinen Hauch ward der Himmel heiter, / seine Hand durchbohrte die flüchtige Schlange. /
13484#Hiob,26,14#14. Sieh, das sind nur die Säume seiner Wege; / und wie leise ist das Wort, das wir vernehmen! / Doch die Donnersprache seiner Macht - wer fasst sie?
13485#Hiob,27,1#1. Und wieder hob Hiob an mit seinem Spruch und sprach:
13486#Hiob,27,2#2. So wahr Gott lebt, der mir mein Recht genommen, / und der Allmächtige, der meine Seele betrübt hat: /
13487#Hiob,27,3#3. Fürwahr, solange noch mein Odem in mir ist / und Gottes Hauch in meiner Nase, /
13488#Hiob,27,4#4. wird kein Unrecht von meinen Lippen kommen, / und meine Zunge wird nicht Trug reden. /
13489#Hiob,27,5#5. Ferne sei es von mir, dass ich euch Recht gebe; / bis ich verscheide, beharre ich auf meiner Unschuld. /
13490#Hiob,27,6#6. An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; / mein Gewissen schilt keinen meiner Tage. /
13491#Hiob,27,7#7. Wie dem Gottlosen ergeh' es meinem Feinde, / und meinem Widersacher wie dem Bösewicht! /
13492#Hiob,27,8#8. Denn was für Hoffnung hat der Frevler, / wenn Gott abfordert seine Seele? /
13493#Hiob,27,9#9. Wird Gott sein Schreien wohl erhören, / wenn die Not ihn überfällt? /
13494#Hiob,27,10#10. Wird er an dem Allmächtigen seine Lust haben, / wird er Gott allezeit anrufen? /
13495#Hiob,27,11#11. Ich will euch über Gottes Hand belehren, / was der Allmächtige sinnt, euch nicht verhehlen. /
13496#Hiob,27,12#12. Ihr alle habt es ja selbst gesehen; / warum denn redet ihr so nichtig Eitles? /
13497#Hiob,27,13#13. Dies ist das Teil des Ruchlosen bei Gott / und das Los des Tyrannen, das er vom Herrn empfängt. / -Hiob 20,29.
13498#Hiob,27,14#14. Sind seiner Kinder viel, so ist's für das Schwert, / und seine Sprösslinge essen sich nicht satt. /
13499#Hiob,27,15#15. Die ihm noch blieben, begräbt die Pest, / und ihre Witwen beweinen sie nicht. /
13500#Hiob,27,16#16. Wenn er schon Silber anhäuft wie Staub / und Gewänder herrichtet wie Lehm, /
13501#Hiob,27,17#17. er richtet es her, doch der Gerechte zieht es an, / und das Silber teilt der Fromme. / -Spr. 28,8.
13502#Hiob,27,18#18. Wie die Spinne hat er sein Haus gebaut, / und wie die Hütte, die der Hüter macht. /
13503#Hiob,27,19#19. Reich legt er sich schlafen - er tut's nicht wieder; / er schlägt die Augen auf und - ist nicht mehr. /
13504#Hiob,27,20#20. Schrecken ereilen ihn wie Wasserfluten, / des Nachts entrafft ihn der Sturm. /
13505#Hiob,27,21#21. Der Ostwind hebt ihn weg, dass er dahinfährt, / er fegt ihn fort von seiner Stätte. /
13506#Hiob,27,22#22. Er schleudert auf ihn schonungslos Geschosse, / vor Seiner Hand muss er eilends fliehen. /
13507#Hiob,27,23#23. Er klatscht über ihn in die Hände / und zischt über ihn von Seiner Stätte aus.-1- -1) o: nach gew. Auffassung: «Man klatscht über ihn in die Hände und zischt ihn aus von seinem Wohnort her.»
13508#Hiob,28,1#1. *Wohl gibt es einen Fundort für das Silber, / und eine Stätte für das Gold, wo man es läutert. /
13509#Hiob,28,2#2. Das Eisen holt man aus der Erde, / und Erz schmelzt man aus dem Gestein. /
13510#Hiob,28,3#3. Man setzt der Finsternis ein Ende; / bis auf den tiefsten Grund / durchforscht man das Gestein des Dunkels und der Nacht. /
13511#Hiob,28,4#4. Einen Schacht gräbt man fern von den Wohnstätten. / Fern vom Fusse droben, vergessen, / fern von den Menschen hangen, schweben sie. /
13512#Hiob,28,5#5. Aus der Erde sprosst das Brot, / und unter der Erde wühlt man wie das Feuer. /
13513#Hiob,28,6#6. Die Stätte des Saphirs ist ihr Gestein, / und Goldstäubchen findet man. /
13514#Hiob,28,7#7. *Ein Pfad ist's, den der Geier nicht kennt / und den des Falken Auge nicht erspäht, /
13515#Hiob,28,8#8. den die stolzen Tiere nicht wandeln, / den der Löwe nicht beschreitet. /
13516#Hiob,28,9#9. An Kieselgestein legt er-1- seine Hand, / wühlt von Grund aus die Berge um. / -1) d.i. der Mensch.
13517#Hiob,28,10#10. Durch die Felsen schlägt er Stollen, / und alles Köstliche erschaut sein Auge. /
13518#Hiob,28,11#11. Der Wasseradern Tränen hemmt er, / und das Verborgene bringt er ans Licht. /
13519#Hiob,28,12#12. Doch die Weisheit - wo ist sie zu finden? / Wo ist die Stätte der Erkenntnis? /
13520#Hiob,28,13#13. Der Mensch kennt nicht den Weg zu ihr, / sie ist nicht zu finden im Land der Lebendigen. /
13521#Hiob,28,14#14. Die Flut spricht: In mir ist sie nicht, / und das Meer spricht: Sie ist nicht bei mir. /
13522#Hiob,28,15#15. Man kann nicht Feingold für sie geben / und nicht in Silber ihren Preis darwägen. / -Spr. 3,14.
13523#Hiob,28,16#16. Kein Gold von Ophir wiegt sie auf, / kein kostbarer Sohamstein und kein Saphir. /
13524#Hiob,28,17#17. Gold und Glas kommt ihr nicht gleich, / noch kann man sie eintauschen um gülden Gerät. /
13525#Hiob,28,18#18. Vergessen sind Korallen und Kristall, / der Weisheit Besitz geht über Perlen. / -Spr. 8,11.
13526#Hiob,28,19#19. Äthiopiens Topas kommt ihr nicht gleich, / reines Gold wiegt sie nicht auf. /
13527#Hiob,28,20#20. Die Weisheit also - woher kommt sie? / Wo ist die Stätte der Erkenntnis? /
13528#Hiob,28,21#21. Verhüllt ist sie den Augen alles Lebendigen, / und den Vögeln des Himmels ist sie verborgen. /
13529#Hiob,28,22#22. Abgrund und Tod, sie sprechen: / Nur ein Gerücht von ihr haben wir gehört. /
13530#Hiob,28,23#23. Gott, der weiss den Weg zu ihr, / und er, er kennt ihre Stätte. /
13531#Hiob,28,24#24. Denn er erschaut die Enden der Welt, / was unter dem Himmel ist, sieht er alles. /
13532#Hiob,28,25#25. Als er dem Winde seine Wucht zuwog / und den Wassern ihr Mass bestimmte, / -Hiob 26,10; Ps. 135,7.
13533#Hiob,28,26#26. als er dem Regen sein Gesetz gab / und seine Bahn dem Wetterstrahl, /
13534#Hiob,28,27#27. da hat er sie gesehen und erforscht, / sie hingestellt und auch erprobt. /
13535#Hiob,28,28#28. Und er sprach zum Menschen: Siehe, / die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, / und Böses meiden, das ist Erkenntnis. -Ps. 111,10; Spr. 1,7; 9,10; Pred. 12,13.
13536#Hiob,29,1#1. UND wiederum hob Hiob an mit seinem Spruch und sprach:
13537#Hiob,29,2#2. O dass ich noch wäre wie in früheren Monden, / wie in den Tagen, da Gott mich bewahrte, /
13538#Hiob,29,3#3. da seine Leuchte strahlte über meinem Haupte, / in seinem Licht ich wandelte durchs Dunkel! /
13539#Hiob,29,4#4. wie ich in meines Herbstes Tagen war, / da Gott mein Zelt noch schirmend deckte, /
13540#Hiob,29,5#5. da der Allmächtige noch mit mir war, / rings meine Kinder mich umgaben, /
13541#Hiob,29,6#6. da meine Schritte badeten in Milch, / und Bäche Öls der Felsen neben mir ergoss, / -5.Mo. 32,13.
