Tbilisi Ivane Javakhishvili State University
Ivane Djavachischvili Staatliche Universität Tbilissi
E-mail: sgelaschwili(at)gmx.de
Universität Potsdam
Finanzwissenschaftliche Diskussionsbeiträge
Arbeitspapiere des Deutsch-Georgischen Arbeitskreises für Finanz- und Sozialpolitik
Publisher:
Prof. Dr. Hans-Georg Petersen
University of Potsdam
Faculty of Economics and Social Sciences
Chair of Public Economics
August-Bebel-Str. 89
D -14482 Potsdam
Januar 2010
Mit den Finanzwissenschaftlichen Diskussionsbeiträgen werden Manuskripte von den Verfassern möglichen Interessenten in einer vorläufigen Fassung zugänglich gemacht. Für Inhalt und Verteilung sind die Autoren verantwortlich. Es wird gebeten, sich mit Anregungen und Kritik direkt an sie zu wenden und etwaige Zitate aus ihrer Arbeit vorher mit ihnen abzustimmen. Alle Rechte liegen bei den Verfassern.
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Entstehung der ersten deutschen Kolonien in Georgien sowie die wirtschaftlichen Aspekte ihrer Tätigkeiten. Im II. Kapitel wird kurz die Vorgeschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und Georgien beschrieben. Es wird gezeigt, dass diese Beziehungen schon im dritten Jahrhundert begannen und nach der Erobe-rung Georgiens durch die Mongolen im 13. Jahrhundert unterbrochen wurden. Die Wieder-herstellung der Beziehungen zwischen den Ländern fand im 17. Jahrhundert statt, wobei eine Intensivierung im 18. Jahrhundert beobachtet werden kann. Im III. Kapitel geht es um die Entstehung der deutschen Kolonien in Georgien; insbesondere entstanden viele deutsche Siedlungen in Ost-Georgien, in der Nähe der Hauptstadt Tbilissi (mit deutschen Bezeichnungen, z.B. Rosenthal, Marienfeld, Alexandersdorf, Petersdorf, Elenendorf usw.) und in Tbilissi. Das IV. Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der wirtschaftlichen Tätigkeiten der deutschen Kolonien, insbesondere mit der Gründung von zahlreichen neuen kleinen und mittleren Unternehmen in der Nahrungsproduktion, Landwirtschaft und im Dienstleistungsbereich. Die kleinen und mittleren deutschen Unternehmen verwendeten modernes Know-how und Technologien aus Deutschland. Dies hat wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Georgiens beigetragen.
I. Einführung
Deutschland und Georgien sind zweiLänder, die sich in unterschiedlichen historischen, geographischen und ethnographischen Arealen befinden. Dementsprechend sind auch die Entwicklungswege und die nationalen Problematiken unterschiedlich. Trotzdem haben sich diese zwei Nationen gegenseitig beeinflusst, was eine Bereicherung zur Folge hatte.
Aus den historischen Quellen (insbesondere aus Archivmaterialien des zentralen historischen Archivs Georgiens und des Bundesarchivs Deutschlands) kann man entnehmen, dass im 12. Jahrhundert Friedrich I. diplomatische Beziehungen mit dem georgischen König Giorgi III. und der ihm nachfolgenden Königin Tamarunterhielt. In einzelnen Episoden der Kreuzzüge handelten Deutsche und Georgier gemeinsam. Besonders Palästina war ein Ort, an dem sich Georgier und deutsche Kreuzritter während des gesamten 12. Jahrhunderts begegneten. Das Interesse der Deutschen an Georgien und den Georgiern hatte damals rein militärisch-strategischen Charakter. Diesem Interesse lag der Versuch zugrunde, in den Zeiten der Kreuzzüge im Osten eine auf Georgien basierende antimuslimische Koalition zu schaffen, die in den größeren Auseinandersetzungen eine aktive Hilfe, wenn nicht gegen Ägypten, so wenigstens gegen die Türken, sein würde. Einen christlichen Verbündeten im 11. –12. Jahrhundert zu suchen, war der erste Grund des deutschen Interesses an Georgien. Diese Beziehung mit den Deutschen fand leider keine Fortsetzung und brach im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ab, nachdem die Mongolen aufgetaucht waren. Auch im 16. –17. Jahrhundert war das Interesse der Deutschen an Georgien von militärisch-strategischem Charakter. Im damaligen Europa, als das vor Wien stehende türkisch-osmanische Heer das im Verlauf der religiösen Kriege völlig geschwächte Deutschland bedrohte, suchten die durch die wachsende Stärke der Osmanen beunruhigten europäischen Länder Verbündete im Rücken des Feindes. Sie versuchten, eine antitürkische Koalition auf einer iranischen und georgischen Basis zusammenzustellen. Diese Koalition benötigte das katholische Europa, um die Aufmerksamkeit der Osmanen nach Osten zu richten und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, ihre Angriffe Richtung Westen fortzusetzen. Zur gleichen Zeit schickte seinerseits auch Georgien Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch der Papst interessierte sich für den Osten, da er in dieser Richtung den Katholizismus verbreiten wollte. Aus diesem Grund schickteer in die kleinasiatischen Länder, insbesondere nach Georgien, immer häufiger seine Missionare.
Der dritte Grund des deutschen Interesses an Georgien hatte rein kommerziellen Charakter. Von der Antike bis durch das gesamte Mittelalter stellte Georgien eine wichtige Kreuzung zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“, die China mit Europa verband, führte vom Mittelmeer und Schwarzen Meer Richtung Osten durch georgische Territorien. Dieser Handelsweg trug wesentlich zur Entwicklung wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen zwischen dem Osten und dem Westen bei. Über diesen Weg besuchten oft europäische, unter anderem auch deutsche, Vermittler des Handelskapitals und reisende Händler Georgien, deren Aufzeichnungen sehr vielfältig sind.
Als sich die Europäer nach großen geographischen Entdeckungen im 17. Jahrhundert die See- und Ozeanwege endgültig aneigneten, ruhte allmählich der Land- und Transithandel. Dementsprechend verlor auch das georgische Territorium, als Teil der „Seidenstraße“, an Bedeutung. Bald entstand aber ein Interesse der Europäer an georgischen Natur-und Bodenschätzen. Dieser wirtschaftliche Faktor war der vierte Grund des deutschen Interesses an Georgien. Mit Hilfe dieser Faktoren offenbarten sich im 18. –19. Jahrhundert in Europa neuere Informationen über das politische und sozial-kulturelle Leben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.
Der fünfte Grund des deutschen Interesses an Georgien hatte wissenschaftlichen Charakter. Nachdem sich in Europa Informationen über Georgien häuften, wurde auch für die wissenschaftliche Forschung ein Grundstein gelegt. Diese nahm in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts intensiven und im 19. Jahrhundert besonders intensiven Charakter an. Aufgrund der Verfolgung von Andersgläubigen in Deutschland im 18. Jahrhundert entstand eine separatistische Bewegung, welche die Übersiedlung nach Amerika und Russland stärkte. Dieser Prozess entwickelte sich besonders in Württemberg und Baden. Durch die Analyse der historischen und sozialwirtschaftlichen Vorgeschichte für die Übersiedlung deutscher Kolonisten nach Georgien stellen wir fest, dass – neben den wirtschaftlichen und sozialpolitischen Gründen –religiöse Motive einer der verursachenden Faktoren waren.
II. Eine kurze Vorgeschichte der deutsch–georgischen Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Deutschen und Georgiernbegannen in der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus, nachdem in Westgeorgien und in den angrenzenden Gebieten erstmals Vorfahren der modernen Deutschen –die Goten –aufgetaucht waren. Als erstes gelangten die Goten auf die Halbinsel Krim und in den Nordkaukasus, an die beiden Uferdes Don. Danach tauchten die Goten auch in der Schwarzmeerregion an der kolchischen Küste (West-Georgien)auf. Im 8. Jahrhundert besuchte der gotische Bischof Johannes Iberien erstmals Kartli (Georgien), wo er von dem georgischen Patriarchen gesegnet wurde. Ein zusätzlicher Faktor, der diese zwei Nationen einander näher brachte, war, dass beide schon damals christliche Arianer waren.
Im 12. Jahrhundert, unter der Herrschaft David des Erbauers, waren unter anderen auch die deutschen Kreuzritter im Jahr 1121 an der berühmten Didgori–Schlacht beteiligt. Der König Deutschlands (genauer des Heiligen Römischen Reiches) und „Roms“, Friedrich Barbarossa (1152 –1190), unterhielt diplomatische Beziehungen mit dem georgischen König Giorgi III. und dessen Tochter, der späteren Königin Tamar (*1). Er versuchte damals, die von ihrem Ehemann geschiedene Tamar mit seinem gleichnamigen Sohn Friedrich von Schwaben zu verheiraten. Zu diesem Zweck schickte er sogar Botschafter nach Georgien.
Georgier und Deutsche trafen auch auf bulgarischem Boden im Jahr 1189 beim dritten Kreuzzugaufeinander. In der Stadt Philippopolis, dem heutigen Plowdiw, empfing Friedrich Barbarossa den für dieses Treffen gerufenen georgischen Anführer des Petritsoni-Klosters und unterhielt sich mit ihm. Über dieses Treffen berichtet der österreichische Geschichtsschreiber Ansbert, der bei diesem Kreuzzug den deutschen König begleitete. Es ist nicht bekannt, was das Gesprächsthema bei diesem Treffen war, es wird allerdings vermutet, dass sie sich über das gemeinsame Handeln beider Nationen gegen das Byzantinische Reich unterhalten haben könnten. Auch dieser Fakt beweist, dass man im 12. Jahrhundert in Deutschlandüber Georgien informiert war.
Deutsche und Georgier trafen nicht nur auf georgischem und bulgarischem Bodenaufeinander, sondern auch in Kleinasien, auf dem ägyptischen Territorium, auf dem Berg Sinai, in der Nähe von Damiette usw. Auch bei einigen Episoden der Kreuzzüge lernten sie einander kennen. Insbesondere Palästina war der Ort, an dem im Laufe des 12. Jahrhunderts Georgier und deutsche Kreuzritter einander begegneten, sie waren Mitglieder des Templer-Ordens. Früheste Berichte über diese Treffen stammen von dem französischen Kantor des heiligen Grabes in Jerusalem Anselius, der 1108/1109 in einem Brief an den Pariser Bischof über das erfolgreiche militärische Handeln der Georgier in Jerusalem berichtete. Das Interesse derDeutschen an Georgien hatte damals rein militärisch-strategischen Charakter. Diesem Interesse lag der Versuch zugrunde, eine auf Georgien basierende antimuslimische Koalition zu schaffen, die in den größeren Auseinandersetzungen eine aktive Hilfe, wenn nicht gegen Ägypten, so wenigstens gegen die Türken, sein würde. Einen christlichen Verbündeten im 11. –12. Jahrhundert zu suchen, war der erste Grund des deutschen Interesses an Georgien. Diese Beziehung zu den Deutschen fand leider keine Fortsetzung und brach im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ab, nachdem die Mongolen aufgetaucht waren.
