Tbilisi Ivane Javakhishvili State University
Ivane Djavachischvili Staatliche Universität Tbilissi
E-mail: sgelaschwili(at)gmx.de

Universität Potsdam
Finanzwissenschaftliche Diskussionsbeiträge
Arbeitspapiere des Deutsch-Georgischen Arbeitskreises für Finanz- und Sozialpolitik

Publisher:
Prof. Dr. Hans-Georg Petersen
University of Potsdam
Faculty of Economics and Social Sciences
Chair of Public Economics
August-Bebel-Str. 89
D -14482 Potsdam

Januar 2010

Mit  den  Finanzwissenschaftlichen  Diskussionsbeiträgen  werden  Manuskripte  von  den  Verfassern  möglichen Interessenten  in  einer  vorläufigen  Fassung  zugänglich  gemacht.  Für  Inhalt  und  Verteilung  sind  die  Autoren verantwortlich. Es wird gebeten, sich mit Anregungen und Kritik direkt an sie zu wenden und etwaige Zitate aus ihrer Arbeit vorher mit ihnen abzustimmen. Alle Rechte liegen bei den Verfassern.


Zusammenfassung

Der  vorliegende Beitrag  gibt einen  Überblick  über  die Entstehung  der  ersten deutschen  Kolonien in Georgien sowie die wirtschaftlichen Aspekte ihrer Tätigkeiten. Im II. Kapitel wird kurz die  Vorgeschichte der Beziehungen  zwischen  Deutschland und  Georgien beschrieben. Es  wird gezeigt,  dass  diese  Beziehungen  schon  im  dritten  Jahrhundert  begannen  und  nach  der  Erobe-rung  Georgiens  durch  die  Mongolen  im  13.  Jahrhundert  unterbrochen  wurden.  Die  Wieder-herstellung  der  Beziehungen  zwischen  den  Ländern  fand  im  17.  Jahrhundert  statt,  wobei  eine Intensivierung  im  18. Jahrhundert  beobachtet  werden  kann.  Im  III.  Kapitel  geht  es  um  die Entstehung der deutschen Kolonien  in Georgien;  insbesondere entstanden viele deutsche Siedlungen  in  Ost-Georgien,  in  der  Nähe  der  Hauptstadt  Tbilissi  (mit  deutschen  Bezeichnungen, z.B.  Rosenthal,  Marienfeld,  Alexandersdorf,  Petersdorf,  Elenendorf  usw.)  und  in Tbilissi.  Das IV.  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  der  Analyse  der  wirtschaftlichen  Tätigkeiten  der  deutschen Kolonien,  insbesondere  mit  der  Gründung  von  zahlreichen  neuen  kleinen  und  mittleren Unternehmen  in  der  Nahrungsproduktion,  Landwirtschaft  und  im  Dienstleistungsbereich.  Die kleinen und mittleren deutschen Unternehmen verwendeten modernes Know-how und Technologien  aus  Deutschland.  Dies  hat  wesentlich  zur  wirtschaftlichen  Entwicklung  Georgiens  beigetragen.


I. Einführung

Deutschland  und  Georgien  sind  zweiLänder,  die  sich  in  unterschiedlichen  historischen, geographischen  und ethnographischen  Arealen  befinden.  Dementsprechend sind  auch  die  Entwicklungswege  und  die  nationalen  Problematiken  unterschiedlich.  Trotzdem  haben  sich  diese zwei Nationen gegenseitig beeinflusst, was eine Bereicherung zur Folge hatte.