13542#Hiob,29,7#7. da ich zum Tor hinausging ob der Stadt, / am Markt aufstellte meinen Sitz. /
13543#Hiob,29,8#8. Sahen mich die Jungen, traten sie zurück, / die Alten erhoben sich, blieben stehen. /
13544#Hiob,29,9#9. Die Grossen hemmten ihre Rede / und legten die Hand auf ihren Mund. /
13545#Hiob,29,10#10. Die Stimme der Gewaltigen verstummte, / und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. /
13546#Hiob,29,11#11. *Ja, hörte (mich) ein Ohr, so pries es mich glücklich, / und sah (mich) ein Auge, so gab es mir Beifall. /
13547#Hiob,29,12#12. Denn ich rettete den Armen, der um Hilfe schrie, / die Waise, die sonst keinen Helfer hatte. / -Ps. 72,12.
13548#Hiob,29,13#13. Der Segen des Verlornen kam über mich, / und das Herz der Witwe machte ich jauchzen. /
13549#Hiob,29,14#14. Ich kleidete mich in Gerechtigkeit / - sie ward mein Kleid -, / in das Recht wie in Mantel und Turban. /
13550#Hiob,29,15#15. Auge wurde ich dem Blinden, / und Fuss war ich dem Lahmen. /
13551#Hiob,29,16#16. Ein Vater war ich für die Armen, / und des Unbekannten Sache untersuchte ich. /
13552#Hiob,29,17#17. Die Kinnladen des Frevlers zerschmetterte ich / und schlug ihm den Raub aus den Zähnen. /
13553#Hiob,29,18#18. So dachte ich: «Mit meinem Neste werde ich sterben / und lange leben wie der Phönix-1-. / -1) sagenhafter Vogel, der sich alle fünfhundert o. tausend Jahre mit seinem Neste verbrennt und dann aus der Asche wieder ersteht.
13554#Hiob,29,19#19. Meine Wurzel streckt sich hin zum Wasser, / auf meinem Gezweige nächtigt der Tau. /
13555#Hiob,29,20#20. Meine Ehre bleibt immer frisch bei mir, / und mein Bogen verjüngt sich in meiner Hand.» /
13556#Hiob,29,21#21. *Mir hörten sie zu und harrten / und lauschten still auf meinen Rat. /
13557#Hiob,29,22#22. Wenn ich geredet, sprachen sie nicht mehr, / und meine Rede träufelte auf sie. /
13558#Hiob,29,23#23. Und sie harrten auf mich wie auf den Regen, / wie nach Frühlingsregen sperrten sie den Mund auf. /
13559#Hiob,29,24#24. Ich lächelte ihnen zu, wenn sie verzagten, / mein heitres Angesicht trübten sie nicht. /
13560#Hiob,29,25#25. Ich bestimmte ihr Tun und sass da als Haupt / und thronte wie ein König in der Kriegerschar, / wie einer, der die Traurigen tröstet. /
13561#Hiob,30,1#1. *Jetzt aber spotten meiner, / die jünger sind als ich an Jahren, / deren Väter ich nicht wert gehalten, / sie zu meinen Herdenhunden zu gesellen. /
13562#Hiob,30,2#2. Auch die Stärke ihrer Hände - was sollte sie mir, / da ihnen die Vollkraft versagt ist? /
13563#Hiob,30,3#3. Durch Mangel und durch Hunger ausgedörrt, / benagen sie die Steppe und die Wüstenei. /
13564#Hiob,30,4#4. Sie pflücken ab die Melde am Gesträuch, / und ihre Speise ist die Ginsterwurzel. /
13565#Hiob,30,5#5. Aus der Gemeinde werden sie vertrieben, / man schreit über sie wie über den Dieb. /
13566#Hiob,30,6#6. In schaurigen Schluchten müssen sie hausen, / in Erdlöchern und Felsenhöhlen. /
13567#Hiob,30,7#7. Sie schreien zwischen dem Gesträuche, / unter Nesseln tun sie sich zusammen, /
13568#Hiob,30,8#8. verruchte, namenlose Brut, / aus dem Lande hinausgepeitscht. /
13569#Hiob,30,9#9. Und nun bin ich ihr Spottlied, / bin ihnen zum Gerede geworden. / -Hiob 17,6; Ps. 69,13; Kla. 3,14.
13570#Hiob,30,10#10. Mit Abscheu weichen sie von mir / und speien mir ins Angesicht. /
13571#Hiob,30,11#11. Weil Er meine Sehne gelöst und mich gedemütigt, / lassen sie vor mir die Zügel schiessen. /
13572#Hiob,30,12#12. Zur Rechten erhebt sich die Brut / und bahnt wider mich den Weg ihres Verderbens. /
13573#Hiob,30,13#13. Meinen Pfad haben sie aufgerissen, / sie helfen zu meinem Verderben, / und niemand hält sie auf. /
13574#Hiob,30,14#14. Wie durch eine weite Bresche kommen sie, / und unter Trümmern wälzen sie sich heran. /
13575#Hiob,30,15#15. Schrecknisse kehren sich wider mich; / verjagt wie vom Winde ist meine Würde, / und entschwunden ist mein Heil wie eine Wolke. /
13576#Hiob,30,16#16. Und nun ergiesst sich in mir meine Seele, / Tage des Elends packen mich an. /
13577#Hiob,30,17#17. Die Nacht bohrt an meinem Gebein, / und meine Nager-1- ruhen nimmer. / -1) d.h. Schmerzen.
13578#Hiob,30,18#18. Durch Allgewalt entstellt sich mein Gewand, / gleich meinem Hemde umschliesst es mich. /
13579#Hiob,30,19#19. Er hat mich in den Kot geworfen; / wie Staub und Asche bin ich geworden. /
13580#Hiob,30,20#20. Ich schreie zu dir, doch du erhörst mich nicht; / ich stehe (vor dir), und du achtest nicht mein. / -Hiob 19,7.
13581#Hiob,30,21#21. Du wandelst dich mir zum grausamen Feinde; / mit gewaltiger Hand befehdest du mich, / -Hiob 16,9; 19,11; 30,10.
13582#Hiob,30,22#22. hebst auf den Sturm mich, / lässest mich dahinfahren, / lässest mich zergehen ohne Rettung. /
13583#Hiob,30,23#23. Ja, ich weiss: dem Tode willst du mich zuführen, / dem Haus, wo alles Lebende sich einstellt. /
13584#Hiob,30,24#24. Doch streckt nicht ein Versinkender die Hand aus? / und schreit er nicht bei seinem Untergang? /
13585#Hiob,30,25#25. Oder weint nicht der, der schwere Zeiten hat? / ist nicht in der Seele bekümmert der Arme? /
13586#Hiob,30,26#26. Denn Gutes erhoffte ich, und Böses kam; / ich harrte auf Licht, und es kam Finsternis. /
13587#Hiob,30,27#27. Meine Eingeweide wallen und ruhen nicht; / Tage des Elends nahmen mich auf. /
13588#Hiob,30,28#28. Geschwärzt geh' ich einher, nicht von der Sonne, / ich stand auf in der Gemeinde und schrie. /
13589#Hiob,30,29#29. Ein Bruder der Schakale bin ich geworden / und ein Genoss der Strausse. /
13590#Hiob,30,30#30. Meine Haut fällt schwarz von mir, / und mein Gebein ist verdorrt vor Hitze. / -Ps. 102,4; Kla. 4,8.
13591#Hiob,30,31#31. Zum Trauerlied ward mir die Laute, / zu lautem Weinen die Schalmei.
13592#Hiob,31,1#1. Ein Gesetz hatte ich meinen Augen gegeben, / nicht nach einer Jungfrau zu schauen. / -Mt. 5,28.
13593#Hiob,31,2#2. Was wäre (sonst) mein Teil von Gott dort oben, / die Schickung des Allmächtigen in den Höhen? /
13594#Hiob,31,3#3. Trifft nicht Verderben den Bösewicht / und Missgeschick die Übeltäter? /
13595#Hiob,31,4#4. Sieht er nicht meine Wege / und zählt alle meine Tritte? / -Hiob 23,10; 34,21.