Auch später wurde das Interesse der Deutschen an Georgien durch ein militärisch-strategisches Ziel bestimmt. Im 17. Jahrhundert, als das vor Wien stehende türkisch-osmanische Heer das im Verlauf der religiösen Kriege völlig geschwächte Deutschland bedrohte, suchten die durch die wachsende Stärke der Osmanen beunruhigten europäischen Länder Verbündete im Rücken des Feindes. Sie versuchten, eine antitürkische Koalition auf einer iranischen und georgischen Basis zusammenzustellen. Diese Koalition benötigte das katholische Europa, um die Aufmerksamkeit der Osmanen nach Osten zu richten und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, ihre Angriffe Richtung Westen fortzusetzen. Zur gleichen Zeit schickte auch seinerseits Georgien Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch der Papst interessierte sich für den Osten, da er in dieser Richtung den Katholizismus verbreiten wollte. Aus diesemGrund schickte er in die kleinasiatischen Länder, insbesondere nach Georgien, immer häufiger seine Missionare. So war auch der zweite Grund des Interesses der Deutschen an Georgien von militärisch-strategischem Charakter, um im 16. –17. Jahrhundert die wachsende Stärke der Osmanen zu zügeln und im Osten eine fähige antitürkische Koalition zu bilden.
Der dritte Grund des deutschen Interesses an Georgien hatte rein kommerziellen Charakter. Von der Antike bis durch das gesamte Mittelalter stellte Georgien eine wichtige Kreuzung zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“, die China mit Europa verband, führte vom Mittelmeer und Schwarzen Meer Richtung Osten durch georgische Territorien. Dieser Handelsweg trug wesentlich zur Entwicklung wirtschaft-licher und kultureller Beziehungen zwischen dem Osten und dem Westenbei. Über diesen Weg besuchten oft europäische, unter anderem auch deutsche, Vermittler des Handelskapitals und reisende Händler Georgien, deren Aufzeichnungen sehr vielfältig sind. Als sich die Europäer nach großen geographischen Entdeckungen im 17. Jahrhundert die See-und Ozeanwege endgültig aneigneten, ruhte allmählich der Land-und Transithandel. Dementsprechend verlor auch das georgische Territorium, als Teil der „Seidenstraße“, an Bedeutung. Bald entstand aber ein Interesse der Europäer an georgischen Natur-und Bodenschätzen. Dieser wirtschaftliche Faktor war der vierte Grund des deutschen Interesses an Georgien. Mit Hilfe dieser Faktoren offenbarten sich im 18. –19. Jahrhundert neuere Informationen über das politischeLeben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.
Vom September 1771 bis zum Oktober des Folgejahres hielt sich in Georgien der deutsche Wissenschaftler Johan Anton Güldenstein (1745 –1781),ein Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften, auf. Er nahm an der vielseitigen Erforschung des Nordkaukasus und Georgiens teil, bereiste fast alle Regionen von Georgien und traf sich mit den Oberhäuptern des Landes: in Ostgeorgienmit dem König Erekle II. und in Westgeorgien mit dem König Solomon I. Nach dieser Reise schrieb Güldenstein eine Arbeit in zwei Bänden, die den Titel „Eine Reise in Russland und am kaukasischen Gebirge“ trug und erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht wurde. In dieser Arbeit ist ein vielfältiges Bild des Lebens in Georgien wiedergegeben: Charakterisiert sind die geographische Lage und geologische Besonderheiten des Landes sowie seiner Flora und Fauna; analysiert sind Baudenkmäler und Folklore; beschrieben sind die staatliche und die Beamtenordnung; wiedergegeben sind ebenso Bilder aus Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Das Buch beinhaltet außerdem einen kurzen histo-rischen Überblick georgischer Fürstentümer, weiterhin eine Charakterisierung des Bildungssystems, der Ethnographie und Medizin. Dem Buch ist eine vom Autor erstellte Karte Georgiens beigefügt.
1779 –1783 lebte und wirkte am Hof des Königs Erekle II. Jakob Reinegs. Er war ein begabter, energischer und bestens gebildeter Mensch. Der im sächsischen Eisleben geborene Christian Rudolf Elich (1743 –1793), der, nachdem er das väterliche Haus verlassen hatte, sich mit Künstlernamen Jakob Reinegs nannte, war in Georgien unter dem Namen Jakob Bey bekannt. Der europäisch gebildete Reinegs unterstützte die Verbesserung der Technik in der Bergwerksproduktion und der Produktion des Schießpulvers nach europäischer Art, die Gründung des Kanonenwerks, sowie die Verbesserung des polygraphischen Betriebs in der georgischen Druckerei. In einer Halle des Königspalastes eröffnete Reinegs eine „Adeligenschule“, wo er selbst und ein Tbilisser Pater adelige Kinder unterrichteten. In dieser Schule führte man den Unterricht von Französisch, Deutsch, Italienisch und Latein ein. Im damaligen Tbilissi gab es sehr wenige Ärzte. Reinegs ließ den König eine Ärzteschule eröffnen, in der er und der in Tbilissi lebende katholische Pater die Hauptlehrer waren. Mit seiner unmittelbaren Hilfe wurde die Größe des Heeres erhöht und die Dauer des Militärdienstes sowie die Höhe der Tagesration und des Lohns festgelegt –wie dies bei der deutschen Armee üblich war. Verbessert wurde auch der Unterricht des Artilleriewesens. Vergrößert wurde die Tbilisser Münzprägeanstalt (hier wurde georgisches Geld auch nach dem Einmarsch Russlands bis 1832 geprägt). Reinegs trug wesentlich zur Entwicklung des Handels-und Handwerkswesens bei. Er stellte Briefkontakt mit Österreich und Polen her und lud Handwerker aus diesen Ländern nach Georgien ein, die viele Neuheiten mit nach Georgien brachten. König Erekle II. empfing sie mit allen Ehren. Mit Reinegs’ Unterstützung übersetzte Erekle ein Werk des österreichischen Wirkers, Schriftstellers, Publizisten, Kritikers, Ökonomen und Juristen des 18. Jahrhunderts Joseph von Sonnenfels, und gab dieses 1781 heraus. Josef von Sonnenfels (1733 –1817) ist ein berühmter Vertreter des österreichischen Josephinismus. Bei einigen Autoren wird er sogar „österreichischer Lessing“ genannt. Der deutsche Wissenschaftler Franz Karl Alter berichtet, dass es sich um „Grundsätze der Polizei“ von Joseph von Sonnenfels handelte, das König Erekle aus dem Persischen übersetzte und in Tbilissi in der königlichen Druckerei bis 1781 drucken ließ (*2). Wenig später erwähnt Alter Jakob Reinegs, der angeblich das Buch von Sonnenfels’ vom Deutschen ins Persische übersetzt haben soll. Danach soll König Erekle das Werk vom Persischen, das er sehr gut beherrschte, ins Georgische übersetzt haben. In der Folge ließ Erekle Jakob Reinegs in der Druckerei drucken, die Reinegs selbst mit eigenen Finanzmitteln ausgestattet hatte. Außerdem berichtet Franz Alter, dass der vom Sonnenfels-Buch begeisterte König Reinegs eine hohe Stelle gab und für ihn alle Bedingungen schuf,dieinSonnenfels’Arbeit erwähntenIdeen in Georgien durchzusetzen (*3).
Mit seiner Doktrin war Joseph von Sonnenfels ein Merkantilist späterer Zeiten, der eine große Rolle in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften seines Landes spielte. Er versuchte als erstes, ein einheitliches System der Finanzwissenschaften zu erstellen. Seine theoretischen Ansichten spiegelten die Interessen der sich in der Entwicklungsphase befindlichen kapitalistischen Schicht wider. Joseph von Sonnenfels schrieb über die Geldmengentheorie, wobei seiner Meinungnach der Reichtum eines Volkes nicht nur am Bestand an Edelmetallen zu messen sei, sondern auch an anderen Werten. Seiner Meinung nach sollte das Hauptziel der staatlichen Wirtschaftspolitik das Wachstum der Bevölkerung sein. Dies würde die innere und äußere Sicherheit des Landes gewährleisten,die Effektivität der Arbeit und die Steuereinnahmen erhöhen und die Steuerlast für Einzelbetriebe verringern. Wegen seiner merkantilistischen Einstellung war er für Zollkontrollen und für die Abschaffung der Leibeigenschaft. Außerdem war er für die Teilung der größeren Latifundien, unbenutzten Flächen und öffent-licher Weiden. Seiner Ansicht nach waren kleinere landwirtschaftliche Betriebe fruchtbarer und leistungsfähiger.
Zweifellos war König Erekle auch an den politischen Ideen Sonnenfels’ interessiert, auf deren Basis er die Möglichkeit haben würde, die staatliche Ordnung in Kartlien–Kachetien nach „europäischer Art“, wie er selbst sagte, und nach den Vorbildern der staatlich–politischen Systeme der Könige Friedrich II. von Preußen und Josef II. von Österreich zu ändern. Anders formuliert war es König Erekles Wunsch, die gesamte Verwaltung und Regierung des Landes nach den Prinzipien zu gestalten, die aus Sonnenfels’ Buch stammten.
Neben den politischenIdeen begeisterten König Erekle auch einige von Sonnenfels’ Ideen aus seiner Doktrin über die Wirtschaft und Administration. Auf die aus der damaligen wirt-schaftlichen Lage Georgiens resultierende Notwendigkeit der Übernahme bestimmter Ideen Sonnenfels’ war König Erekle innerlich dank des berühmten Vertreters georgischen gesell-schaftlichen Denkens, Sulchan-Saba Orbeliani, bereits vorbereitet. Wie Joseph von Sonnenfels, jedoch ein Jahrhundert früher, war Sulchan-Saba Orbeliani für den aufgeklärten Absolutismus, verlangte die Abschaffung der alten feudalen Institutionen und Erneuerungen in der Ver-waltung. Durch das Unterbinden desPartikularismus wollte er einen nationalen und einigen Staat schaffen, staatliche Unabhängigkeit erlangen und in einem gewissen Rahmendie Interes-sen der Bauern berücksichtigen.