Aus  den  historischen  Quellen  (insbesondere  aus  Archivmaterialien  des  zentralen  historischen Archivs  Georgiens  und  des  Bundesarchivs  Deutschlands)  kann  man  entnehmen,  dass  im  12. Jahrhundert Friedrich I. diplomatische Beziehungen mit dem georgischen König Giorgi III. und der  ihm  nachfolgenden  Königin  Tamarunterhielt.  In  einzelnen  Episoden  der  Kreuzzüge handelten  Deutsche  und  Georgier  gemeinsam.  Besonders  Palästina  war  ein  Ort,  an  dem  sich Georgier  und  deutsche  Kreuzritter  während  des  gesamten  12.  Jahrhunderts  begegneten.  Das Interesse  der  Deutschen  an  Georgien  und  den   Georgiern  hatte  damals  rein  militärisch-strategischen  Charakter. Diesem  Interesse  lag  der  Versuch  zugrunde,  in  den  Zeiten  der Kreuzzüge  im  Osten  eine  auf  Georgien  basierende  antimuslimische  Koalition  zu schaffen,  die in  den  größeren  Auseinandersetzungen  eine  aktive  Hilfe,  wenn  nicht  gegen  Ägypten,  so wenigstens  gegen  die  Türken,  sein  würde.  Einen  christlichen  Verbündeten  im  11. –12. Jahrhundert  zu  suchen,  war  der  erste  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien.  Diese Beziehung mit den Deutschen fand leider keine Fortsetzung und brach im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ab, nachdem die Mongolen aufgetaucht waren. Auch im 16. –17. Jahrhundert war das  Interesse  der  Deutschen  an  Georgien  von  militärisch-strategischem  Charakter.  Im  damaligen  Europa,  als  das  vor  Wien  stehende  türkisch-osmanische  Heer  das  im  Verlauf  der religiösen  Kriege  völlig  geschwächte  Deutschland  bedrohte,  suchten  die  durch  die  wachsende Stärke  der  Osmanen  beunruhigten  europäischen  Länder  Verbündete  im  Rücken  des  Feindes. Sie  versuchten,  eine  antitürkische  Koalition  auf  einer  iranischen  und  georgischen  Basis  zusammenzustellen.  Diese  Koalition  benötigte  das  katholische  Europa,  um  die  Aufmerksamkeit der Osmanen nach Osten zu richten und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, ihre Angriffe Richtung  Westen  fortzusetzen.  Zur  gleichen  Zeit  schickte  seinerseits  auch  Georgien  Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch der Papst interessierte sich  für den  Osten,  da er  in dieser  Richtung den  Katholizismus  verbreiten  wollte. Aus  diesem  Grund schickteer  in  die  kleinasiatischen  Länder,  insbesondere  nach  Georgien, immer häufiger seine Missionare.

Der  dritte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien  hatte  rein  kommerziellen  Charakter. Von  der  Antike  bis  durch  das  gesamte  Mittelalter  stellte  Georgien  eine  wichtige  Kreuzung zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“, die  China  mit  Europa  verband,  führte  vom  Mittelmeer  und  Schwarzen  Meer  Richtung  Osten durch  georgische  Territorien.  Dieser  Handelsweg   trug   wesentlich  zur  Entwicklung wirtschaftlicher  und  kultureller  Beziehungen  zwischen  dem  Osten  und  dem  Westen  bei.  Über diesen  Weg  besuchten  oft  europäische,  unter  anderem  auch  deutsche,  Vermittler des  Handelskapitals und reisende Händler Georgien, deren Aufzeichnungen sehr vielfältig sind.

Als sich  die Europäer nach großen geographischen Entdeckungen im  17. Jahrhundert  die  See- und Ozeanwege  endgültig  aneigneten, ruhte allmählich der Land- und Transithandel.  Dementsprechend  verlor  auch das  georgische  Territorium,  als  Teil der  „Seidenstraße“,  an  Bedeutung. Bald entstand aber ein Interesse der Europäer an georgischen Natur-und Bodenschätzen. Dieser wirtschaftliche  Faktor  war  der  vierte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien.  Mit  Hilfe dieser Faktoren offenbarten sich im 18. –19. Jahrhundert in Europa neuere Informationen über das politische und sozial-kulturelle Leben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.