13596#Hiob,31,5#5. Wenn ich mit der Lüge gegangen / und mein Fuss zum Trug gelaufen - /
13597#Hiob,31,6#6. Gott wäge mich auf gerechter Waage, / so wird er meine Unschuld erkennen. /
13598#Hiob,31,7#7. Wenn mein Schritt vom Wege abbog / und mein Herz den Augen nachging, / wenn ein Makel klebt an meinen Händen, /
13599#Hiob,31,8#8. so will ich säen und ein andrer esse, / und meine Schösslinge seien entwurzelt! / -3.Mo. 26,16.
13600#Hiob,31,9#9. Wenn mein Herz um ein Weib sich betören liess / und ich lauerte an der Tür meines Nächsten, /
13601#Hiob,31,10#10. so müsse mein Weib einem andern mahlen, / und Fremden sei sie preisgegeben! /
13602#Hiob,31,11#11. Denn eine Schandtat wäre das / und ein Verbrechen für das Strafgericht. / -3.Mo. 20,10; 5.Mo. 22,22.
13603#Hiob,31,12#12. Ein Feuer wär's, das bis zum Abgrund frässe / und all meinen Ertrag verbrennte. /
13604#Hiob,31,13#13. Wenn ich missachtet das Recht / meines Knechtes und meiner Magd, / wenn sie Klage gegen mich hatten, /
13605#Hiob,31,14#14. was sollte ich tun, wenn Gott sich erhöbe, / was ihm erwidern, wenn er untersuchte? /
13606#Hiob,31,15#15. Hat nicht, der mich erschuf, auch ihn erschaffen? / und Einer uns im Mutterschoss bereitet? / -Hiob 34,19; Spr. 14,31.
13607#Hiob,31,16#16. Wenn ich den Armen ihr Begehr versagte / und die Augen der Witwe verschmachten liess, /
13608#Hiob,31,17#17. wenn ich meinen Bissen allein ass / und die Waise ass nicht mit - /
13609#Hiob,31,18#18. zog er mich doch auf von Jugend an wie ein Vater / und leitete mich von meiner Geburt an -, /
13610#Hiob,31,19#19. sah ich, dass vor Blösse einer umkam / und dass ein Armer keine Decke hatte, /
13611#Hiob,31,20#20. und seine Lenden segneten mich nicht / und er erwärmte sich nicht an der Wolle meiner Schafe, /
13612#Hiob,31,21#21. wenn gegen Unschuldige ich die Hand erhob, / weil ich im Tore Hilfe für mich sah, /
13613#Hiob,31,22#22. so falle die Schulter mir vom Nacken, / und der Arm werde mir aus dem Gelenk gebrochen! /
13614#Hiob,31,23#23. Denn mit Schrecken dachte ich an Gottes Strafgericht, / und vor seiner Hoheit hätte ich nicht bestanden. /
13615#Hiob,31,24#24. Wenn ich mich jemals auf Gold vertröstet / und zum Feingold sprach: «Du meine Zuversicht!» /
13616#Hiob,31,25#25. wenn ich mich freute, dass mein Reichtum so gross / und dass meine Hand so viel erreicht, /
13617#Hiob,31,26#26. wenn ich das Licht sah, wie es leuchtet, / und den Mond, wie er herrlich einhergeht, / -5.Mo. 4,19.
13618#Hiob,31,27#27. und dann mein Herz sich heimlich betören liess, / dass ich ihnen Kusshände zuwarf - /
13619#Hiob,31,28#28. auch das wäre ein Verbrechen fürs Strafgericht, / denn Gott droben hätte ich verleugnet. /
13620#Hiob,31,29#29. Wenn ich mich freute am Untergang meines Feindes / und frohlockte, weil ihn Unheil traf - / -Spr. 24,17.
13621#Hiob,31,30#30. nie habe ich meiner Zunge gestattet zu fehlen, / mit Verwünschung sein Leben zu fordern. /
13622#Hiob,31,31#31. Fürwahr, meine Zeltgenossen sprachen: / «Wer wird von seinem Fleisch nicht satt?» /
13623#Hiob,31,32#32. Nie nächtigte der Fremdling auf der Gasse, / dem Wandersmann tat ich auf meine Türen. / -Hebr. 13,2; 1.Petr. 4,9.
13624#Hiob,31,33#33. Wenn ich vor Menschen meine Sünden verdeckte, / meine Schuld verbarg in meinem Busen, /
13625#Hiob,31,34#34. weil ich fürchtete die Menge des Volkes / und die Verachtung der Sippen mich schreckte, / und ich stillschwieg, nicht zur Tür hinausging -! /
13626#Hiob,31,35#35. Ach, dass ich einen hätte, der mich hörte! / Hier meine Unterschrift. / Der Allmächtige gebe mir Antwort! / Hätt' ich die Klageschrift, die mein Widersacher schrieb! /
13627#Hiob,31,36#36. Wahrlich, auf meine Schulter wollt' ich sie heben, / als Kranz sie um das Haupt mir winden. /
13628#Hiob,31,37#37. Die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm kundtun, / wie ein Fürst wollte ich ihm nahen! /
13629#Hiob,31,38#38. -1-Wenn mein Acker wider mich schrie / und allzumal seine Furchen weinten, / -1) V. 38-40: diese V. standen ursprünglich wohl hinter V. 32 o. V. 34.
13630#Hiob,31,39#39. wenn seinen Ertrag ich unbezahlt genoss / und seinen Besitzer seufzen machte, /
13631#Hiob,31,40#40. so sollen Dornen statt des Weizens, / und statt der Gerste Unkraut aufgehn! Zu Ende sind die Reden Hiobs.
13632#Hiob,32,1#1. NUN hörten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich selbst für gerecht hielt.
13633#Hiob,32,2#2. Da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Barachels, des Busiters, vom Geschlechte Ram. Über Hiob entbrannte sein Zorn, weil er sich selbst für gerechter hielt als Gott;
13634#Hiob,32,3#3. und über seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort fanden und so Gott ins Unrecht setzten.
13635#Hiob,32,4#4. Doch Elihu hatte gewartet mit der Entgegnung an Hiob, da sie älter waren als er.
13636#Hiob,32,5#5. Als nun Elihu sah, dass die drei Männer nicht antworten konnten, da entbrannte sein Zorn.
13637#Hiob,32,6#6. Und Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, hob an und sprach: Jung bin ich an Jahren, ihr aber seid alt; / darum war ich zaghaft und fürchtete mich, / mein Wissen euch zu offenbaren. /
13638#Hiob,32,7#7. Ich dachte: Das Alter mag reden / und die Menge der Jahre Weisheit lehren. / -Hiob 15,10.
13639#Hiob,32,8#8. Aber der Geist erleuchtet die Menschen, / und der Hauch des Allmächtigen macht sie verständig. / -Spr. 2,6.
13640#Hiob,32,9#9. Die Hochbetagten sind nicht immer weise, / noch wissen Greise stets, was recht ist. /
13641#Hiob,32,10#10. Darum sage ich: Höret mir zu; / auch ich will mein Wissen offenbaren. /
13642#Hiob,32,11#11. Seht, ich habe abgewartet eure Reden / und hingehorcht nach euren Weisheitssprüchen, / bis ihr (die rechten) Worte ergründen würdet. /
13643#Hiob,32,12#12. Wohl habe ich auf euch gemerkt; / doch siehe, keiner war, der Hiob zurechtwies, / keiner von euch erwiderte auf seine Worte. /
13644#Hiob,32,13#13. Saget nicht: «Wir haben Weisheit getroffen; / Gott mag ihn besiegen, ein Mensch kann's nicht.» /
13645#Hiob,32,14#14. Nicht gegen mich hat er seine Rede gerüstet, / und nicht mit euren Worten will ich ihm erwidern. /
13646#Hiob,32,15#15. Sie sind bestürzt und geben nicht Antwort mehr, / ausgegangen sind ihnen die Worte. /
13647#Hiob,32,16#16. Da sollte ich warten, weil sie nicht reden, / weil sie dastehen und nicht mehr antworten? /
13648#Hiob,32,17#17. Antworten will auch ich mein Teil, / auch ich will mein Wissen offenbaren. /
13649#Hiob,32,18#18. Denn ich bin voll von Worten, / mich drängt der Geist, der in mir ist. /
13650#Hiob,32,19#19. Siehe, mein Leib ist wie Wein, der keine Luft hat, / und wie neue Schläuche will er bersten. /
13651#Hiob,32,20#20. Drum muss ich reden, dass mir leichter werde, / muss meine Lippen auftun und antworten. /
13652#Hiob,32,21#21. Ich will nicht die Person ansehen, / will auch niemand zu Gefallen reden. /
13653#Hiob,32,22#22. Denn ich kann nicht zu Gefallen reden, / leicht möchte mein Schöpfer mich sonst dahinraffen. /
13654#Hiob,33,1#1. Nun aber höre, Hiob, meine Rede, / und all meinen Worten leihe dein Ohr. /
13655#Hiob,33,2#2. Sieh doch, ich tue meinen Mund auf, / es redet die Zunge an meinem Gaumen. /
13656#Hiob,33,3#3. Mein Herz strömt über von Worten der Einsicht, / Lauteres reden meine Lippen. /
13657#Hiob,33,4#4. Der Geist Gottes hat mich geschaffen, / und der Odem des Allmächtigen gibt mir Leben. /
13658#Hiob,33,5#5. Wenn du kannst, so gib mir Antwort, / lege es mir vor und stelle dich! /
13659#Hiob,33,6#6. Siehe, ich stehe zu Gott wie du, / vom Lehm genommen bin auch ich. / -Hiob 10,9; 1.Mo. 2,7.