Früher als Sonnenfels hielt Sulchan-Saba Orbeliani es für nötig, Handel und Produktion zu unterstützen, da seiner Meinung nach nicht der Handel an sich eine Quelle des Reichtums war, sondern die Arbeit und dadurch die Schaffung landwirtschaftlicher Produktion. Gegenüber wertvollen Bodenschätzen und daraus erlangtem Reichtum bevorzugte er den Reichtum an Getreide, insbesondere an Weizen. Anders formuliert war die Grundlage des Reichtums für Sulchan-Saba Orbeliani die Landwirtschaft. Der mit den Ideen dieses georgischen Enzyklo-pädisten aufgewachsene König Erekle fand sehr viel geistige Nahrung in dem von ihm selbst übersetzten Buch Sonnenfels’.
Jakob Reinegs, nach den Worten Franz Alters, „spielte eine große Rolle in Georgien“ (*4). In der Region wird zwar keine Kirche mit seinem in Gold geschriebenen Namen geschmückt, er steht dafür auf dem Kanonenwerk, das er selbst gebaut hatte. Dies ergibt sich aus dem oben genannten Bericht über die Übersetzung von Sonnenfels’ Buch ins Persische. Außerdem schrieb Reinegs nach einer langen Reise durch Russland und Georgien eine „Allgemeine historisch–topographische Beschreibung“, die nach dem Tod des Autors in Berlin heraus-gegeben wurde (Band I, 1776; Band II, 1797). Dieses Buch ist eine wichtige Quelle für die Erforschungder kaukasischen und georgischen Geschichte. Das Buch beinhaltet wertvolle Berichte über die sozialwirtschaftliche und politische Lage Georgiens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1788 wurde in Memmingen eine Arbeit von Georg August von Breitenbach, „Die Geschichte georgischer Königreiche“, veröffentlicht. Diese Arbeit war der erste Versuch in Europa, ein Gesamtbild der Geschichte Georgiens darzustellen. Die Arbeit bestand aus zwei Teilen; der erste Teil beinhaltete einen allgemeinen Überblick der georgischen Geschichte, im zweiten Teil wurde Georgien geographisch beschrieben. Und noch ein fünfter Grund des Interesses der Deutschen an Georgien hatte einen rein wissen-schaftlichen Charakter. Nachdem in Europa genügend Materialien für die Beschreibung Georgiens zur Verfügung standen, war auch der Wunsch des wissenschaftlichen Forschens da, welcher zum Ende des 18. und insbesondere im 19. Jahrhundert systematischen Charakter annahm.
III. Entstehung deutscher K olonien in Georgien am Anfang des19. Jahrhunderts
Beziehungen zu nicht-orthodoxen Religionen und deren Vertretern haben in Georgien eine lange Tradition. Ein neuer Einfluss im religiösen und wirtschaftlichen Leben Georgiens drang zum Ende der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts ein. Zu dieser Zeit entstanden die ersten deutschen Siedlungen auf dem georgischen Territorium. Ein neues Blatt in der Geschichte des religiösen und wirtschaftlichen Lebens der deutschen und georgischen Völker begann.
Forscher vertreten unterschiedliche Meinungen zu den Übersiedlungen der Deutschen in den Südkaukasus. Einige meinen, dass die Übersiedlungen der Deutschen in den Südkaukasus durch die damalige wirtschaftliche Lage Deutschlands verursacht wurden. Die anderen sind der Meinung, diese Übersiedlungen hätten allein politische Gründe. Nach der Meinung von Professor Paata Guguschvili ist die Entstehung der deutschen Kolonien mit wirtschaftlichen Gründen zu erklären. Seiner Meinung nach konnten die religiösen Ansichten der Deutschen nur einen Beweggrund für deren Übersiedlung in den Südkaukasus gegeben haben: „die bei den Kolonisten verwurzelten Ansichten waren die unmittelbaren Auslöser der Bewegung zur Kolonisierung“ (*5). Einige Forscher schließen den religiösen Faktor für die Entstehung der deutschen Kolonien ganz aus. Jedoch stellten die religiösen Ansichten der Badener und Württemberger –die in den Kaukasus übergesiedelten Deutschen stammten überwiegend aus dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden –zusammen mit der damaligen wirtschaftlichen und politischen Lage Deutschlands die wichtigsten Gründe für die Entstehung deutscher Kolonien in Georgien in den Jahren 1817 –1818 dar.
Bekanntlich wird die separatistische religiöse Bewegung in Deutschland auf das 18. Jahr-hundert datiert. Diese Bewegung verbreitete sich besonders stark in Württemberg und in Baden. Die Entstehung und Entwicklung der separatistischen Bewegung wird mit den Namen Bengel, Jung-Stilling und M. Gahn in Verbindung gebracht. Die Kommentare dieser Geistlichen in Fragen der Apokalypse beeinflussten die deutschen Separatisten sehr stark, welche die Predig-ten über das Kommen des Messias und die tausendjährige Herrschaft zutiefst glaubten. Dazu kam noch der Aufruf von Jung-Stilling, in den Osten, in den hochgebirgigen Kaukasus, zu übersiedeln. Seiner Meinung nach war dies die einzige Möglichkeit, sich vor der nahenden Apokalypse zu retten. Das Kommen des Messias war nach Meinung der Separatisten von Gott festgelegt und unumgänglich.
Nach der Analyse der historischen und sozialen Ursachen der Übersiedlung deutscher Kolo-nisten nach Georgien stellen wir fest, dass einer der zahlreichen Verursacher dieser Prozesse (neben den wirtschaftlichen und politischen Gründen) ein religiöses Motiv war. Das religiöse Motiv war für die Ansiedlung der deutschen Kolonisten und danach für die Entfaltung der wirtschaftlichen und anderen Tätigkeiten unmittelbar und vielseitig entscheidend. Dies gab den von der Heimat weitgereisten und in fremden sozialen Bedingungen lebenden Neuansiedlern die seelische Kraft, sich leicht zu adaptieren und ihre kulturelle Eigenständigkeit zu entfalten.
Zu berücksichtigen ist, dass die Durchsetzung der religiösen Ansichten und Sitten der deutschen Separatisten auf starken Widerstand traf und sie in einigen Fällen auch verfolgt wurden. Deshalb hatte ein Teil dieser Gruppe einen natürlichen Drang, in sozialen Bedin-gungen zu leben, wo sie geschützt vor Verfolgung und Einschränkung ihres separatistischen Glaubens und der Erfüllung entsprechender Rituale sein würden. Diesem rechtsmäßigen Drang standen die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Bedingungen des damaligen Deutschland im Wege, die unerträglich für bestimmte Schichten der Gesellschaft, insbesondere für Bauern, ge-worden waren. Zu dem Gefühl der religiösen Unzufriedenheit kam noch die durch mangelnde wirtschaftliche und politische Rechte verursachte Herabsetzung. Der Ausweg war dort zu suchen, wo diese Hindernisse vermutlich nicht vorkommen würden. Für sie schien der Kauka-sus und Georgien ein sozialer Raum zu sein, wo sie diesen Problemen entkommen könnten.
1816 wurde ein neuer Gouverneur, der einflussreiche General A.P. Ermolov, in den Kaukasus entsandt. Genau wie alle anderen Beamten des Königs im Südkaukasus betrieb er eine chauvi-nistische Politik. Es kam so weit, dass er „feststellte“, dass Georgier unfähig seien, die Wirt-schaft zu führen und angewiesensind, dies von anderen zu lernen.
Die Absicht des Generals Ermolov, deutsche Kolonien anzusiedeln, basierte auf den folgenden Umständen: Im 18. Jahrhundert entstand in Deutschland wegen der Verfolgung der Sektanten eine separatistische Bewegung, was deren intensive Übersiedlung nach Amerika und Russland zu Folge hatte. Besonders stark war diese Bewegung in Württemberg und Baden, in der Schweiz und in Bayern, wo die Agitation der Anführer der Sektanten, in Deutschland seien die friedlichen Zeiten vorbei und man solle sich nach Amerika oder in den Kaukasus retten, diesen Prozess unterstützte (*6). Es ist klar, dass die wirtschaftliche Grundlage dieser Geschehnisse, die mit der Migration der Bauern zur Erscheinung kam, der Mangel an Landwar, der seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts immer stärker wurde, sowohl in den deutschen Fürstentümern allgemein als auch in Württemberg.
1816 reiste Zar Alexander I. durchStuttgart, wo ihn die Sektanten um Erlaubnis baten, sich im Kaukasus ansiedeln zu dürfen. Bevor die Sache endgültig entschieden war, traten 7.000 Sektanten 1817 bereits ihre Reise in den Kaukasus an. Sie reisten durch Regensburg, Wien, Pressburg, Belgrad und ließen sich in Odessa nieder,wo sie auf die Vergabe von Grundstücken zur Ansiedlung im Kaukasus warten wollten. Während des Aufenthaltes halbierte sich ihre Zahl aufgrund einer Epidemie. Die Regierung stellte anfangs für die Ansiedlung der Deutschen im Kaukasus 100.000 Rubel zur Verfügung. Missachtet wurde dabei folgendes: Laut dem kaiserlichen Gesetz Russlands von 1810 war die Finanzierung der Ansiedlung von Kolonisten mit Hilfe staatlicher Mittel verboten. Die Kolonisten hatten lediglich die Erlaubnis, sich auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln auf staatlichen Grundstücken anzusiedeln. Dieses Gesetz wurde 1816 verschärft und neu herausgegeben, da die Finanzierung der Kolonisten das staatliche Budget zu sehr belastet hatte. Es handelte sich um eine Summe von 3.000 Rubel pro Familie (*7).