Der  fünfte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien  hatte  wissenschaftlichen  Charakter. Nachdem  sich  in  Europa  Informationen  über  Georgien  häuften,  wurde  auch  für  die  wissenschaftliche  Forschung  ein  Grundstein  gelegt.  Diese  nahm  in  den  80er  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  intensiven  und  im  19.  Jahrhundert  besonders  intensiven  Charakter  an.  Aufgrund  der Verfolgung  von  Andersgläubigen  in  Deutschland  im  18.  Jahrhundert  entstand  eine  separatistische  Bewegung,  welche  die  Übersiedlung  nach  Amerika  und  Russland  stärkte.  Dieser Prozess  entwickelte  sich  besonders  in  Württemberg  und  Baden.  Durch  die  Analyse  der historischen  und  sozialwirtschaftlichen  Vorgeschichte  für  die  Übersiedlung  deutscher  Kolonisten  nach  Georgien  stellen  wir  fest,  dass – neben den  wirtschaftlichen  und  sozialpolitischen Gründen –religiöse Motive einer der verursachenden Faktoren waren.


II. Eine kurze Vorgeschichte der deutsch–georgischen Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Deutschen und Georgiernbegannen in der Mitte des 3. Jahrhunderts nach  Christus,  nachdem  in  Westgeorgien  und  in  den  angrenzenden  Gebieten  erstmals  Vorfahren  der  modernen  Deutschen –die Goten –aufgetaucht  waren. Als  erstes  gelangten  die Goten  auf die  Halbinsel Krim und in den  Nordkaukasus, an die  beiden  Uferdes Don. Danach tauchten die Goten auch in der Schwarzmeerregion an der kolchischen Küste (West-Georgien)auf. Im  8.  Jahrhundert  besuchte  der  gotische  Bischof  Johannes  Iberien  erstmals  Kartli  (Georgien),  wo  er  von  dem  georgischen  Patriarchen  gesegnet  wurde.  Ein  zusätzlicher  Faktor,  der diese  zwei  Nationen einander näher  brachte,  war,  dass beide  schon  damals christliche  Arianer waren.

Im  12.  Jahrhundert,  unter  der  Herrschaft  David  des  Erbauers,  waren  unter  anderen  auch  die deutschen  Kreuzritter  im  Jahr  1121  an  der  berühmten  Didgori–Schlacht  beteiligt.  Der  König Deutschlands  (genauer  des  Heiligen  Römischen  Reiches)  und  „Roms“,  Friedrich  Barbarossa (1152 –1190),  unterhielt  diplomatische  Beziehungen  mit  dem  georgischen  König  Giorgi  III. und  dessen  Tochter,  der  späteren  Königin  Tamar (*1). Er  versuchte  damals,  die  von  ihrem  Ehemann  geschiedene  Tamar  mit  seinem  gleichnamigen  Sohn  Friedrich  von  Schwaben  zu  verheiraten. Zu diesem Zweck schickte er sogar Botschafter nach Georgien.

Georgier und  Deutsche  trafen auch auf  bulgarischem Boden  im Jahr 1189 beim dritten  Kreuzzugaufeinander.   In  der   Stadt   Philippopolis,  dem  heutigen  Plowdiw,   empfing   Friedrich Barbarossa den  für  dieses Treffen  gerufenen  georgischen Anführer  des  Petritsoni-Klosters und unterhielt  sich  mit  ihm.  Über  dieses  Treffen  berichtet  der  österreichische  Geschichtsschreiber Ansbert, der bei diesem Kreuzzug den deutschen König begleitete. Es ist nicht bekannt, was das Gesprächsthema  bei  diesem  Treffen  war,  es  wird  allerdings  vermutet,  dass  sie  sich  über  das gemeinsame  Handeln  beider  Nationen  gegen  das  Byzantinische  Reich  unterhalten  haben könnten. Auch dieser Fakt beweist, dass man im 12. Jahrhundert in Deutschlandüber Georgien informiert war.