13660#Hiob,33,7#7. Sieh, Furcht vor mir soll dich nicht schrecken / und meine Hand nicht auf dir lasten. / -Hiob 13,21.
13661#Hiob,33,8#8. Nur hast du vor meinen Ohren gesagt - / und ich habe den Laut deiner Worte gehört -: /
13662#Hiob,33,9#9. «Rein bin ich, ohne Missetat, / lauter bin ich und frei von Schuld. / -Hiob 16,17.
13663#Hiob,33,10#10. Sieh, Anklagen erfindet er wider mich, / er hält mich für seinen Feind. / -Hiob 13,24; 19,11.
13664#Hiob,33,11#11. Er legt meine Füsse in den Block / und hat acht auf alle meine Pfade.» / -Hiob 13,27.
13665#Hiob,33,12#12. Sieh, da hast du nicht Recht, erwidre ich dir; / denn Gott ist grösser als der Mensch. /
13666#Hiob,33,13#13. Warum haderst du wider ihn: / «Auf all mein Reden gibt er nicht Antwort»? /
13667#Hiob,33,14#14. Denn durch eines redet Gott / und durch zwei - man achtet's nicht. /
13668#Hiob,33,15#15. Im Traum, im Nachtgesichte, / wenn auf Menschen Tiefschlaf fällt, / im Schlummer auf dem Lager, /
13669#Hiob,33,16#16. da öffnet er das Ohr der Menschen / und erschreckt sie durch seine Verwarnung, / -Hiob 36,10.
13670#Hiob,33,17#17. den Menschen abzubringen vom Unrecht / und den Hochmut aus dem Manne zu tilgen, /
13671#Hiob,33,18#18. seine Seele vor der Grube zu bewahren / und sein Leben vor dem Gang zum Totenreich. /
13672#Hiob,33,19#19. Auch wird er gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager, / wenn der Kampf in seinem Gebein gewaltig tobt. /
13673#Hiob,33,20#20. Da wird durch sein Leben ihm das Brot verleidet, / durch seine Unlust die Lieblingsspeise. /
13674#Hiob,33,21#21. Hinschwindet sein Fleisch, dass man es nicht mehr sieht, / und bloss wird sein Gebein, das man (zuvor) nicht sah; /
13675#Hiob,33,22#22. seine Seele naht der Grube und sein Leben den Todesengeln. /
13676#Hiob,33,23#23. Ist dann ein Engel für ihn da, / ein Mittler, einer aus den Tausend, / und der erklärt dem Menschen seine Züchtigung, /
13677#Hiob,33,24#24. und er erbarmt sich sein und spricht: / «Lass ihn los, dass er nicht hinab zur Grube fahre; / ich habe ein Lösegeld gefunden», /
13678#Hiob,33,25#25. so schwillt sein Fleisch von Jugendkraft, / er kehrt zurück zu den Tagen der Jugend. /
13679#Hiob,33,26#26. Er betet zu Gott, und der ist ihm gnädig, / lässt ihn sein Angesicht mit Jauchzen schauen / und gibt dem Menschen die Unschuld wieder. /
13680#Hiob,33,27#27. Er wird vor den Leuten lobsingen und sagen: / «Ich habe gesündigt und das Recht verkehrt; / aber er hat mir nicht nach meiner Schuld vergolten. /
13681#Hiob,33,28#28. Er hat mein Leben bewahrt vor der Grube, / und meine Seele schaut mit Lust das Licht.» /
13682#Hiob,33,29#29. Siehe, dies alles tut Gott / zweimal und dreimal mit dem Menschen: /
13683#Hiob,33,30#30. er holt seine Seele zurück aus der Grube, / dass er sich freue am Lichte des Lebens. / -Ps. 56,14.
13684#Hiob,33,31#31. Merke auf, Hiob, und höre mir zu; / schweige, dass ich reden kann. /
13685#Hiob,33,32#32. Hast du Worte, so gib mir Antwort; / sag an, denn gerne gäbe ich dir Recht. /
13686#Hiob,33,33#33. Wenn nicht, so höre du mir zu; / schweige, so will ich dich Weisheit lehren.
13687#Hiob,34,1#1. Und Elihu hob an und sprach:
13688#Hiob,34,2#2. Höret, ihr Weisen, meine Rede, / und ihr Verständigen, leiht mir euer Ohr! /
13689#Hiob,34,3#3. Denn das Ohr soll die Rede prüfen, / wie der Gaumen die Speise kostet. / -Hiob 12,11.
13690#Hiob,34,4#4. Das Rechte wollen wir uns erwählen, / miteinander erkennen, was gut sei. /
13691#Hiob,34,5#5. Denn Hiob sagt: «Ich bin im Recht, / doch Gott hat mir mein Recht entzogen. / -Hiob 13,18; 27,2.
13692#Hiob,34,6#6. Trotz meines Rechtes soll ich Lügner sein; / unheilbar wund bin ich, doch ohne Schuld.» /
13693#Hiob,34,7#7. Wo ist ein Mann wie Hiob, / der Lästerung trinkt wie Wasser, /
13694#Hiob,34,8#8. der hingeht, sich den Übeltätern zu gesellen / und mit den Gottlosen zu wandeln? /
13695#Hiob,34,9#9. Denn er sagt: «Dem Menschen nützt es nichts, / wenn er Gott gefällig lebt.» / -Hiob 9,22.
13696#Hiob,34,10#10. Darum, ihr Verständigen, höret mir zu! / Fern sei es von Gott, dass er Unrecht tue, / und vom Allmächtigen, dass er frevle! / -5.Mo. 32,4; 2.Chr. 19,7.
13697#Hiob,34,11#11. Nein, er vergilt dem Menschen nach seinem Tun, / nach seinem Wandel lässt er's jedem ergehen. / -Ps. 62,13; Jer. 32,19; Mt. 16,27; Röm. 2,6.
13698#Hiob,34,12#12. Denn das ist gewiss: Gott tut nicht Unrecht, / und nicht verdreht der Allmächtige das Recht. /
13699#Hiob,34,13#13. Wer hat ihm die Erde anbefohlen / und wer ihn gesetzt über den ganzen Erdkreis? /
13700#Hiob,34,14#14. Wenn er zurücknähme seinen Geist / und seinen Odem an sich zöge - / -Ps. 104,29.
13701#Hiob,34,15#15. verscheiden müsste alles Fleisch zumal, / und zum Staube kehrte der Mensch zurück. /
13702#Hiob,34,16#16. Hast du nun Verstand, so höre dies / und leihe meiner Rede dein Ohr! /
13703#Hiob,34,17#17. Kann auch herrschen, der das Recht hasst, / oder willst du den Gerecht-Gewaltigen verdammen? / -Hiob 8,3; 1.Mo. 18,25.
13704#Hiob,34,18#18. Ihn, der da spricht zum König: «Du Nichtswürdiger!» / «Du Gottloser!» zu den Edlen, /
13705#Hiob,34,19#19. der die Person der Fürsten nicht ansieht / und des Hohen nicht mehr achtet als des Niedern? / denn alle sind sie ein Werk seiner Hände. / -Hiob 37,24; 5.Mo. 10,17.
13706#Hiob,34,20#20. Plötzlich sterben sie, inmitten der Nacht; / er schlägt die Hohen, und sie fahren dahin, / und den Starken beseitigt er, ohne die Hand zu rühren. /
13707#Hiob,34,21#21. Denn seine Augen schauen auf die Wege des Menschen, / und alle seine Schritte sieht er. / -Hiob 23,10; 31,4; Ps. 139.