Die erste Gruppe der Württemberger, die aus 31 Familien bestand (181 Personen), kam im September 1817 in Tbilissi an. Die Regierung stellte für diese Familien Boden in der Nähe von Sartitschala zur Verfügung. Für jede Familie waren 60 Dessjatine vorgesehen. Der Stell-vertreter Ermolovs, ein Deutscher namens Stahl, ließ russische Soldaten für sie Häuser bauen. Bis dahin wurden sie im Dorf Martkofi untergebracht. Anfang 1818 wurden alle angekom-menen Deutschen in den folgenden Orten angesiedelt:
1. die 1817 angekommenen 31 Familien in Marienfeld, in der Nähe des Flusses Jori (Sartitschala), 35 Werst von Tbilissi entfernt. Jede Familie bekamen 35 Dessjatine Acker, Feld und Wald;
2. 31 Familien der 1818 angekommenen Württemberger (148 Personen) in Petersdorf, eine halbe Werst von der Kolonie in Marienfeld entfernt. Aus diesen zweien ist später eine einzige Kolonie entstanden;
3. 23 Familien (99 Personen) im Tbilisser Bezirk, auf dem damaligen staatlichen Land in Didube (665 Dessjatine), 8 Werst von Tbilissi entfernt;
4. ein Teil der Kolonisten (49 Familien, 200 Personen), die mit verschiedenem Handwerk vertraut waren, wurden in Kukia (Tbilissi) angesiedelt;
5. 65 Familien (307 Personen) wurden in Elisabethtal auf dem staatlichen Land von Samatschweti angesiedelt;
6. 102 Familien (350 Personen) wurden in Ekaterinenfeld, 60 Werst von Tbilissi entfernt, angesiedelt;
7. 73 Familien (237 Personen) wurden in Annenfeld auf dem staatlichen Land in Schamkori angesiedelt;
8. 120 Familien (501 Personen) siedelten sich in Elenendorf auf dem staatlichen Land von Chandukari an, 7 Werst von Gandja entfernt (*8). Danach gab es einzelne Übersiedlungen der Kolonisten von Dorf zu Dorf, aber die Hauptbestände dieser Siedlungen sind sehr lange unverändert geblieben. 1818 beschloss das Ministerkabinett, 35 Dessjatine Land für jede Familie der Kolonisten zur Verfügung zu stellen. Die in Tbilissi angesiedelten Handwerker bekamen dagegen nur 2 Dessjatine, um Obst-und Gemüsegärten anzubauen.
Zur Bearbeitung des Landes bezahlten die DeutschenTeile der ansässigen Bevölkerung. Fast die Hälfte der angesiedelten Deutschen bearbeitete das Land mit ansässigen Kräften. Im Unterschied zu den Georgiern und Angehörigen anderer Nationen hatten sie eine Reihe von Privilegien. Sie bekamen staatliche Hilfe, waren von der Rückerstattung der Schulden befreit und zahlten im Vergleich zu anderen weniger Steuern. Auf Befehl der Regierung wurde in der Bevölkerung Weizen für die deutschen Kolonisten eingesammelt. Auch in der Sache der Landvergabe waren sie privilegiert. So wurden für jede Familie bereitgestellt:
1. für die vom Iran und der Türkei übergesiedelten Armenier – 6 Dessjatine Land;
2. für die von der Türkei übergesiedelten Griechen – 3 Dessjatine Land;
3. für die württembergischen Deutschen – 35 Dessjatine Land.
1842 kamen noch 10 Familien in den Südkaukasus (*9), die von der Regierung in Abastumani angesiedelt wurden. Diese Kolonie hieß Friedenthal. Die Kolonisten fühlten sich hier wegen des Mangels an „nutzbarem Land“ benachteiligt. Aus diesem Grund wurden 8 dieser Familien in die Nähe von Marienfeld übersiedelt, eine Familie siedelte etwas früher nach Ekaterinenfeld und eine reiste nach Russland aus. Bei Anwerbung und Ansiedlung der Kolonisten achtete die Regierung besonders auf deren Beschäftigung, Beruf und Wissen in Betriebswirtschaft und in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft. Bei der Übersiedlung der Württemberger schenkte Ermolov den Menschen mehr Achtung, die handwerklich begabt waren. Auch seine Vertreter wies er an, unter den Kolonisten Fachleute für die Herstellung von Tuch zu finden, welche er in einer bereits geplanten Tbilisser Tuchfabrik einsetzen wollte. Hierbei sei angemerkt, dass die Zentralregierung diesen Plan des Tuchfabrikbaus nicht genehmigt hatte, ungeachtet dessen, dass es am Ort genügend für die Tuchproduktion benötigte hochwertige Wolle gab und es auch nicht an Meistern unter den Kolonisten mangelte. Darüber hinaus war das Tuch notwendig für die Einkleidung der Armee.
Auf den aufklärenden Einfluss der deutschen Kolonisten hoffte die Regierung sehr, aber die Wirklichkeit stellte sich anders dar. Schon 1819 schrieb General Ermolov an den Innenminister O.P. Kosodavlev: „Schweren Herzens erbete ich immer wieder die derart wichtigen Gelder von der Staatskasse. Diese Entscheidung muss ich allein deswegen treffen, damit die Kolonisten keinen Grund haben zu sagen, dass die Regierung, deren Großzügigkeit sie anvertraut waren, die nötigste Hilfe für sie verweigerte. Diese Gelder sehe ich als Strafe für die Kurzsichtigkeit dieser Person, dem die Anwerbung der Kolonisten nach Russland anvertraut war. Ich dachte, sie würden dem Gastland ein Beispiel für Tüchtigkeit, wirtschaftliche Ordnung und Sittlichkeit geben. Im Gegenteil, die Mehrheit der Kolonisten ist besonders faul und sorgt nur wenig für das Wohl ihrer Familien. Und noch weniger sind darunter Menschen, die Unsittlichkeit nicht als Lebenseinstellung haben.“ Danach bemerkt Ermolov: „Ich hatte Angst, dass sich die Ansässigen ein Beispiel an denen nehmen könnten, aber ich merke mit großer Zufriedenheit, das dies nicht der Fall ist und sie ihre Zeit nicht auf die Diskussion über die Apokalypse verschwenden, wie dies die Kolonisten die ganze Zeit tun.“ (*10)
Auch General Choven, der russische Zivilgouverneur Georgiens, berichtet über die gleichen
Kolonisten, dass „unter diesen Menschen keinerlei Sittlichkeit und keine Einigkeit zu finden ist.
Sie nennen sich Separatisten, erkennen keinen Vorgesetzten an, außer dem geistlichen An-
führer. Sie sind mit der Diskussion über die Apokalypse beschäftigt. Sie behaupten, dass sie in
Georgien nur zwischenzeitlich seien und das wahre Ziel ist für sie Jerusalem, wo sie die
weltliche Herrschaft erwartet.“ (*11)
Die Regierung gab den württembergischen und Badener Kolonisten Ausstattung, Nahrungs-
mittel, beschützte sie mit Militäreinheiten (z.B. in Gandja) und noch mehr. Die Regierung
besteuerte Armeeangehörige und ansässige Bauern zu Gunsten der Kolonisten, aber Profit
brachten diese Maßnamen nicht. Die mit religiösen Diskussionen beschäftigten Kolonisten
zeigten keinen Fleiß. Dies galt nicht nur für die auf dem Land lebenden Kolonisten, sondern
auch für die, die in Tbilissi angesiedelt waren. Sie behaupteten, dass sie verschiedenes Hand-
werk beherrschten, trotzdem mangelte es in Tbilissi sehr an Handwerkern und die Arbeit eines
hochqualifizierten Meisters war sehr gut bezahlt.
Der offizielle Bericht des Jahres 1820 verlautet, dass „Faulheit, Liederlichkeit und Eigensinnig-
keit der Kolonisten deren bessere Einrichtung verhindert. Bei denen kann man keine wirt-
schaftlichen Befehle durchsetzen, die der Gestaltungskontor herausgibt. Weder persönliche
Überwachung noch mündliche Belehrung brachten die liederlichen Kolonisten zu Tüchtigkeit
und Fleiß. Die Zeit, während der die Ansässigen arbeiten, verbringen sie im Schlaf.“ (*12)
Dieser Bericht mag etwas tendenziös sein, trotzdem spiegelt er die Wirklichkeit wider. Die im
religiösen Fanatismus verfangenen Kolonisten waren verständlicherweise nicht in der Lage,
normale Hauswirtschaft zu gestalten. Die Regierung konnte dies aber nicht dulden, da sie für
die Übersiedlung und Ansiedlung der Kolonisten allein 1817–1819 statt der anfangs vorge-
sehenen 100.000 Rubel bereits 1 Million Rubel ausgab. (*13)
Wenige Jahre später mussten die mittlerweile erstarkten Kolonien ein großes Unheil erleiden:
Im Jahr 1826, während des Russisch–Persischen Krieges, wurden die Kolonien Elenendorf,
Annenfeld und Ekaterinenfeld verwüstet. Den Überfall der Perser nutzten auch die Türken, die
damals in Achalziche lebten. Sie überfielen diese Kolonien, töteten 29 Menschen und nahmen
142 als Gefangene mit, die sie auf den östlichen Märkten als Sklaven verkaufen wollten. (*14)
Um die Bevölkerung der von den persischen Überfällen verwüsteten Kolonien mit Nahrungs-
mitteln zu versorgen und um landwirtschaftliche Ausstattung zu kaufen wurden aus der Staats-
kasse 104.000 Rubel als Assignatien und 45.000 Rubel Silber bereitgestellt. Diese Maßnahme
war notwendig, da nach der Verwüstung sich die Kolonisten, nach Worten des Generals
Sapjagin, in sehr ärmlicher Lage befanden und ohne entscheidende Hilfe der Regierung nicht in
der Lage gewesen wären, eigene Hauswirtschaften neu zu gestalten. (*15) In der Tat: Die ohne
jegliche Mittel gebliebenen Annenfelder Kolonisten siedelten zu anderen Dörfern der
Kolonisten über und bekamen erst nach zwei Jahren mit Hilfe der Regierung die Möglichkeit,
in ihre verlassenen und verwüsteten Dörfer zurückzukehren. Zwecks der Verbesserung der
Lage deutscher Kolonisten war in Tbilissi bereits 1827 ein „Hilfskomitee für Kolonisten“
gegründet worden. Der Vorsitzende des Komitees war General Sapjagin. Generell waren die
Kolonisten immer bereit, sich hilfesuchend an die Regierung zu wenden und diese war
ihrerseits fast immer bereit, auf Kosten der Staatskasse, der ansässigen Bevölkerung und
russischer Soldaten derartige Hilfe zu leisten, die in dem im Reich geltenden Gesetz über die
Kolonisten nicht vorgesehen war.
1830 ersuchte General Paskevitsch beim Zaren, für die deutschen Kolonisten neben einer Frist-
verlängerung für die Übersiedlung zudem die bürgerlichen Steuern zu erleichtern. Der Zar
bewilligte dieses Ersuchen. 1829 richtete die in einigen Regionen des Südkaukasus tobende
Pest in einigen Dörfern der Kolonisten sehr große Schäden an. Die Regierung leistete wieder
Hilfe. Dies geschah zu einer Zeit, als Ersuchen und Bitten der völlig verarmten ansässigen
Bevölkerung, die jährlichen Steuern – wenn nicht für immer, so wenigstens für einige Jahre –
zu erlassen, niemand erhören wollte.