Deutsche und Georgier trafen nicht nur auf georgischem und bulgarischem Bodenaufeinander, sondern auch in Kleinasien, auf dem ägyptischen Territorium, auf dem Berg Sinai, in der Nähe von  Damiette  usw.  Auch  bei  einigen  Episoden  der  Kreuzzüge  lernten  sie  einander  kennen. Insbesondere  Palästina  war  der  Ort,  an  dem  im  Laufe  des  12.  Jahrhunderts  Georgier  und deutsche Kreuzritter einander begegneten, sie waren  Mitglieder  des Templer-Ordens.  Früheste Berichte  über  diese  Treffen  stammen  von  dem  französischen  Kantor  des  heiligen  Grabes  in Jerusalem Anselius, der 1108/1109 in einem Brief an den Pariser Bischof über das erfolgreiche militärische  Handeln  der  Georgier  in  Jerusalem  berichtete.  Das  Interesse  derDeutschen  an Georgien  hatte  damals  rein  militärisch-strategischen  Charakter.  Diesem  Interesse  lag  der Versuch zugrunde, eine auf Georgien basierende antimuslimische Koalition zu schaffen, die in den  größeren  Auseinandersetzungen eine  aktive Hilfe,  wenn nicht  gegen  Ägypten, so  wenigstens gegen die Türken, sein würde. Einen christlichen Verbündeten im 11. –12. Jahrhundert zu suchen,  war  der  erste  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien.  Diese  Beziehung  zu  den Deutschen  fand  leider  keine  Fortsetzung  und  brach  im  ersten  Drittel  des  13.  Jahrhunderts  ab, nachdem die Mongolen aufgetaucht waren.

Auch später wurde das Interesse der Deutschen an Georgien durch ein militärisch-strategisches Ziel bestimmt. Im 17. Jahrhundert, als das vor Wien stehende türkisch-osmanische Heer das im Verlauf der  religiösen Kriege völlig  geschwächte Deutschland bedrohte,  suchten die durch die wachsende Stärke der Osmanen beunruhigten europäischen Länder Verbündete im Rücken des Feindes. Sie versuchten, eine antitürkische Koalition auf einer iranischen und georgischen Basis zusammenzustellen. Diese Koalition benötigte das katholische Europa, um die Aufmerksamkeit der Osmanen nach Osten zu richten und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, ihre Angriffe Richtung  Westen  fortzusetzen. Zur  gleichen  Zeit schickte  auch  seinerseits  Georgien  Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch der Papst interessierte sich  für den  Osten,  da er  in dieser  Richtung den  Katholizismus  verbreiten  wollte. Aus  diesemGrund  schickte  er  in  die  kleinasiatischen  Länder,  insbesondere  nach  Georgien, immer häufiger  seine  Missionare.  So war  auch der  zweite  Grund des  Interesses der  Deutschen an  Georgien  von  militärisch-strategischem  Charakter,  um  im  16. –17.  Jahrhundert  die wachsende Stärke der Osmanen zu zügeln und im Osten eine fähige antitürkische Koalition zu bilden.

Der  dritte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien  hatte  rein  kommerziellen  Charakter. Von  der  Antike  bis  durch  das  gesamte  Mittelalter  stellte  Georgien  eine  wichtige  Kreuzung zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“, die  China  mit  Europa  verband,  führte  vom  Mittelmeer  und  Schwarzen  Meer  Richtung  Osten durch  georgische  Territorien.  Dieser  Handelsweg  trug  wesentlich  zur  Entwicklung  wirtschaft-licher und kultureller Beziehungen zwischen dem Osten und dem Westenbei. Über diesen Weg besuchten  oft  europäische,  unter  anderem  auch  deutsche,  Vermittler  des  Handelskapitals  und reisende  Händler  Georgien,  deren  Aufzeichnungen  sehr  vielfältig  sind.  Als  sich  die  Europäer nach  großen  geographischen  Entdeckungen  im  17.  Jahrhundert  die  See-und  Ozeanwege endgültig  aneigneten,  ruhte  allmählich  der  Land-und  Transithandel.  Dementsprechend  verlor auch das georgische Territorium, als Teil der „Seidenstraße“, an Bedeutung. Bald entstand aber ein  Interesse  der  Europäer  an  georgischen  Natur-und  Bodenschätzen.  Dieser  wirtschaftliche Faktor  war  der  vierte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien.  Mit  Hilfe  dieser  Faktoren offenbarten  sich im 18. –19. Jahrhundert neuere Informationen über das politischeLeben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.