13708#Hiob,34,22#22. Kein Dunkel gibt's und keine Finsternis, / darin sich Übeltäter bergen könnten; /
13709#Hiob,34,23#23. denn nicht ist dem Menschen Tag und Stunde angesagt, / da er vor Gott treten muss zum Gericht. /
13710#Hiob,34,24#24. Er zerbricht Gewaltige ohne Untersuchung / und setzt andre an ihre Stelle. /
13711#Hiob,34,25#25. Darum: er kennt ihre Werke, / er stürzt (sie) des Nachts, und sie werden zermalmt; /
13712#Hiob,34,26#26. für ihre Missetat schlägt er sie an einem Orte, / wo viele es sehen, /
13713#Hiob,34,27#27. weil sie von ihm gewichen sind / und aller seiner Wege nicht geachtet haben, /
13714#Hiob,34,28#28. indem er des Armen Geschrei vor sich kommen liess / und die Klage der Bedrückten erhörte. /
13715#Hiob,34,29#29. Doch hält er sich ruhig, wer will verdammen? / verhüllt er sein Angesicht, wer will ihn schauen? / Über Volk und Menschen aber wacht er, /
13716#Hiob,34,30#30. dass nicht ein Ruchloser König sei, / einer von denen, die das Volk verderben. /
13717#Hiob,34,31#31. Wenn er-1- nun aber zu Gott sagt: / «Ich überhob mich, will nicht mehr schlecht handeln; / -1) d.i. der Sünder.
13718#Hiob,34,32#32. ich sehe es ein, belehre du mich! / Wenn ich Unrecht getan - ich tu's nicht wieder», /
13719#Hiob,34,33#33. soll nach deinem Sinn er nun vergelten, / weil du es verwirfst? / denn du sollst entscheiden und nicht ich, / und was du weisst, das sage! /
13720#Hiob,34,34#34. Verständige Leute werden mir sagen / und der weise Mann, der mir zuhört: /
13721#Hiob,34,35#35. «Hiob redet mit Unverstand, / und seine Worte sind ohne Bedacht. /
13722#Hiob,34,36#36. Ach, würde Hiob doch fort und fort geprüft, / weil er entgegnet nach der Art der Frevler. /
13723#Hiob,34,37#37. Denn Frevel fügt er noch zu seiner Sünde, / in unsrer Mitte höhnt er laut / und macht viel Redens wider Gott.»
13724#Hiob,35,1#1. Und Elihu hob an und sprach:
13725#Hiob,35,2#2. Hältst du das für richtig, / nennst du das dein «Recht gegen Gott», /
13726#Hiob,35,3#3. dass du fragst: «Was nützt es mir, / was habe ich mehr davon, wenn ich ohne Sünde bin?» / -Hiob 34,9.
13727#Hiob,35,4#4. Ich, ich will dir Antwort geben / und deinen Freunden neben dir. /
13728#Hiob,35,5#5. Blicke auf zum Himmel und sieh, / und schaue die Wolken, die höher sind als du. /
13729#Hiob,35,6#6. Wenn du sündigst, was tust du ihm an? / Sind deiner Frevel viel, was schadest du ihm? /
13730#Hiob,35,7#7. Bist du gerecht, was gibst du ihm? / Oder was empfängt er aus deiner Hand? / -Hiob 22,2.3; Röm. 11,35.
13731#Hiob,35,8#8. Dem Manne, wie du einer bist, schadet dein Frevel, / und dem Menschenkinde nützt deine Gerechtigkeit. /
13732#Hiob,35,9#9. Ob der Menge der Bedrückungen schreien sie, / rufen um Hilfe vor dem Arm der Grossen. /
13733#Hiob,35,10#10. Doch keiner sagt: «Wo ist Gott, mein Schöpfer, / der Lobgesänge schenkt in der Nacht, /
13734#Hiob,35,11#11. der uns verständiger macht als die Tiere des Feldes / und weiser als die Vögel des Himmels?» /
13735#Hiob,35,12#12. Da schreien sie denn - und er gibt nicht Antwort - / ob des Übermutes der Bösen. /
13736#Hiob,35,13#13. Nur Nichtiges erhört Gott nicht, / und der Allmächtige sieht es nicht an, /
13737#Hiob,35,14#14. nun gar, wenn du sagst, du sehest ihn nicht. / Die Sache liegt ihm vor, so harre denn sein! / -Hiob 23,8.9.
13738#Hiob,35,15#15. Nun aber, weil sein Zorn nicht straft / und er des Frevels nicht gross achtet, /
13739#Hiob,35,16#16. reisst Hiob seinen Mund auf zu eitlem Gerede / und macht viele Worte ohne Einsicht.
13740#Hiob,36,1#1. Und Elihu fuhr fort und sprach:
13741#Hiob,36,2#2. Warte mir ein wenig, so will ich dich lehren; / denn noch habe ich Worte für Gott. /
13742#Hiob,36,3#3. Ich will mein Wissen fernher holen / und meinem Schöpfer sein Recht verschaffen. /
13743#Hiob,36,4#4. Denn wahrlich, meine Worte sind nicht Lüge; / ein Mann vollkommener Einsicht (spricht) mit dir. /
13744#Hiob,36,5#5. Siehe, Gott verwirft den Trotzigen, /
13745#Hiob,36,6#6. er lässt den Gottlosen nicht am Leben, / aber dem Elenden schafft er Recht; /
13746#Hiob,36,7#7. er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten, / und mit Königen auf dem Thron lässt er sie immerdar sitzen, / und sie werden erhöht; / -1.Sam. 2,8; Ps. 33,18; 34,16; 113,7.8.
13747#Hiob,36,8#8. und wenn sie in Ketten gefesselt sind, / in Banden des Elends gefangen werden, /
13748#Hiob,36,9#9. so hält er ihnen vor ihr Tun und ihre Vergehen, / dass sie sich überhoben. /
13749#Hiob,36,10#10. Er öffnet ihr Ohr der Zurechtweisung / und befiehlt ihnen, vom Frevel zu lassen. / -Hiob 33,16.
13750#Hiob,36,11#11. Gehorchen sie und unterwerfen sich, / so verbringen sie all ihre Tage in Glück / und ihre Jahre in Wonnen. /
13751#Hiob,36,12#12. Gehorchen sie nicht, so rafft sie das Geschoss dahin, / und sie scheiden ab in Unverstand. /
13752#Hiob,36,13#13. Die ruchlos Gesinnten hegen Zorn, / rufen nicht um Hilfe, wenn er sie bindet. /
13753#Hiob,36,14#14. Sterben muss ihre Seele in der Jugend / und ihr Leben wie das der Lustknaben. /
13754#Hiob,36,15#15. Aber den Elenden erlöst er durch sein Elend / und öffnet ihm das Ohr durch Drangsal. /
13755#Hiob,36,16#16. Dich aber hat das Glück verleitet, / die Ruhe vor dem Rachen der Not, / da keine Bedrängnis dich erschreckte, / dein Tisch mit Fettem reich besetzt war. /
13756#Hiob,36,17#17. Da traf dich voll das Gericht des Gottlosen, / und Urteil und Gericht erfassten dich. /
13757#Hiob,36,18#18. Lass nicht die Züchtigung zum Zorne dich verleiten / und nicht die Menge des Lösegeldes dich beirren. /
13758#Hiob,36,19#19. Wird wider ihn aufkommen dein Geschrei in der Not / und alle Anstrengungen der Kraft? /
13759#Hiob,36,20#20. Sehne dich nicht nach der Nacht, / dass Völker auffahren an ihrer Stätte. /
13760#Hiob,36,21#21. Hüte dich, dass du dich nicht zum Frevel wendest; / denn zum Argen hast du mehr Lust als zum Dulden. /
13761#Hiob,36,22#22. Siehe, Gott wirkt Grosses in seiner Macht! / Wo wäre ein Meister wie er? /
13762#Hiob,36,23#23. Wer hätte ihm seinen Weg vorgeschrieben? / und wer gesagt: «Du hast Unrecht getan»? / -Hiob 34,10; Jes. 40,13.14.
13763#Hiob,36,24#24. Gedenke, wie du erhebest sein Tun, / das Männer besungen haben. /
13764#Hiob,36,25#25. Alle Menschen sehen's mit Lust, / der Sterbliche, der es von ferne schaut. /
13765#Hiob,36,26#26. Siehe, Gott ist erhaben, wir begreifen es nicht, / unerforschlich ist die Zahl seiner Jahre. / -Ps. 90,2; 93,2; 102,25.