Trotz der vielfachen Hilfe seitens der Regierung gab es eine ganze Reihe von Gründen, die den
schnellen wirtschaftlichen Erfolg der Kolonisten behinderte, unter anderem: 1. die noch nicht
ganz überwundenen Überfälle benachbarter Feinde; 2. nicht geklärte Eigentumsrechte für
Grundstücke in Georgien – aus diesem Grund beanspruchten ein und dasselbe Grundstück oft
gleichzeitig Großeigentümer, Staatskasse und Kirche; 3. für Kolonisten ungewöhnliche
klimatische Bedingungen. Die Malaria richtete Kolonisten im Südkaukasus zugrunde und
verursachte große Schäden. Außerdem gab es die von den Kolonisten „mitgebrachten“ Hinder-
nisse, die am meisten das gesellschaftlich-wirtschaftliche Leben der Kolonisten beeinflussten:
dies waren die bei den Kolonisten verwurzelten religiös-mystischen Ansichten, die, wie oben
schon erwähnt, ein unmittelbarer Grund für die Bewegung zur Übersiedlung in den Süd-
kaukasus waren. Dies war auch der Grund, warum die Kolonisten schon in den ersten Jahren
General Ermolov sehr enttäuschten, der so viel Geld für deren Ansiedlung ausgegeben hatte.
Die unter den Kolonisten für einige Zeit abgeflaute separatistische Bewegung erstarkte im Jahr
1832 wieder. Das Gleiche geschah 1835, aber besonders gefährlich wurde sie 1843. (*16) In jenem
Jahr hatten die Anführer der Bewegung schon ein konkretes Datum festgelegt (den 30. Mai), an
dem sie die Kolonien verlassen und nach dem Wunsch der überirdischen Kräfte nach Palästina
reisen wollten. Das Zentrum der separatistischen Bewegung war in Ekaterinenfeld. Verständ-
licherweise wollte sich die Regierung mit dieser Idee nicht anfreunden, nachdem sie so viel für
die Kolonisten getan hatte und es wurde natürlich nicht zugelassen, dass die Kolonisten nach
Palästina zogen. Um sie aufzuhalten (anfangs wollten 63 Familien Georgien verlassen), ver-
langte General Neidgart die Begleichung unbezahlter Steuern. Nachdem dies nicht funktio-
nierte, befahl der Oberbefehlshaber, sie mit militärischen Kräften zu hindern. (*17) Ekaterinenfeld
wurde von einer Einheit der Kosaken umzingelt, die die Kolonisten aufhalten sollte, falls sie
nicht freiwillig so lange abwarten wollten, bis der Zar über ihre Sache entschieden hatte. 1843
hatten die Separatisten unter Einfluss der Regierung drei Menschen nach Palästina entsandt, die
sich über die Möglichkeiten einer Übersiedlung erkundigen sollten. Die im gleichen Jahr
zurückgekehrten Gesandten berichteten, dass es keine Möglichkeit gebe, nach Palästina über-
zusiedeln. So kehrte nach großen Bemühungen der Regierung allmählich Frieden unter den
Kolonisten ein.
Ganze 25 Jahre warteten die Deutschen und arbeiteten halbherzig. Nachdem aber die Regierung
die Anführer der Gruppe, die nach Palästina ziehen wollte, festgenommen hatte und der
Zentralregierung 1844 berichtete, in den deutschen Kolonien Georgiens sei Frieden eingekehrt,
hörten die Deutschen auf, an Gerüchte zu glauben, nahmen das Evangelium an und beruhigten
sich. Sie arbeiteten nun mit mehr Fleiß. So gelang es erst in den 40er Jahren, die Deutschen
dazu zu bringen, eigene Hauswirtschaften einzurichten.
IV. Wirtschaftliche Tätigkeiten der deutschen Kolonien in Georgien im 19. Jahrhundert
Für die Geschichte der deutsch-georgischen Beziehungen ist auch interessant, wie im 19.
Jahrhundert die wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Kolonisten verlief. Hierbei ist
anzumerken, dass die Regierung sich bemühte, die deutschen Kolonisten dabei zu unterstützen,
Neuheiten in die Landwirtschaft einzuführen und spezielle technische Kulturen zu entwickeln.
Schon 1830 entsandten die Innen- und Finanzministerien einen speziellen Beamten in den
Südkaukasus, um zu erforschen, wie gut in der Region Weinanbau und Weinherstellung ent-
wickelt waren. Ebenso sollte der Beamte erforschen, welche neuen Kulturen die in Georgien
angesiedelten Deutschen anbauen könnten.18 Nach dem Plan der zaristischen Politik Russlands
sollten die hier angesiedelten Kolonisten in dieser Richtung spezialisiert werden. Die Bewohner
von Marienfeld, Petersdorf und Elisabethtal stiegen allmählich auf den Weinanbau um, was
ihnen gute Gewinne brachte. In dem nahe Tbilissi gelegenen Alexandersdorf betrieb man eher
Obst- und Gemüseanbau.
Die in Tbilissi angesiedelten Handwerker, welche in Ermolovs Zeiten wegen der religiösen
Diskussionen nur wenig leistungsfähig waren, konnten bis 1830 in den entsprechenden
Handwerken große Fortschritte machen und schufen günstige Bedingungen für sich. General
Paskevitsch schrieb über sie, dass „die Tbilisser Kolonisten überwiegend Handwerker sind und
ziemlich guten Gewinn erzielen dank ihrer Kunstwerke und Handwerke“. (*19)
Am Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde ein französischer Herr Morenas zur
georgischen Regierung geschickt, der die Aufgabe von der Zentralregierung bekam, diese
Kolonie (Georgien) für Russland profitabel zu machen. Er sollte hier, unter Berücksichtigung
der natürlichen Bedingungen, den Anbau der kolonialen (südlichen) Pflanzen vorantreiben, um
Russland in dieser Hinsicht unabhängig vom europäischen Kolonialhandel (Frankreich,
England sowie Holland) zu machen. Die Versuche hatten das Ziel, Georgien und seine musli-
mischen Provinzen in das „russische Indien“ zu verwandeln. (*20) Als eines der Mittel für diese
Verwandlung sah Herr Morenas die ausländischen und insbesondere deutschen Kolonisten an.
In dem an General Paskevitsch geschriebenen Brief sagt er direkt, dass „die wichtigste Würde
der Deutschen, genauso wie aller anderen Ausländer, die in den Südkaukasus übersiedelt
worden sind, darin besteht, dass deren wirtschaftliche Tätigkeit direkt und unmittelbar die
Entwicklung und bessere Gestaltung dieser Gebiete viel stärker unterstützte als jeder Russe, die
hier, in diesem wunderschönen Gebiet angesiedelt, sich als zeitliche Einwohner sehen und
überhaupt nicht darum kümmern, dass diese Gebiete einmal die reichsten im ganzen Imperium
werden könnten. (*21) Morenas setzte sich so offen und eindeutig gegen die unsittliche Politik des
Zarismus im Südkaukasus ein. Verständlich ist aber, dass dies von der Bürokratie betriebene
Selbstkritik war und nicht ein echter Kampf gegen die Übersiedlung der Russen in diese
Gebiete. Morenas wird noch deutlicher und schreibt: „Georgien, genauso wie Ägypten und alle
anderen unaufgeklärten Länder, kann sich nicht selbst hoch entwickeln und es gibt keinen
anderen Weg zur Entwicklung, als aus den fremden Ländern Wirtschaft zu übernehmen, da die
eigene Wirtschaft dafür nicht ausreichend ist. Und wenn wir wollen, dass dieses Land sich in
Richtung einer hochentwickelten Kultur bewegt, dann ist es dringend notwendig, ausländische
(europäische) Kolonisten anzuwerben und sie in Georgien anzusiedeln.“ (*22) Der Franzose
Morenas, der seine Tätigkeit in Georgien noch ausweiten und wahrscheinlich wie sein Vor-
gänger Kastela viele Initiativen durchführen wollte, verstarb im Oktober 1830 in Samegrelo, im
Dorf Muri. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts schuf der Zar beste Bedingungen, wie
schon zuvor für Morenas, für einen anderen Franzosen – den späteren Konsul von Frankreich in
Georgien, Gamba, dem er in Georgien 16.000 Dessjatine Grund geschenkt hatte. Gamba sollte
auf diesem geschenkten Grund französische und deutsche Bauern und Handwerker ansiedeln.
Eigentlich sollten gemäß den Plänen von Morenas, Kastela und Gamba neue Wellen der
Übersiedlung europäischer Kolonisten nach Georgien folgen. Zu dieser Zeit war für die
sozialwirtschaftliche Entwicklung Russlands jedoch etwas ganz anderes nötig. In Russland gab
es Vorsätze und Pläne, diese Kolonien durch den stärkeren Einsatz eigener Kräfte (die zu dieser
Zeit besser entwickelt waren) wirtschaftlich zu annektieren. Diese Tendenz, die dem Interesse
des sich auf dem Entwicklungsweg befindlichen russischen Handels- und Wirtschaftskapitals
entsprach, machte Übersiedlungen von Russen – ehemaligen Soldaten, Kosaken und Bauern –
in den Kaukasus notwendig.
Ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zeichnete sich eine relative Stärkung der deutschen
Kolonisten ab. 1833 schrieb Baron Rosen, dass „der Zustand der in Georgien lebenden
Kolonisten sich jährlich wesentlich verbessert“. (*23) Und 1846 meldete Voronzov: „die hier
ansässigen Deutschen haben für sie aus der Krim gebrachten Muskat angebaut und ernten jetzt
sehr guten Wein“. Gleichzeitig wäre ihr hauswirtschaftliches Leben endgültig verbessert wor-
den und ließe auf Besseres hoffen, behauptete er. In der Tat wurde die Lage der Kolonisten
immer besser, jedoch war dies hauptsächlich die Folge unermüdlicher und vielseitiger Hilfe der
Regierung. (*24) Als Beweis genügt es, sich mit dem Thema der Entwicklung der Kartoffelkulturen
vertraut zu machen.