Vom  September  1771  bis  zum  Oktober  des  Folgejahres  hielt  sich  in  Georgien  der  deutsche Wissenschaftler  Johan  Anton  Güldenstein  (1745 –1781),ein  Mitglied  der  Petersburger Akademie der Wissenschaften, auf. Er nahm an der vielseitigen Erforschung des Nordkaukasus und Georgiens teil, bereiste fast alle Regionen von Georgien und traf sich mit den Oberhäuptern des  Landes:  in  Ostgeorgienmit  dem  König  Erekle  II.  und  in  Westgeorgien  mit  dem  König Solomon  I.  Nach  dieser  Reise  schrieb  Güldenstein  eine  Arbeit  in  zwei  Bänden,  die  den  Titel „Eine Reise in Russland und am kaukasischen Gebirge“ trug und erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht  wurde.  In  dieser  Arbeit  ist  ein  vielfältiges  Bild  des  Lebens  in  Georgien wiedergegeben:  Charakterisiert  sind  die  geographische  Lage  und  geologische  Besonderheiten des  Landes  sowie  seiner  Flora  und  Fauna;  analysiert  sind  Baudenkmäler  und  Folklore; beschrieben sind die staatliche und die Beamtenordnung; wiedergegeben sind ebenso Bilder aus Landwirtschaft,  Handel  und  Handwerk.  Das  Buch  beinhaltet  außerdem  einen  kurzen  histo-rischen  Überblick  georgischer  Fürstentümer,  weiterhin  eine  Charakterisierung  des  Bildungssystems,  der  Ethnographie  und  Medizin.  Dem  Buch  ist  eine  vom  Autor  erstellte  Karte Georgiens beigefügt.

1779 –1783 lebte und wirkte am Hof des Königs Erekle II. Jakob Reinegs. Er war ein begabter, energischer  und  bestens  gebildeter  Mensch.  Der  im  sächsischen  Eisleben  geborene  Christian Rudolf  Elich  (1743 –1793),  der,  nachdem  er  das  väterliche  Haus  verlassen  hatte,  sich  mit Künstlernamen  Jakob Reinegs  nannte, war  in  Georgien unter  dem Namen  Jakob Bey  bekannt. Der europäisch gebildete Reinegs unterstützte die Verbesserung der Technik in der Bergwerksproduktion  und  der  Produktion  des  Schießpulvers  nach  europäischer  Art,  die  Gründung  des Kanonenwerks,  sowie  die  Verbesserung  des  polygraphischen  Betriebs  in  der  georgischen Druckerei.  In  einer  Halle  des Königspalastes  eröffnete  Reinegs  eine  „Adeligenschule“,  wo  er selbst  und  ein  Tbilisser  Pater  adelige  Kinder  unterrichteten.  In  dieser  Schule  führte  man  den Unterricht  von  Französisch,  Deutsch,  Italienisch  und Latein  ein.  Im  damaligen Tbilissi  gab es sehr  wenige  Ärzte.  Reinegs  ließ  den  König  eine  Ärzteschule  eröffnen,  in  der  er  und  der  in Tbilissi lebende katholische Pater die Hauptlehrer waren. Mit seiner unmittelbaren Hilfe wurde die Größe des Heeres erhöht und die Dauer des Militärdienstes sowie die Höhe der Tagesration und  des  Lohns  festgelegt –wie  dies  bei  der  deutschen  Armee  üblich  war.  Verbessert  wurde auch  der  Unterricht  des  Artilleriewesens.  Vergrößert  wurde  die  Tbilisser  Münzprägeanstalt (hier wurde georgisches Geld auch nach dem Einmarsch Russlands bis 1832 geprägt). Reinegs trug   wesentlich   zur   Entwicklung   des   Handels-und   Handwerkswesens   bei.   Er   stellte Briefkontakt  mit  Österreich  und  Polen  her  und  lud  Handwerker  aus  diesen  Ländern  nach Georgien ein, die viele Neuheiten mit nach Georgien brachten. König Erekle II. empfing sie mit allen  Ehren.  Mit  Reinegs’  Unterstützung  übersetzte  Erekle  ein  Werk  des  österreichischen Wirkers,  Schriftstellers,  Publizisten,  Kritikers,  Ökonomen  und  Juristen  des  18.  Jahrhunderts Joseph von Sonnenfels, und gab dieses 1781 heraus. Josef von Sonnenfels (1733 –1817) ist ein berühmter  Vertreter  des  österreichischen  Josephinismus.  Bei  einigen  Autoren  wird  er  sogar „österreichischer  Lessing“  genannt.  Der  deutsche  Wissenschaftler  Franz  Karl  Alter  berichtet, dass  es  sich  um  „Grundsätze  der  Polizei“  von  Joseph  von  Sonnenfels  handelte,  das  König Erekle  aus  dem  Persischen  übersetzte  und  in  Tbilissi  in  der  königlichen  Druckerei  bis  1781 drucken  ließ (*2). Wenig  später  erwähnt  Alter  Jakob  Reinegs,  der  angeblich  das  Buch  von Sonnenfels’  vom  Deutschen  ins  Persische übersetzt  haben soll.  Danach  soll  König  Erekle  das Werk vom Persischen, das er sehr gut beherrschte, ins Georgische übersetzt haben. In der Folge ließ   Erekle   Jakob   Reinegs   in   der   Druckerei   drucken,   die   Reinegs   selbst   mit   eigenen Finanzmitteln  ausgestattet  hatte. Außerdem  berichtet  Franz  Alter,  dass der  vom  Sonnenfels-Buch begeisterte König Reinegs eine hohe Stelle gab und für ihn alle Bedingungen schuf,dieinSonnenfels’Arbeit erwähntenIdeen in Georgien durchzusetzen (*3).

