22600#Jona,1,1#1. UND es erging das Wort des Ewigen an Jona, den Sohn Amittais, besagend:
22601#Jona,1,2#2. «Auf, geh nach Ninewe, der großen Stadt, und rufe aus über sie; denn ihre Bosheit ist vor mich heraufgekommen.»
22602#Jona,1,3#3. Da machte sich Jona auf, um vor dem Ewigen nach Tarschisch zu flüchten; und er kam nach Jafo hinab und fand ein Schiff, das nach Tarschisch ging, gab den Preis dafür und bestieg es, um vor dem Ewigen hinweg mit ihnen nach Tarschisch zu gelangen.
22603#Jona,1,4#4. Der Ewige aber warf einen gewaltigen Wind auf das Meer, und es ward ein großer Sturm auf dem Meer, und das Schiff drohte zu zerbrechen.
22604#Jona,1,5#5. Da fürchteten sich die Seeleute und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um es sich zu erleichtern. Jona aber war in den Tiefraum des Schiffes hinuntergestiegen, hatte sich niedergelegt und war eingeschlafen.
22605#Jona,1,6#6. Da trat zu ihm der Schiffsführer und sprach zu ihm: «Was ists mit dir, daß du schläfst? Steh auf, rufe zu deinem Gott! Vielleicht wird der Gott sich unser besinnen, daß wir nicht zugrundegehn.»
22606#Jona,1,7#7. Da sprachen sie einer zum andern: «Kommt, wir wollen Lose werfen, daß wir erkennen, wessentwegen dieses Unheil uns zustößt.» Als sie nun Lose warfen, da fiel das Los auf Jona.
22607#Jona,1,8#8. Da sprachen sie zu ihm: «Sag uns doch, du, dessentwegen uns dieses Unheil zustößt: Was ist dein Geschäft, woher kommst du, welches ist dein Land, und aus welchem Volk bist du?»
22608#Jona,1,9#9. Da sprach er zu ihnen: «Ein Ebräer bin ich, und den Ewigen, den Gott des Himmels, fürchte ich, der das Meer und das Festland geschaffen hat.»
22609#Jona,1,10#10. Da gerieten die Männer in große Furcht und sprachen zu ihm: «Was hast du da getan?» Denn die Männer erkannten, daß er vor dem Ewigen auf der Flucht war, denn er hatte es ihnen mitgeteilt.
22610#Jona,1,11#11. Dann sprachen sie zu ihm: «Was sollen wir mit dir tun, daß das Meer sich uns beruhige? Denn das Meer stürmt immerzu.»
22611#Jona,1,12#12. Da sprach er zu ihnen: «Nehmt mich und werft mich ins Meer, dann wird das Meer sich euch beruhigen. Denn ich weiß, daß meinetwegen dieser große Sturm über euch gekommen ist.»
22612#Jona,1,13#13. Da ruderten die Männer, um zum Festland zurückzulenken. Aber sie vermochten es nicht, denn das Meer stürmte immerzu gegen sie.
22613#Jona,1,14#14. Und sie riefen zum Ewigen und sprachen: «Ach, Ewiger, laß uns doch nicht zugrundegehn um das Leben dieses Mannes und bringe nicht auf uns unschuldiges Blut! Denn du, o Ewiger, wie du gewollt, hast du getan!»
22614#Jona,1,15#15. Dann nahmen sie Jona auf und warfen ihn ins Meer; da hielt das Meer ein von seinem Toben.
22615#Jona,1,16#16. Da gerieten die Männer in große Furcht vor dem Ewigen, schlachteten dem Ewigen Schlachtopfer und gelobten Gelöbnisse.
22616#Jona,2,1#1. Der Ewige aber entbot einen großen Fisch, Jona zu verschlingen, und Jona war im Leib des Fisches drei Tage und drei Nächte.
22617#Jona,2,2#2. Da betete Jona zum Ewigen, seinem Gott, aus dem Leib des Fisches
22618#Jona,2,3#3. und sprach: «Ich rief aus meiner Not zum Ewigen, er gab mir Antwort. Aus der Scheol Schoß flehte ich, du hörtest meine Stimme.
22619#Jona,2,4#4. Mich warf die Flut ins Herz der Meere, der Strom umgab mich, All deine Brandungen und Wogen gingen hin über mich.
22620#Jona,2,5#5. Ich dacht, ich sei vertrieben aus deinen Augen! Könnt ich doch fürder schauen deinen heiligen Tempel!
22621#Jona,2,6#6. Um mich her drängten Wasser bis ans Leben, die Flut umfing mich, Schilf schlang sich mir ums Haupt, 7. zu der Gebirge Röhricht sank ich,
22622#Jona,2,7#Die Erde - ihre Riegelbalken blieben vor mir ewig. Da hobst du aus der Grube mir mein Leben, o Ewiger, mein Gott!