13766#Hiob,36,27#27. Denn er zieht herauf die Wassertropfen, / seiht sie aus seiner Flut als Regen, /
13767#Hiob,36,28#28. von dem die Wolken triefen, / auf viele Menschen niederrieseln. /
13768#Hiob,36,29#29. Wer verstünde gar das Ausspannen der Wolken / und das Getöse seines Gezelts? /
13769#Hiob,36,30#30. Siehe, er breitet um sich seine Flut aus / und bedeckt die Gründe des Meeres; /
13770#Hiob,36,31#31. denn damit versorgt er die Völker / und gibt ihnen Speise in Fülle. /
13771#Hiob,36,32#32. Seine Hände bedeckt er mit Blitzen / und entbietet sie gegen das Ziel. /
13772#Hiob,36,33#33. Ihn kündet an sein Kriegsruf, / den Zorn erregend wider den Frevel. /
13773#Hiob,37,1#1. Ja, darob erzittert mein Herz / und springt auf von seinem Ort. /
13774#Hiob,37,2#2. Höre doch nur das Tosen seines Donners / und das Grollen aus seinem Munde! / -Ps. 29,3.
13775#Hiob,37,3#3. Unter dem ganzen Himmel lässt er's dahinfahren / und sein Licht bis an die Säume der Erde. /
13776#Hiob,37,4#4. Hinter ihm her brüllt der Donner; / er donnert mit seiner majestätischen Stimme, / und er hält die Blitze nicht zurück, wenn seine Stimme gehört wird. /
13777#Hiob,37,5#5. Gott donnert wunderbar mit seiner Stimme, / tut grosse Dinge, die wir nicht verstehen. /
13778#Hiob,37,6#6. Denn dem Schnee gebeut er: «Falle zur Erde!» / dem Guss und Regen: «Werdet mächtig!» /
13779#Hiob,37,7#7. Alle Menschen schliesst er ein, / dass alle Sterblichen sein Tun erkennen. /
13780#Hiob,37,8#8. Da gehen die Tiere in ihr Versteck / und bleiben in ihrer Behausung. /
13781#Hiob,37,9#9. Aus der Kammer des Südens kommt der Sturm, / und von den Nordwinden kommt die Kälte. /
13782#Hiob,37,10#10. Vom Hauche Gottes gibt es Eis, / und die weiten Wasser liegen in Haft. /
13783#Hiob,37,11#11. Auch mit Hagel belastet er das Gewölk, / die Wolke streut seinen Blitz aus, /
13784#Hiob,37,12#12. und der zuckt hin und her, wie er ihn steuert, / dass sie alles verrichten, was er ihnen befiehlt, / über den ganzen Erdkreis hin, /
13785#Hiob,37,13#13. sei es als Rute und zum Fluche, / sei's, dass er ihn zum Segen kommen lässt. /
13786#Hiob,37,14#14. Höre doch an, Hiob, tritt her / und betrachte die Wunderwerke Gottes. /
13787#Hiob,37,15#15. Begreifst du es, wie Gott ihnen Auftrag gibt, / wie er das Licht seiner Wolken blitzen lässt? /
13788#Hiob,37,16#16. Begreifst du auch das Schweben des Gewölks, / die Wunder dessen, der vollkommen ist an Weisheit? /
13789#Hiob,37,17#17. Du, dessen Kleider heiss sind, / wenn die Erde still liegt unterm Südwind, /
13790#Hiob,37,18#18. breitest du mit ihm den Himmel, / der fest ist wie ein gegossener Spiegel? /
13791#Hiob,37,19#19. Belehre uns, was wir ihm sagen sollen; / wir können nichts vorbringen vor Finsternis. /
13792#Hiob,37,20#20. Soll ihm verkündet werden, dass ich reden will? / Hat je ein Mensch verlangt, dass er vernichtet werde? /
13793#Hiob,37,21#21. Und dann, wenn man das Licht nicht sieht, / weil es verfinstert ist durch das Gewölk, / da fährt der Wind vorüber und fegt es weg. /
13794#Hiob,37,22#22. Von Norden her kommt heller Glanz; / von hehrer Majestät ist Gott umflossen, /
13795#Hiob,37,23#23. ihn selbst, den Allmächtigen, finden wir nicht. / Gross an Kraft und reich an Gerechtigkeit, / wird er das Recht nicht beugen. /
13796#Hiob,37,24#24. Darum sollen ihn die Menschen fürchten; / alle, die sich weise dünken, sieht er nicht an.
13797#Hiob,38,1#1. DA antwortete der Herr dem Hiob aus dem Wetter und sprach:
13798#Hiob,38,2#2. Wer ist's, der da verdunkelt den Ratschluss / mit Reden ohne Einsicht? / -Hiob 42,3.
13799#Hiob,38,3#3. Gürte doch wie ein Mann deine Lenden; / ich will dich fragen, und du lehre mich! / -Hiob 40,2.
13800#Hiob,38,4#4. Wo warst du, als ich die Erde gründete? / Sag an, wenn du Bescheid weisst! /
13801#Hiob,38,5#5. Wer hat ihre Masse bestimmt - du weisst's ja! - / oder wer die Meßschnur über sie ausgespannt? / -Spr. 30,4; Jes. 40,12.
13802#Hiob,38,6#6. Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, / oder wer hat ihren Eckstein gelegt, /
13803#Hiob,38,7#7. als die Morgensterne allzumal frohlockten / und alle Gottessöhne jubelten? / -Ps. 10,2.
13804#Hiob,38,8#8. Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, / da es hervorbrach, aus dem Mutterschoss kam? / -Spr. 8,29.
13805#Hiob,38,9#9. als ich Gewölk zu seinem Kleide machte / und dunkle Wolken zu seinen Windeln? /
13806#Hiob,38,10#10. als ich ihm eine Schranke zog, ihm Tor und Riegel setzte / -Hiob 26,10.
13807#Hiob,38,11#11. und sprach: «Bis hierher und nicht weiter! / Hier sollen sich legen deine stolzen Wogen»? / -Ps. 104,9; Jer. 5,22.
13808#Hiob,38,12#12. Hast du in deinen Tagen je dem Morgen geboten, / dem Frührot seinen Ort gewiesen, /
13809#Hiob,38,13#13. dass es die Säume der Erde erfasse / und die Gottlosen von ihr abgeschüttelt werden? /
13810#Hiob,38,14#14. dass sie sich wandelt wie Ton unter dem Siegel / und sich färbt wie ein Gewand? /
13811#Hiob,38,15#15. dass die Gottlosen ihres Lichtes beraubt werden / und der erhobene Arm zerbrochen wird? /
13812#Hiob,38,16#16. Bist du bis hin zu den Quellen des Meeres gekommen, / und hast du gewandelt auf dem Grunde der Flut? /
13813#Hiob,38,17#17. Sind dir die Tore des Todes aufgetan worden, / und hast du die Pförtner des Dunkels gesehen? /
13814#Hiob,38,18#18. Hast du die Weiten der Erde erkannt? / Sag an, wenn du das alles weisst. /
13815#Hiob,38,19#19. Wo geht der Weg zu der Wohnstatt des Lichtes, / und wo hat die Finsternis ihren Ort, /
13816#Hiob,38,20#20. dass du sie holtest in ihr Gebiet / und sie heimbrächtest auf die Pfade zu ihrem Hause? /
13817#Hiob,38,21#21. Du weisst es ja; bist du doch damals geboren, / und deiner Tage Zahl ist gross! /
13818#Hiob,38,22#22. Bist du zu den Kammern des Schnees gekommen, / und hast du die Speicher des Hagels gesehen, /
13819#Hiob,38,23#23. den ich aufgespart auf die Zeit der Bedrängnis, / auf den Tag des Kampfs und der Schlacht? / -Jos. 10,11; Jes. 30,30.