Mit seiner  Doktrin  war  Joseph  von Sonnenfels ein Merkantilist späterer Zeiten, der eine große Rolle in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften seines Landes spielte. Er versuchte als erstes,  ein  einheitliches  System  der  Finanzwissenschaften  zu  erstellen.  Seine  theoretischen Ansichten  spiegelten  die  Interessen  der  sich  in  der  Entwicklungsphase  befindlichen  kapitalistischen  Schicht  wider.  Joseph  von  Sonnenfels  schrieb  über  die  Geldmengentheorie,  wobei seiner  Meinungnach  der  Reichtum  eines  Volkes  nicht  nur  am  Bestand  an  Edelmetallen  zu messen  sei,  sondern  auch  an  anderen  Werten.  Seiner  Meinung  nach  sollte  das  Hauptziel  der staatlichen Wirtschaftspolitik das Wachstum der  Bevölkerung  sein.  Dies  würde die  innere und äußere  Sicherheit  des  Landes  gewährleisten,die  Effektivität  der  Arbeit  und  die  Steuereinnahmen  erhöhen  und  die  Steuerlast  für  Einzelbetriebe  verringern.  Wegen  seiner  merkantilistischen  Einstellung  war  er  für  Zollkontrollen  und  für  die  Abschaffung  der  Leibeigenschaft. Außerdem  war  er  für  die  Teilung  der  größeren  Latifundien,  unbenutzten  Flächen  und  öffent-licher Weiden. Seiner Ansicht nach waren kleinere landwirtschaftliche Betriebe fruchtbarer und leistungsfähiger.

Zweifellos war  König Erekle auch an den politischen Ideen  Sonnenfels’  interessiert, auf deren Basis  er  die  Möglichkeit  haben  würde,  die  staatliche  Ordnung  in  Kartlien–Kachetien  nach „europäischer  Art“,  wie  er  selbst  sagte,  und  nach  den  Vorbildern  der  staatlich–politischen Systeme  der  Könige Friedrich  II. von  Preußen  und Josef  II.  von Österreich zu ändern. Anders formuliert  war  es  König  Erekles  Wunsch, die  gesamte  Verwaltung  und Regierung des Landes nach den Prinzipien zu gestalten, die aus Sonnenfels’ Buch stammten.