22623#Jona,2,8#8. Als in mir meine Seele sich verhauchte, dacht ich des Ewigen; Zu dir kam mein Gebet, in deinen heilgen Tempel.
22624#Jona,2,9#9. Die nichtgen Wahn bewahren, lassen ihre Treue.
22625#Jona,2,10#10. Doch ich, mit Ruf der Huldigung will ich dir opfern, Was ich gelobte, will ich zahlen; des Ewgen ist die Hilfe!»
22626#Jona,2,11#11. Da sprach der Ewige zum Fisch, und er spie Jona ans Festland.
22627#Jona,3,1#1. Dann erging das Wort des Ewigen zum zweiten Mal an Jona, besagend:
22628#Jona,3,2#2. «Auf, geh nach Ninewe, der großen Stadt, und rufe über sie den Ruf, den ich zu dir rede.»
22629#Jona,3,3#3. Da machte sich Jona auf und ging nach Ninewe, nach dem Wort des Ewigen; Ninewe aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tagemärsche lang.
22630#Jona,3,4#4. Und Jona fing an, in die Stadt hineinzugehn, einen Tagmarsch weit, rief aus und sprach: «Noch vierzig Tage, dann ist Ninewe umgestürzt!»
22631#Jona,3,5#5. Da glaubten die Männer von Ninewe an Gott, riefen ein Fasten aus und legten Sackzeug an vom Größten bis zum Kleinsten.
22632#Jona,3,6#6. Und die Sache gelangte zum König von Ninewe; da erhob er sich von seinem Thron, tat seinen Mantel von sich, hüllte sich in Sackzeug und setzte sich in die Asche.
22633#Jona,3,7#7. Und man rief aus und sagte an in Ninewe auf Befehl des Königs und seiner Großen: «Mensch und Vieh, Rind und Schaf sollen nichts genießen, sie sollen nicht weiden und Wasser trinken.
22634#Jona,3,8#8. Sie sollen sich in Sackzeug hüllen, Mensch und Vieh, und sollen mit Macht zu Gott rufen und sollen umkehren, jedermann von seinem bösen Weg und von dem Raub, der in ihren Händen ist.
22635#Jona,3,9#9. Wer weiß, es mag Gott sich wieder bedenken und umkehren von seiner Zornglut, daß wir nicht zugrundegehn!»
22636#Jona,3,10#10. Da sah Gott ihr Tun, daß sie umkehrten von ihrem bösen Weg, und Gott bedachte sich wegen des Unheils, das er ihnen zu tun verkündet hatte, und tat es nicht.
22637#Jona,4,1#1. Aber das mißfiel Jona gewaltig und verdroß ihn.
22638#Jona,4,2#2. Und er betete zum Ewigen und sprach: «Bitte, o Ewiger, war das nicht meine Rede, solange ich noch auf meinem Boden war? Deswegen kam ich ja zuvor, nach Tarschisch zu flüchten, weil ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und liebreich und dich bedenkend wegen des Unheils.
22639#Jona,4,3#3. Und jetzt, o Ewiger, nimm doch meine Seele von mir, denn lieber ists mir, ich sterbe, als ich lebe!»
22640#Jona,4,4#4. Da sprach der Ewige: «Verdrießt es dich recht?»
22641#Jona,4,5#5. Jona aber ging aus der Stadt hinaus und ließ sich im Osten der Stadt nieder; er machte sich dort eine Hütte und saß unter ihr im Schatten, bis daß er sähe, was mit der Stadt würde.
22642#Jona,4,6#6. Und der Ewige hatte einen Wunderbaum entboten, der wuchs über Jona empor, damit Schatten über seinem Haupt sei, um ihn von seinem Unmut zu befreien. Und Jona hatte große Freude über den Wunderbaum.
22643#Jona,4,7#7. Gott aber entbot Gewürm, als Tags darauf die Morgendämmerung aufzog; das stach den Wunderbaum, daß er verdorrte.
22644#Jona,4,8#8. Es war aber, als die Sonne aufging, da entbot Gott einen schwülen Ostwind, und die Sonne stach auf Jonas Haupt, daß er schmachtete. Da wünschte er sich den Tod und sprach: «Lieber ists mir, ich sterbe, als ich lebe!»
22645#Jona,4,9#9. Da sprach Gott zu Jona: «Verdrießt es dich recht wegen des Wunderbaums?» Und er sagte: «Recht verdrießt es mich, bis zum Sterben!»
22646#Jona,4,10#10. Da sprach der Ewige: «Dir ist es leid um den Wunderbaum, um den du keine Mühe hattest, und den du nicht großgezogen hast, der über Nacht ward und über Nacht verging.
22647#Jona,4,11#11. Und mir, mir sollte es nicht leid sein um Ninewe, die große Stadt, darin mehr als zwölfmal zehntausend Menschen sind, die nicht zwischen rechts und links zu scheiden wissen, und vieles Vieh?»