Die Kolonisten wurden von Anfang an angewiesen, Kartoffeln anzubauen. 1841 wurde ein
Gesetz herausgegeben, wonach in bestimmten Regionen des russischen Imperiums Kartoffeln
anzubauen waren. Die Regierung hatte viele Maßnamen durchführen müssen, bis die im
Tbilisser Landkreis lebenden deutschen Kolonisten angefangen hatten, sich mit dem Kartoffel-
anbau gründlich zu beschäftigen. Erst danach verbreitete sich die Kartoffel in ihren Gärten. (*25)
Zu dieser Zeit war aber die Kartoffel unabhängig davon unter der ansässigen Bevölkerung gut
verbreitet. Ein guter Beweis dafür wäre eine Beschreibung der Landwirtschaft des Adeligen
Abchas (Signager Bezirk) durch Baron Haxthausen: „hier wird Kartoffel von vielen angebaut,
sie wurde uns am Tisch bestens vorbereitet serviert“. (*26)
Der Forscher des wirtschaftlichen Lebens deutscher Kolonisten in Georgien, N. Nikiforov,
schreibt, dass die Kolonisten zu dieser Zeit in genau solchen Erdhäusern mit Flachdach lebten
wie die ansässige Bevölkerung und dass sich die Kolonien nur wenig von den Dörfern der
Tataren und Georgier unterschieden. Sie wurden zu dieser Zeit intensiv vom Leiter der
Landverteilung unterstützt, um europäische, breite Häuser und gerade Straßen zu bauen und die
Dörfer zu verschönern. Es wurde beschlossen, für die tüchtigsten Kolonisten, die an Stelle der
alten Erdhäuser neue schöne Häuser schnell bauten, Preise zu vergeben. (*27)
Die Regierung unterstützte die Kolonisten nicht nur damit, dass sie mit der Hilfe unbezahlter
Arbeit russischer Soldaten Häuser baute und ansässige Bauern für die Kolonisten den Boden
bearbeiteten, sondern auch damit, das man Kolonisten neue, für sie noch unbekannte, Bereiche
der Landwirtschaft beibrachte. So wurde in den Kolonien der Anbau von Seide, Tabak und Reis
eingeführt. (*28) Die Kolonisten hörten aber bald auf, diese anzubauen, da die Weinherstellung
mehr Profit brachte. (*29) Auf weniger als 2% des Bodens, den die Deutschen besaßen, waren
Weintrauben angebaut, auf dem restlichen Grund blieb viel unbearbeitet. Die hiesigen Böden
ermöglichten jedoch einen sehr guten Weizenertrag. Zu den Einschränkungen beim Getreide-
anbau kam noch, dass die Deutschen auch den Tabakanbau nicht in den Griff bekamen. 1852
schnitten sie 14.000 Maulbeerbäume und fingen an, dort Weintrauben anzubauen. Aus diesem
Grund verringerte sich in den Gebieten dieser Siedlungen die Seidenproduktion. In manchen
Kolonien bauten die ansässigen Bauern bis zur Ansiedlung der Deutschen Reis an. Für die
Deutschen wurde aus Tibet eine gute Sorte Reis eingeführt, welche in 50 Tagen reifte, doch
durch Missachtung der notwendigen Agrarverfahren verloren die Reissamen an Qualität und
benötigten nun bis zu 130 Tage, bis geerntet werden konnte. (*30) Aus diesem Grund hörten die
Deutschen auch mit dem Reisanbau auf. Die Deutschen stellten damals auch Wein her,
hauptsächlich für den Verkauf, weshalb sie viel stärker an der Menge des Weines interessiert
waren als an seiner Qualität. Nach der Gewinnung des Traubensaftes gossen sie Wasser auf die
Maische, die schwache Gärung setzte sich fort und es entstand ein minderwertiger Wein, in
dem der Alkoholgehalt bei weniger als 5% lag. Solchen Wein nannten sie „Wasserwein“ und
verwendeten ihn für den Eigenverbrauch. Für den Verkauf panschten sie den Wein mit Zucker.
Da die ansässige muslimische Bevölkerung sich mit Wein nicht gut auskannte, machten einige
Deutsche sehr guten Profit mit dem gepanschten Wein und wurden reich. (*31)
Mit einem 1831 herausgegebenen Gesetz wurden die deutschen Kolonisten mit staatlichen
Steuern belastet. Sie zahlten die allgemeinen Steuern ab 1835, eine ermäßigte Landsteuer – 4,5
Kopeken für ein Dessjatine fruchtbares Land – und ab 1836 wurden sie zusätzlich mit einer
Personensteuer belastet: 16 Kopeken pro registrierte Person. (*32)
Ab 1850 begann eine relativ starke wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Kolonisten.
Zwar hatten sie 1818/1819 genügend Land bekommen, jedoch waren mittlerweile aufgrund der
steigenden Bevölkerung viele Parzellen geteilt worden, und so hieß es, dass dringend je 13,5
Dessjatine Land für neue Familien nötig wären, damit jede Familie die gesetzlich vorge-
schriebenen 35 Dessjatine Land erhält. In der Nähe von Elisabethtal fand die Regierung keine
freien Landressourcen, weshalb 38 Familien wegzogen und im Bezirk Calka eine Kolonie
namens Alexandershof gründeten. Dies geschah auf staatlichem Land, das teilweise Griechen
besaßen. Sie bekamen ihrerseits Grundstücke an einem anderen Ort. In Alexandershof bekam
jede Familie 35 Dessjatine Land. (*33)
Im wirtschaftlichen Leben der Kolonisten war ein wichtiges Ereignis, dass so genannte „gesell-
schaftliche Ressourcen“ geschaffen wurden, auf der Basis eines jährlichen Beitrages jeder
Kolonistenfamilie (als Geld oder als Weizen). Das Ziel der „gesellschaftlichen Ressourcen“
war es, einige Bereiche der Landwirtschaft besser zu entwickeln, damit der ansässigen Bevöl-
kerung ein Beispiel zu geben und so die enormen Kosten zu rechtfertigen, die die georgische
Regierung für sie aufgewendet hatte. Die „gesellschaftlichen Ressourcen“ wurden bei der
Verwaltung der deutschen Kolonien aufbewahrt. Mithilfe dieser Ressourcen kauften die
deutschen Kolonisten gemeinsam Land, bauten Mühlen, bauten oder verbesserten Bewässe-
rungskanäle, halfen bei Naturkatastrophen oder anderen Unglücken geschädigten Familien.
Weiterhin wurde das Geld auch für Bildung (*34) und für andere Notwendigkeiten verwendet.
1849 wurden auf Anweisung der Regierung in den deutschen Kolonien Notbunker für Weizen
eingerichtet. Diese Bunker haben den Kolonien in erntenlosen Jahren sehr geholfen. Als der
Großteil der Bevölkerung an Hungersnot litt, waren die Kolonisten mit Weizen gut versorgt.
Zudem wurde der Weizen aus diesen Bunkern auf den Märkten zu einem hohen Preis verkauft (*35)
und mit dem Geld die „gesellschaftlichen Ressourcen“ gestärkt.
Als Beweis für den wirtschaftlichen Aufschwung der deutschen Kolonisten kann man erwäh-
nen, dass sie allein im Jahr 1854 mit eigenen finanziellen Mitteln 71 Häuser und eine steinerne
Kirche, die 12.000 Rubel kostete, gebaut haben. Im gleichen Jahr bauten sie auch Scheunen für
die Weizenvorräte.
Baron Haxthausen, der 1843 Georgien besuchte, schrieb über die in Kukia (Tbilissi) lebenden
deutschen Kolonisten, dass die Siedlung von Kukia „bestens entwickelt und fast notwendig für
Tbilissi ist, wo Leute auf europäische Weise leben. Die Siedlung ist notwendig für russische
Soldaten und Beamte. Der gesamte Gartenbau ist in den Händen der Kolonisten. Sie bauen an
und versorgen fast die ganze Stadt mit Kräutern, mit großen Mengen Obst und mit Geflügel.“ (*36)
Außerdem äußerte Haxthausen sich verwundert darüber, dass die Kolonisten die georgische
Art, Weizen zu ernten, übernommen hätten. Was den Einfluss der Kolonisten auf die ansässige
Bevölkerung angehe, sagte Haxthausen, dass „die deutschen Kolonien die georgische und
tatarische Bevölkerung im Bereich Bildung bis heute nur wenig beeinflussten“. (*37)
Wie bereits erwähnt hatte die Ansiedlung der deutschen Kolonisten nach Georgien seitens der
Regierung folgenden Zweck: Sie sollten in Georgien neueste, bis dahin unbekannte Techniken
der Landwirtschaft und Produktion einführen und verbreiten. Ebenso sollten sie veraltete
Bereiche mit Hilfe moderner Technik und qualifizierter Arbeit entwickeln. Dafür gab die
Regierung viel Geld aus. Wurde dieses Ziel erreicht? Uns ist bereits bekannt, dass die Kolo-
nisten in den 20er bis 30er Jahren keine progressive Kraft waren. Eine Verbesserung der Lage,
sowohl moralisch als auch physisch und wirtschaftlich, begann erst am Ende der 50er Jahre.
Seit dieser Zeit erzielten die Deutschen wesentliche Erfolge in der Landwirtschaft, dem Wein-
und Obstanbau und auch in anderen Bereichen. Dies ist auch anhand der folgenden Fakten zu
sehen: 1861 wurde auf der Ausstellung für landwirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Pro-
dukte einem gewissen Zeiser aus Ekaterinenfeld ein Preis für einen verbesserten Pflug ver-
liehen; ein gewisser Kurz aus der Tbilisser Kolonie wurde ebenso ausgezeichnet für verbesser-
ten Obst- und Weinanbau. Zeiser wurde mit der Gold- und Kurz mit der Silbermedaille
ausgezeichnet. (*38) 1862 bekamen die Kolonisten aus Annenfeld und Ekaterinenfeld auf der
Londoner Weltausstellung eine „Ehrencharakterisierung“ für die gute Qualität des auf der
Ausstellung ausgestellten Brotes. Auch auf der Tbilisser Ausstellung im gleichen Jahr erzielten
die deutschen Kolonisten einen beachtlichen Erfolg. (*39)
Wie wir sehen, verbesserten die Erfolge der Kolonisten allein die eigene wirtschaftliche Lage.
Was die ansässige Bevölkerung anbelangt, hatten die Kolonisten nach wie vor keinen positiven
Einfluss. Sie hatten dafür einfach keine Zeit. Sie versuchten im Gegenteil durch das Verbessern
der Technik einerseits und durch eine bessere Ernte und Verarbeitung einen Monopolstand zu
verteidigen. Aus diesem Grund ist der „zivilisatorische Einfluss“ der Kolonisten im Südkau-
kasus auf die ansässige Bevölkerung auch nach den 60er Jahren unverändert gering geblieben.