13820#Hiob,38,24#24. Wo ist der Weg, da der Wind sich teilt, / der Ost sich verbreitet über die Erde? /
13821#Hiob,38,25#25. Wer hat dem Wetterguss eine Rinne gegraben / und einen Weg dem Donnerstrahl, /
13822#Hiob,38,26#26. um Regen zu senden auf menschenleeres Land, / auf die Wüste, da niemand weilt, /
13823#Hiob,38,27#27. die Öde und Wildnis zu sättigen / und junges Grün sprossen zu lassen aus durstigem Land? /
13824#Hiob,38,28#28. Hat der Regen auch einen Vater, / oder wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? /
13825#Hiob,38,29#29. Aus wessen Schoss ist das Eis gekommen? / den Reif des Himmels, wer hat ihn geboren? /
13826#Hiob,38,30#30. Wie Stein erstarren die Wasser, / und die Fläche der Flut wird fest. /
13827#Hiob,38,31#31. Knüpfst du die Bande des Siebengestirns, / oder lösest du die Fesseln des Orion? /
13828#Hiob,38,32#32. Führst du die Sterne des Tierkreises heraus zu seiner Zeit, / und leitest du die Bärin mit ihren Jungen? /
13829#Hiob,38,33#33. Bestimmst du dem Himmel die Gesetze, / oder bestellst du seine Herrschaft über die Erde? /
13830#Hiob,38,34#34. Erhebst du die Stimme zu den Wolken, / und gehorcht dir der Wasserschwall? /
13831#Hiob,38,35#35. Entsendest du die Blitze, dass sie hinfahren / und zu dir sprechen: «Siehe, hier sind wir»? /
13832#Hiob,38,36#36. Wer legte in das Wolkendunkel Weisheit, / oder wer gab dem Luftgebilde Einsicht? /
13833#Hiob,38,37#37. Wer zählt die Wolken mit Weisheit ab, / und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus, /
13834#Hiob,38,38#38. wenn der Boden hart wird wie ein Guss / und fest die Schollen aneinander haften? /
13835#Hiob,38,39#39. Erjagst du dem Löwen die Beute, / stillst du den Hunger der Jungleuen, / -Ps. 104,21.
13836#Hiob,38,40#40. wenn sie sich in den Höhlen ducken / und im Dickicht auf der Lauer liegen? /
13837#Hiob,38,41#41. Wer bereitet dem Raben seine Speise, / wenn seine Jungen zu Gott schreien, / aus Mangel an Nahrung umherirren? / -Ps. 147,9.
13838#Hiob,39,1#1. Bestimmst du die Zeit, da die Steinziegen gebären, / überwachst du das Kreissen der Hinden? /
13839#Hiob,39,2#2. Zählst du die Monde ab, die sie erfüllen müssen, / und setzest du fest ihre Wurfzeit? /
13840#Hiob,39,3#3. Sie kauern nieder, werfen ihre Jungen / und sind ihrer Wehen ledig. /
13841#Hiob,39,4#4. Ihre Jungen erstarken, wachsen auf im Freien, / sie gehen davon und kommen nicht wieder. /
13842#Hiob,39,5#5. Wer hat den Wildesel frei gehen lassen, / und die Bande des Renners, wer hat sie gelöst? /
13843#Hiob,39,6#6. dem ich die Steppe zur Behausung gab / und das Salzland zur Wohnung? /
13844#Hiob,39,7#7. Er lacht des Getümmels in der Stadt, / das Geschrei des Treibers hört er nicht. /
13845#Hiob,39,8#8. Er streift durch das Gebirge, seine Weide, / und allem Grünen spürt er nach. /
13846#Hiob,39,9#9. Wird dir der Wildochs dienen wollen, / wird er des Nachts an deiner Krippe liegen? /
13847#Hiob,39,10#10. Kannst du ihn binden an das Furchenseil, / wird er hinter dir her eggen in den Tälern? /
13848#Hiob,39,11#11. Vertraust du ihm, weil er so stark ist, / und überlässest du ihm deine Arbeit? /
13849#Hiob,39,12#12. Glaubst du ihm, dass er wieder kommt / und deine Saat auf deine Tenne bringt? /
13850#Hiob,39,13#13. Munter schlägt der Strauss seine Flügel; / ist's aber fromme Schwinge und Feder? /
13851#Hiob,39,14#14. Er überlässt ja seine Eier dem Boden, / lässt die Erde sie ausbrüten /
13852#Hiob,39,15#15. und vergisst, dass sie ein Fuss zerdrücken, / das Wild des Feldes sie zertreten kann. /
13853#Hiob,39,16#16. Hart ist er gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein; / war umsonst sein Mühen, ihn kümmert's nicht. /
13854#Hiob,39,17#17. Denn Gott liess ihn die Weisheit vergessen / und gab ihm nicht Anteil an der Einsicht. /
13855#Hiob,39,18#18. Zur Zeit, wenn er in die Höhe sich peitscht, / verlacht er das Ross und seinen Reiter. /
13856#Hiob,39,19#19. Gibst du dem Rosse die Stärke? / Kleidest du seinen Hals mit der Mähne? /
13857#Hiob,39,20#20. Machst du es springen wie die Heuschrecke? / Sein majestätisches Schnauben, wie furchtbar! /
13858#Hiob,39,21#21. Es scharrt im Talgrund und freut sich; / mit Kraft zieht es aus, den Waffen entgegen. /
13859#Hiob,39,22#22. Es lacht der Furcht und ist unverzagt; / es weicht nicht zurück vor dem Schwerte. /
13860#Hiob,39,23#23. Über ihm klirrt der Köcher, / der blitzende Speer und der Wurfspiess. /
13861#Hiob,39,24#24. Mit stürmischem Ungestüm schlürft es die Strecke; / es hält nicht still beim Schall der Posaune. /
13862#Hiob,39,25#25. Sooft die Posaune ertönt, ruft es: Hui! / Von ferne wittert es die Schlacht, / das Donnern der Führer und das Kriegsgeschrei. /
13863#Hiob,39,26#26. Hebt durch deine Weisheit der Falke die Schwingen, / breitet seine Flügel aus nach Süden? /
13864#Hiob,39,27#27. Schwingt sich auf dein Geheiss der Adler hoch / und baut sein Nest in der Höhe? /
13865#Hiob,39,28#28. Auf Felsen wohnt und horstet er, / auf dem Felszahn und der Bergeswarte. /
13866#Hiob,39,29#29. Von dort erspäht er sich den Frass, / fernhin sehen seine Augen. /
13867#Hiob,39,30#30. Und seine Jungen schlürfen Blut; / und wo Erschlagene sind, da ist er. -Mt. 24,28.
13868#Hiob,39,31#31. -1-Und der Herr wandte sich an Hiob und sprach: -1) die Lutherbibel hat für 39,31-35; 40,1-28; 41,1-25 die Zählung 40,1-32; 41,1-26.
13869#Hiob,39,32#32. Hadern will der Tadler mit dem Allmächtigen? / Der Gott zurechtwies, gebe darauf Antwort!
13870#Hiob,39,33#33. Da antwortete Hiob dem Herrn und sprach:
13871#Hiob,39,34#34. Siehe, ich bin zu gering, was soll ich dir antworten? / Ich lege die Hand auf meinen Mund. /
13872#Hiob,39,35#35. Einmal habe ich geredet und wiederhole es nicht, / zweimal, und tue es nicht wieder.
13873#Hiob,40,1#1. Da antwortete der Herr dem Hiob aus dem Wetter und sprach:
13874#Hiob,40,2#2. Gürte doch wie ein Mann deine Lenden; / ich will dich fragen, und du lehre mich! / -Hiob 38,3.
13875#Hiob,40,3#3. Willst du gar mein Recht vernichten, / mir Unrecht geben, dass du Recht behaltest? / -Ps. 51,6.