Dieser Zustand wird in einer Forschungsarbeit von N. Nikiforov über das Leben und Wirken
deutscher Kolonisten im Südkaukasus in den 80er Jahren deutlich. Seiner Meinung nach „hatte
die ansässige Bevölkerung nicht mit der Nachbarschaft der deutschen Kolonisten gewonnen.
Die Bewohner der naheliegenden Dörfer setzen fort, die eigene Landwirtschaft mit veralteten
Methoden zu führen und sind im Vergleich zu den deutschen Kolonien unermesslich ärmer.
Das einzige, was sie von den Deutschen übernahmen, war der deutsche Wagen, den aber eher
die Molokanen und Duchoboren verwendeten. Die Ansässigen dagegen haben es schwer, sich
von der traditionellen und unbeweglichen Fuhre zu trennen. Die Kolonisten betrachteten die
ansässige Bevölkerung mit Hass. In diesen Menschen sehen sie entweder nur Arbeitskräfte, die
man bei der Getreide- oder Weinernte beschäftigen kann, oder Feinde, vor denen man eigene
Felder und Gärten gut beschützen muss.“ (*40)
Die deutschen Kolonisten waren stolz darauf, dass sie im Südkaukasus die Hersteller des
Schweizer Käses sind. Der preußische Baron von Kuchenbach, der aus Deutschland nach
Georgien gekommen war, gründete im Landkreis Bortschalo, in der deutschen Kolonie
Alexandershof, ein Landgut mit Milchkühen und begann als erster, im Südkaukasus Schweizer
Käse herzustellen. Zu diesem Zweck hatte er 1862 aus der Schweiz Fachleute für die Her-
stellung des Käses geholt und „es wurde ein Werk für Schweizer Käse eingerichtet.“ (*41) In dieser
Fabrik wurde derart guter Käse hergestellt, dass 1882 auf der Moskauer Ausstellung Experten
nicht glauben wollten, dass es möglich war, im Kaukasus derart guten Käse zu produzieren.
Aus diesem Grund wurde der Käse aus dieser Fabrik auf der Ausstellung nicht zugelassen.
Nach einiger Zeit eröffnete Christian Niediger, der zwei deutsche Kolonisten als Geschäfts-
partner hatte, im Dorf Gagma-Sakarisi (Kamarlo) eine neue Fabrik für die Herstellung von
Schweizer Käse. Etwas später gründeten die Meister der Fabrik Kutschenbachs weitere solcher
Fabriken. (*42)
Ein Reporter der Zeitschrift „Iveria“ beschrieb die Käsefabrik Kutschenbachs und stellte die
Frage: „sind diese Fremdländer für uns tatsächlich nützlich, oder denken sie nur an die eigene
Tasche?“ Die Frage beantwortete er zugleich selbst: „meiner Meinung nach sind die Ausgaben
für sie dreimal höher, als der Gewinn, den sie uns bringen. Baron Kutschenbach wurde
tatkräftig unterstützt und was hat uns das gebracht? Mit einer chinesischen Mauer hat er seine
Farm umzingelt. Warum würden diese, aus der weiten Ferne gekommenen, Menschen uns ihr
Wissen beibringen? Sie wissen doch genau, dass die Unseren dann deren Konkurrenten sein
werden und die von ihnen künstlich in die Höhe getriebenen Preise niedriger werden. An den
Stellen, wo die Ansässigen etwas lernen könnten, lassen sie eigene Landsleute arbeiten. Unsere
lassen sie nur Kühe melken und füttern – das heißt, sie lassen die Ansässigen die Arbeit
machen, die sie sowieso zu Hause machen müssen und das für derart niedrigen Lohn, dass
einer, der sich gerade nicht im Not befindet, nicht einmal einen Finger rühren würde.“ (*43)
Auch beim Kauf von reinrassigem Vieh hatten die Ansässigen Probleme. Wenn Kutschenbach
sein Vieh zum Verkauf ausmusterte, schickte er es direkt zum Tbilisser Schlachthof und nicht
auf den Markt, wo die Ansässigen das Vieh hätten kaufen und danach züchten können. So
„unterstützte“ er die Entwicklung der Viehzucht im Kaukasus. Dabei darf nicht vergessen
werden, dass der gesamte Betrieb Kutschenbachs allein dank der materiellen Hilfe der Regie-
rung entstanden war und der Zweck dieser Hilfe war, unter den Ansässigen die Herstellung
Schweizer Käses zu verbreiten.
V. Schlussfolgerungen
Die Beziehungen zwischen Deutschen und Georgiern begannen in der Mitte des 3. Jahrhunderts
nach Christus, als in Westgeorgien und seiner Umgebung die Vorfahren der modernen
Deutschen – die Gothen – erschienen. Aus den historischen Quellen kann man entnehmen, dass
im 12. Jahrhundert Friedrich I. diplomatische Beziehungen mit dem georgischen König Giorgi
III. und der ihm nachfolgenden Königin Tamar unterhielt. In einzelnen Episoden der Kreuzzüge
handelten Deutsche und Georgier gemeinsam. Insbesondere Palästina war ein Ort, an dem sich
Georgier und deutsche Kreuzritter während des gesamten 12. Jahrhunderts begegneten.
Das Interesse der Deutschen an Georgien und den Georgiern hatte damals rein militärisch-
strategischen Charakter. Diesem Interesse lag der Versuch zugrunde, in den Zeiten der
Kreuzzüge im Osten eine auf Georgien basierende antimuslimische Koalition zu schaffen, die
in den größeren Auseinandersetzungen eine aktive Hilfe, wenn nicht gegen Ägypten, so
wenigstens gegen die Türken, sein würde. Dies war der erste Grund des deutschen Interesses an
Georgien. Die Beziehungen mit den Deutschen fanden leider keine Fortsetzung und brachen im
ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ab, nachdem die Mongolen aufgetaucht waren. Auch im
16. – 17. Jahrhundert war das Interesse der Deutschen an Georgien von militärisch-strate-
gischem Charakter. Im damaligen Europa, als das vor Wien stehende türkisch-osmanische Heer
das im Verlauf der religiösen Kriege völlig geschwächte Deutschland bedrohte, suchten die
durch die wachsende Stärke der Osmanen beunruhigten europäischen Länder Verbündete im
Rücken des Feindes. Sie versuchten, eine antitürkische Koalition auf einer iranischen und
georgischen Basis zusammenzustellen. Diese Koalition benötigte das katholische Europa, um
die Aufmerksamkeit der Osmanen nach Osten zu richten und ihnen damit die Möglichkeit zu
nehmen, ihre Angriffe Richtung Westen fortzusetzen. Zur gleichen Zeit schickte auch Georgien
Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch
der Papst interessierte sich für den Osten, da er in dieser Richtung den Katholizismus verbreiten
wollte. Aus diesem Grund schickte er in die kleinasiatischen Länder, insbesondere nach
Georgien, immer häufiger seine Missionare.
Der dritte Grund des deutschen Interesses an Georgien hatte rein kommerziellen Charakter.
Von der Antike bis durch das gesamte Mittelalter stellte Georgien eine wichtige Kreuzung
zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“,
die China mit Europa verband, führte vom Mittelmeer und Schwarzen Meer Richtung Osten
durch georgische Territorien. Dieser Handelsweg trug wesentlich zur Entwicklung wirtschaft-
licher und kultureller Beziehungen zwischen dem Osten und Westen bei. Über diesen Weg
besuchten oft europäische, unter anderem auch deutsche, Kundschafter und reisende Händler
Georgien, deren Aufzeichnungen sehr vielfältig sind.
Als sich die Europäer nach großen geographischen Entdeckungen im 17. Jahrhundert die See-
und Ozeanwege endgültig aneigneten, ruhte allmählich der Land- und Transithandel. Dement-
sprechend verlor auch das georgische Territorium, als Teil der „Seidenstraße“, an Bedeutung.
Bald entstand aber ein Interesse der Europäer an georgischen Natur- und Bodenschätzen. Dieser
wirtschaftliche Faktor war der vierte Grund des deutschen Interesses an Georgien. Mit Hilfe
dieser Faktoren offenbarten sich im 18. – 19. Jahrhundert in Europa neuere Informationen über
das politische und sozial-kulturelle Leben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.
Der fünfte Grund des deutschen Interesses an Georgien hatte wissenschaftlichen Charakter.
Nachdem sich in Europa Informationen über Georgien häuften, wurde auch für die wissen-
schaftliche Forschung ein Grundstein gelegt. Diese nahm in den 80er Jahren des 18. Jahr-
hunderts intensiven und im 19. Jahrhundert besonders intensiven Charakter an.
Durch die Analyse der historischen und sozialwirtschaftlichen Vorgeschichte für die Über-
siedlung deutscher Kolonisten nach Georgien stellen wir fest, dass – neben den wirtschaftlichen
und sozialpolitischen Gründen – religiöse Motive einer der verursachenden Faktoren waren.
Die Übersiedlung deutscher Kolonisten nach Georgien begann im September 1817. In den
Jahren 1817 – 1818 wurden die sich in Georgien befindenden Deutschen im Tbilisser Bezirk
und den benachbarten Ortschaften angesiedelt. So entstanden folgende deutsche Siedlungen:
Marienfeld, Petersdorf, Alexandersdorf, Elisabethtal, Ekaterinenfeld, Annenfeld, Rosenthal,
Elenendorf. Ein Teil der Kolonisten, die ein Handwerk beherrschten, wurde in Tbilissi
angesiedelt.
(*1) Siehe Jordania, G.: „Wer waren die ‚Könige der Römer’?“, Zeitung „Literarisches Georgien“, 1976, No 24; derselbe, Das Leben der Kartli, Band II, 1959, S. 46. Guldenstadt I. Reisen nach Georgien und Imereti. Berlin. 1815, S. 99; derselbe, Beschreibung der kaukasischen Länder. Berlin, 1834, S. 117; Bayer, F.: Bemerkungen und Ansichten über den Kaukasus und seine vorhistorischen Verhältnisse. Berlin, 1882, S.244-246; Schiltberger, J.: Reisen in Europa, Asia und Afrika von 1394 bis 1427. München, 1859, S. 165-168.