13876#Hiob,40,4#4. Ist denn dein Arm dem Arme Gottes gleich? / Hast du wie er des Donners Stimme? /
13877#Hiob,40,5#5. Schmücke dich doch mit Majestät und Hoheit, / umkleide dich mit Herrlichkeit und Pracht! /
13878#Hiob,40,6#6. Lass sich ergiessen die Fluten deines Zorns / und erniedrige jeden Stolzen mit deinem Blick! /
13879#Hiob,40,7#7. Mit deinem Blick demütige jeden Hohen / und zertritt die Gottlosen auf der Stelle! /
13880#Hiob,40,8#8. Verscharre sie im Staube allzumal, / banne ihr Angesicht an verborgenen Ort! /
13881#Hiob,40,9#9. Alsdann will auch ich dich preisen, / dass deine Rechte dir Sieg verleiht. /
13882#Hiob,40,10#10. Siehe doch das Flusspferd, das ich schuf wie dich: / Gras frisst es wie das Rind. /
13883#Hiob,40,11#11. Siehe doch, welche Kraft in seinen Lenden / und welche Stärke in den Muskeln seines Bauchs! /
13884#Hiob,40,12#12. Steif macht es seinen Schwanz wie eine Zeder; / die Sehnen seiner Schenkel sind verschlungen. /
13885#Hiob,40,13#13. Seine Knochen sind Röhren von Erz, / seine Gebeine wie Stäbe von Eisen. /
13886#Hiob,40,14#14. Das ist der Erstling von Gottes Schaffen, / gemacht zum Beherrscher seiner Genossen. /
13887#Hiob,40,15#15. Denn das Gewächs der Berge nimmt es sich, / und alles Wild des Feldes zermalmt es. /
13888#Hiob,40,16#16. Dort unter Lotusbüschen lagert es / im Versteck von Rohr und Sumpf. /
13889#Hiob,40,17#17. Lotusbüsche decken es mit Schatten, / und die Weiden am Bache umgeben es. /
13890#Hiob,40,18#18. Wenn auch der Strom andringt, es flüchtet nicht, / bleibt ruhig, ob auch ein Sturzbach hervorbricht. /
13891#Hiob,40,19#19. Wer dürfte ihm in die Augen greifen, / mit Stricken ihm die Nase durchbohren? /
13892#Hiob,40,20#20. Kannst du das Krokodil an der Angel ziehen / und mit dem Stricke seine Zunge niederdrücken? /
13893#Hiob,40,21#21. Legst du ihm ein Binsenseil an die Nase / und stichst einen Haken durch seinen Backen? /
13894#Hiob,40,22#22. Wird es dich lange bitten / oder freundlich mit dir reden? /
13895#Hiob,40,23#23. Wird es einen Vertrag mit dir schliessen, / dass du es für immer zum Sklaven bekommst? /
13896#Hiob,40,24#24. Spielst du mit ihm wie mit einem Vogel / und bindest du es an für deine Mädchen? /
13897#Hiob,40,25#25. Feilschen darum die Zunftgenossen, / verteilen sie es unter die Händler? /
13898#Hiob,40,26#26. Kannst du seine Haut mit Stacheln spicken / und mit Fischharpunen seinen Kopf? /
13899#Hiob,40,27#27. Lege nur deine Hand daran - / denke an den Kampf! - du tust es nicht wieder. /
13900#Hiob,40,28#28. Sieh, deine Hoffnung wäre betrogen; / schon bei seinem Anblick würde einer hingestreckt. /
13901#Hiob,41,1#1. Niemand ist so kühn, dass er es aufweckte, / und wer kann vor ihm bestehen? /
13902#Hiob,41,2#2. Wer trat ihm entgegen und blieb heil? / Unter dem ganzen Himmel, wer ist es? /
13903#Hiob,41,3#3. Er würde nicht erneuern sein Geschwätz, / das Gerede von Grosstaten und prächtiger Rüstung. /
13904#Hiob,41,4#4. Wer hat je aufgedeckt sein Kleid? / Wer dringt ihm in das doppelte Gebiss? /
13905#Hiob,41,5#5. Die Tore seines Rachens, wer hat sie geöffnet? / Um seine Zähne lagert Schrecken. /
13906#Hiob,41,6#6. Sein Rücken sind Rinnen von Schildern, / sein Verschluss ein Siegel von Stein. /
13907#Hiob,41,7#7. Eines fügt sich ans andre, / kein Lüftchen drängt sich dazwischen. /
13908#Hiob,41,8#8. Ein jedes hängt fest an dem andern; / sie schliessen zusammen, lassen sich nicht trennen. /
13909#Hiob,41,9#9. Sein Niesen lässt ein Licht aufstrahlen, / und seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte. /
13910#Hiob,41,10#10. Aus seinem Rachen fahren Fackeln, / und Feuerfunken sprühen hervor. /
13911#Hiob,41,11#11. Aus seinen Nüstern kommt ein Rauch / wie aus erhitztem, siedendem Topf. /
13912#Hiob,41,12#12. Sein Atem sengt wie glühende Kohlen, / aus seinem Rachen fährt eine Flamme. /
13913#Hiob,41,13#13. Auf seinem Nacken wohnt die Kraft, / vor ihm her springt das Verzagen. /
13914#Hiob,41,14#14. Die Wampen seines Leibes sind gedrungen, / ihm angegossen, unbeweglich. /
13915#Hiob,41,15#15. Sein Herz ist wie ein Stein so hart / und fest wie der untere Mühlstein: /
13916#Hiob,41,16#16. wenn es emporfährt, fürchten sich die Starken, / vor Schrecken werden sie verwirrt. /
13917#Hiob,41,17#17. Vor seinen Zähnen hält das Schwert nicht stand, / nicht Spiess, nicht Wurfgeschoss noch Panzer. /
13918#Hiob,41,18#18. Es achtet für Stroh das Eisen / und das Erz für faules Holz. /
13919#Hiob,41,19#19. Der Sohn des Bogens macht es nicht fliehen, / zu Stoppeln verwandeln sich ihm die Steine der Schleuder. /
13920#Hiob,41,20#20. Wie ein Rohr gilt ihm die Keule, / und das Sausen des Speeres verlacht es. /
13921#Hiob,41,21#21. Unter ihm sind spitzige Scherben, / einen Dreschschlitten breitet es über den Schlamm. /
13922#Hiob,41,22#22. Die Tiefe macht es sieden wie einen Kessel, / das Meer rührt es auf wie einen Salbentopf. /
13923#Hiob,41,23#23. Hinter sich lässt es leuchten einen Pfad, / die Flut erscheint wie Silberhaar. /
13924#Hiob,41,24#24. Auf Erden ist nicht seinesgleichen; / es ist gemacht, nie zu erschrecken. /
13925#Hiob,41,25#25. Alles, was hoch ist, fürchtet sich vor ihm; / es ist ein König über alle stolzen Tiere.
13926#Hiob,42,1#1. Da antwortete Hiob dem Herrn und sprach:
13927#Hiob,42,2#2. Ich habe erkannt, dass du alles vermagst; / nichts, was du sinnst, ist dir verwehrt. /
13928#Hiob,42,3#3. Wer ist's, der da verhüllt ohne Einsicht den Ratschluss? / Darum habe ich geredet in Unverstand, / Dinge, die zu wunderbar für mich, die ich nicht begriff. / -Hiob 38,2.
13929#Hiob,42,4#4. Höre doch, und ich will reden; / ich will dich fragen, und du lehre mich! /
13930#Hiob,42,5#5. Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört; / nun aber hat dich mein Auge gesehen. /
13931#Hiob,42,6#6. Darum widerrufe ich und bereue / in Staub und in Asche.
13932#Hiob,42,7#7. ALS nun der Herr diese Worte zu Hiob geredet hatte, da sprach er zu Eliphas von Theman: Mein Zorn ist entbrannt wider dich und deine zwei Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.
13933#Hiob,42,8#8. Und nun nehmet sieben Stiere und sieben Widder und geht zu meinem Knechte Hiob, und bringt ein Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Hiob mag für euch bitten; nur seine Fürbitte werde ich annehmen, dass ich euch nicht etwas Schlimmes antue, weil ihr nicht recht von mir geredet habt wie mein Knecht Hiob.
13934#Hiob,42,9#9. Da gingen Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naama hin und taten nach dem Befehl des Herrn. Und der Herr nahm die Fürbitte Hiobs an.
13935#Hiob,42,10#10. Auch wandte der Herr Hiobs Geschick, als er für seine Freunde bat, und gab Hiob doppelt soviel, als er gehabt hatte. -Hiob 1,3.
13936#Hiob,42,11#11. Da kamen zu ihm alle seine Brüder und Schwestern und alle seine alten Bekannten, und sie assen mit ihm in seinem Hause und bezeigten ihm ihr Beileid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der Herr über ihn hatte kommen lassen; und sie gaben ihm ein jeder einen Taler und einen goldenen Ring.
13937#Hiob,42,12#12. Und der Herr segnete Hiob hernach mehr als zuvor, und er bekam 14 000 Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.
13938#Hiob,42,13#13. Er bekam auch sieben Söhne und drei Töchter.
13939#Hiob,42,14#14. Die erste hiess er Jemima-1-, die zweite Kezia-2- und die dritte Kerenhappuch-3-; -1) d.h. Täubchen. 2) d.h. Wohlgeruch. 3) d.h. Schminkbüchschen.
13940#Hiob,42,15#15. und man fand im ganzen Lande keine Frauen so schön wie Hiobs Töchter, und ihr Vater gab ihnen ein Erbteil unter ihren Brüdern.
13941#Hiob,42,16#16. Darnach lebte Hiob noch 140 Jahre, und er sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter.
13942#Hiob,42,17#17. Und Hiob starb alt und lebenssatt.