(*2) Alter, F. K.: Über georgische Literatur, Wien, 1798, S. 122 –123; Albrecht, P.: Am Kaukasus. Berlin, 1865, S. 96-99; Bedianidse, D.: Jakob Reinegs in Georgien. Zeitschrift„Literatur und Kunst“, Nr. 4, Tbilissi, 1991, S. 7-12; Hernisch, W.: Nach und in Georgien: die wichtigen neuen Länder und Seereisen. Leipzig, 1829, S.177-181.
(*3) Alter, S. 122 – 123; Bedianidse, S. 7 -12.
(*4) Alter, S. 123.
(*5) Guguschvili, P.: Die wirtschaftliche Entwicklung Georgiens unddes Südkaukasus im XIX. –XX. Jahr-hundert, Band I, Tbilissi, 1949, S. 482; Hoffmann, P.: Die deutschen Kolonien in Transkaukasien. Berlin, 1905, S. 34-36; Altdörfler, H.: Die Vorgänge in Georgien. 2.Bd., Berlin, 1918, S. 43-47; Hahn, C.:Bilder aus dem Kaukasus. Leipzig, 1909, S. 122-126.
(*6) Siehe Haxthausen, A.: Transkaukasus, 1856, Leipzig, 1.Teil, S. 47-52; Ross, L.: Kleinasien und Deutschland. Halle, 1850, S. 177-178.
(*7) Zentrale Verwaltung der georgischenArchivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 75, Akt 578, Blatt 1 –29; Fond 151, Akt Nr.3/19, 1821 –1835, Blatt 516.
(*8) Die Hauptquelle für die Geschichte der Ansiedlung und Entwicklung deutscher Kolonisten stellt ein
spezieller, im Zentralarchiv Georgiens geschützter Fond mit dem Namen «немецкие колонии» (deutsche
Kolonien), Fond No 175, Buch No 117, dar. Dieser Fond enthält insgesamt 589 Akten. Chronologisch beginnt
er 1831 und endet 1859, einzelne Akten gehen bis zum Jahr 1877. Sehr interessante Materialien sind
außerdem im historischen Hauptarchiv der Verwaltung des georgischen Zentralarchivs und dem Deutschen
Bundesarchiv zu finden.
(*9) Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 75, Akt No250,
1839 – 1850, Blatt 40; Kentmann, P.: Der Kaukasus: 150 Jahre russischer Herrschaft. Leipzig, 1933, S. 175-
177.
(*10) Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VI, Teil I, No 1494, S. 340.
(*11) Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond des Hauptver-
walters in Georgien, No 1494, Blatt 2-23, „Georgische Nachrichten“, 1900, No 1, SS 241-243.
(*12) Guguschvili, P.: Die oben genannte Arbeit, S. 479.
(*13) Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 151, Akt No 13/63, 1827 – 1831, Seite 61; Auswärtiges Amt.
Politisches Archiv (Berlin). Akten des Deutschen Reiches (1867 – 1945).
(*14) Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 151, Akt No
13/63, 1827 – 1831, Seite 61.
(*15) Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 8, Akt No
1914/917, 1828; Blatt 1 – 190.
(*16) Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, IX, No 573, SS 689-691.
(*17) Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, IX, No 576-579, SS 695-700; Stern,
B.: Vom Kaukasus zum Hindukusch: Reisemomente. Berlin, 1893, S. 144-152.
(*18) Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S. 484.
19 Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VII, No 188, S. 240.
20 Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S. 484;
21 Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 70, Akt 59, 1833, Blatt 12-14.
22 Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S.486.
23 Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VIII, No 162, S. 230.
24 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 70, Akt 59,
1833, Blatt 1 – 12.
25 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 75, Akt No
359/116, 1842 -1851, Blatt 48.
26 Haxthausen, die oben genannte Arbeit, SS 129 - 130.
27 Tschavtschavadse, I.: Über die ökonomische Struktur des alten Georgiens. IV. Band, Tbilissi, 1987, S. 238.
28 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 75, Akt No
253/510; Akt No 519/442.
29 Siehe, Weingeschäfte deutscher Kolonisten im Kaukasus, Zeitung „Kaukasus“, 1888, No 334.
30 Siehe Kutidse, Sch. Über die Geschichte der deutschen Neusiedlungen in Niederkartli. „Mazne“, 1967, No4,
S. 118.
31 Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 75, Akt No 250, 1839-1850, Blatt 40.
32 Gugushvili, die oben genannte Arbeit, S.492.
33 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 23, Akt No 70,
1850 – 1856, Blatt 4 – 19.
34 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 70, Akt No 466,
1855, 493, 1856; No 505, 1857; No 534, 1861; Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam. Akten der
Preußischen Provinz Brandenburg (1815 – 1867). Blatt 69.
35 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 79, Akt No
388/266, 1849 – 1877, Blatt 257.
36 Haxthausen, die oben genannte Arbeit, S. 51 - 52.
37 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien, Fond 307, Teil 1, Blatt 59.
38 Bemerkungen der kaukasischen Landwirtschaftlichen Gemeinschaft, 1862, No 5-6, XVIII.
39 Bericht über den Bestand deutscher Kolonisten im Kaukasus im Jahr 1867. Zeitung „Kaukasus“, No 50.
40 Bemerkungen der kaukasischen Landwirtschaftlichen Gemeinschaft, 1862, No 5-6, XIX.
41 Zeitung „Gutnis Deda“, 1864, No1.
42 Siehe Kaukasische Landwirtschaft, 1904, No 526, S. 219; 1902, No 416, S. 43-44.
43 Zeitschrift „Iveria“, 1881, XII., S. 125 – 126.
Literaturverzeichnis
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2. Altdörfler H. Die Vorgänge in Georgien. – “Der neue Orient”. Berlin, Bd. 2., H. 8, 1918.
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4. Bayer F. Bemerkungen und Ansichten über den Kaukasus und seine vorhistorischen
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5. Bedianidse D., Jakob Reinegs in Georgien. Zeitschrift „Literatura da Chelowneba“
(Literatur und Kunst) No4, Tbilissi, 1991, S. 7-12
6. Guguschvili P. Die wirtschaftliche Entwicklung Georgiens und des Südkaukasus im XIX. –
XX. Jahrhundert, Band I, Tbilissi, 1949
7. Guldenstadt I. Reisen nach Georgien und Imereti. Berlin. 1815;
8. Guldenstadt I. Beschreibung der kaukasischen Länder. Berlin, 1834
9. Hahn C. Bilder aus dem Kaukasus. Leipzig, 1909
10. Haxthausen A. Transkaukasus. 1. Teil, Leipzig, 1856
11. Hernisch W. Nach und in Georgien. Die wichtigen neuen Länder und Seereisen. Bd.2.
Leipzig, 1829.
12. Hoffmann P. Die deutschen Kolonien in Transkaukasien. Berlin, 1905.
13. Jordania G. Wer waren die „Könige der Römer”. Zeitung “Literaturuli Sakartvelo” (Lite-
rarisches Georgien) No24, 1976,
14. Jordania G. Das Leben der Kartli. Band II, Tbilissi, 1959
15. Kentmann P. Der Kaukasus. 150 Jahre russischer Herrschaft. Leipzig, 1943
16. Kerr P. Reisen in Georgien, Persien, Armenien, dem alten Babylon usw. 1817-1820. Aus
dem Englischen. 2 Bde. Weimar, 1823-1833.
17. Klaproth I. Reise in den Kaukasus und Georgien in den Jahren 1807 und 1808. Halle und
Berlin, 1818.
18. Koch K. Die kaukasische Militärstraße, der Kuban und die Halbinsel Taman. Erinnerungen
aus einer Reise von Tiflis nach der Krim. Leipzig, 1851
19. Kutidse Sch. Über die Geschichte der deutschen Neusiedlungen in Niederkartli. Zeitschrift
“Mazne”, No4, 1967
20. List F. Die Völkerrechtliche Stellung der Republik Georgien. Berlin, 1918
21. Loeb L. Die wirtschaftlichen Kräfte des Kaukasus, unter Berücksichtigung der Republik
Georgien. Frankfurt am Main. 1921.
22. Nikiforov N. Wirtschaftliches Leben deutscher Kolonisten im Kaukasus, 1885
23. Petzholdt A. Der Kaukasus. Bd. I-II, Leipzig, 1866 – 1867.
24. Rorbach P. Vom Kaukasus zum Mittelmeer. Leipzig – Berlin, 1903;
25. Rorbach P. Die wirtschaftliche Bedeutung Westasiens. Halle, 1902
26. Ross L. Kleinasien und Deutschland. Halle, 1850.
27. Schiltberger J. Reisen in Europa, Asia und Afrika von 1394 bis 1427. München, 1859
28. Schlagintweit M. Deutsche Kolonisationsbestrebungen in Kleinasien. München, 1900.
29. Stern B. Vom Kaukasus zum Hindukusch, Reisemomente. Berlin, 1893
30. Tschavtschavadse I. Über die ökonomische Struktur des alten Georgiens, ausgewählte
Werke in fünf Bänden. IV. Band, Tbilissi, 1987
31. Zeitschrift „Iveria“, 1881, XII., SS 125 – 126.
32. Zeitung „Gutnis Deda“, 1864, No1.
33. Zeitung „Kaukasus“, 1888, No 334.
Archivmaterialien
Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien:
Fond 264, Teil 1; Fond 265; Fond 317, Teil 2; Fond 413, Teil.3; Fond 415; Fond 368; Fond
324; F. 204-205; Fond 545; Fond 203, Teil. 1; F. 307, Teil 1; Fond 370, Teil. 1; Fond 192, Teil
8; Kaukasische archäologische Kommission, gesammelte Akten, B. VII, VIII und IX. Kauka-
sische Landwirtschaft.
Zentrales historisches Archiv Georgiens:
Fond 23, Akt Nr. 70; Fond 70, Akt Nr. 59, 505, 575; Fond 75, Akt Nr. 578, Blatt 1 – 29; Akt
Nr. 250, 1839 – 1850, Blatt 40; Akt Nr. 359; Akt Nr. 493; Fond 79, Akt Nr. 266; Fond 151,
Akt Nr. 3/19, 1821 – 1835, Blatt 516.
Zentrales Staatsarchiv (BRD):
Bundesarchiv (in Berlin). Abteilung G. Deutsche Konsulate in Tiflis, Baku und Visakonsulate
in Batumi und Poti. Kaukasischer Grubenverein.
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Potsdam). Akten der Preußischen Provinz Brandenburg
(1815 – 1867).
Auswärtiges Amt. Politisches Archiv (Berlin). Akten des Deutschen Reiches (1867 – 1945).