Neben den politischenIdeen begeisterten König Erekle auch einige von Sonnenfels’ Ideen aus seiner  Doktrin  über  die  Wirtschaft  und  Administration.  Auf  die  aus  der  damaligen  wirt-schaftlichen  Lage  Georgiens  resultierende  Notwendigkeit  der  Übernahme  bestimmter    Ideen Sonnenfels’  war  König  Erekle  innerlich  dank  des  berühmten  Vertreters  georgischen  gesell-schaftlichen Denkens, Sulchan-Saba Orbeliani, bereits vorbereitet. Wie Joseph von Sonnenfels, jedoch ein Jahrhundert  früher, war Sulchan-Saba Orbeliani für den aufgeklärten Absolutismus, verlangte  die  Abschaffung  der  alten  feudalen  Institutionen  und  Erneuerungen  in  der  Ver-waltung.  Durch  das  Unterbinden  desPartikularismus  wollte  er  einen  nationalen  und  einigen Staat schaffen, staatliche Unabhängigkeit erlangen und in einem gewissen Rahmendie Interes-sen der Bauern berücksichtigen.

Früher  als  Sonnenfels  hielt  Sulchan-Saba  Orbeliani  es  für  nötig,  Handel  und  Produktion  zu unterstützen, da seiner Meinung nach nicht der Handel an sich eine Quelle des Reichtums war, sondern  die  Arbeit  und  dadurch  die  Schaffung  landwirtschaftlicher  Produktion.  Gegenüber wertvollen  Bodenschätzen  und  daraus  erlangtem  Reichtum  bevorzugte  er  den  Reichtum  an Getreide,  insbesondere  an  Weizen.  Anders  formuliert  war  die  Grundlage  des  Reichtums  für Sulchan-Saba  Orbeliani  die  Landwirtschaft.  Der  mit  den  Ideen  dieses  georgischen  Enzyklo-pädisten  aufgewachsene  König  Erekle  fand  sehr  viel  geistige  Nahrung  in dem  von  ihm  selbst übersetzten Buch Sonnenfels’.

Jakob Reinegs,  nach  den  Worten Franz  Alters,  „spielte eine  große Rolle  in Georgien“ (*4). In  der Region wird zwar keine Kirche mit seinem in Gold geschriebenen Namen geschmückt, er steht dafür  auf  dem  Kanonenwerk,  das  er  selbst  gebaut  hatte.  Dies  ergibt  sich  aus  dem  oben genannten  Bericht  über  die  Übersetzung  von  Sonnenfels’  Buch  ins  Persische.  Außerdem schrieb  Reinegs nach  einer  langen  Reise  durch  Russland  und  Georgien  eine  „Allgemeine historisch–topographische  Beschreibung“,  die  nach  dem  Tod  des  Autors  in  Berlin  heraus-gegeben  wurde  (Band  I,  1776;  Band  II,  1797).  Dieses  Buch  ist  eine  wichtige  Quelle  für  die Erforschungder  kaukasischen  und  georgischen  Geschichte.  Das  Buch  beinhaltet  wertvolle Berichte über die sozialwirtschaftliche und politische Lage Georgiens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1788  wurde  in Memmingen  eine  Arbeit  von  Georg  August  von Breitenbach,  „Die  Geschichte georgischer  Königreiche“,  veröffentlicht.  Diese  Arbeit  war  der  erste  Versuch  in  Europa,  ein Gesamtbild  der  Geschichte  Georgiens  darzustellen.  Die  Arbeit  bestand  aus  zwei  Teilen;  der erste Teil beinhaltete einen allgemeinen Überblick der georgischen Geschichte, im zweiten Teil wurde Georgien geographisch beschrieben. Und noch ein fünfter Grund des Interesses der Deutschen an Georgien hatte einen rein wissen-schaftlichen  Charakter.  Nachdem  in  Europa  genügend  Materialien  für  die  Beschreibung Georgiens zur Verfügung standen, war auch der Wunsch des wissenschaftlichen Forschens da, welcher  zum  Ende  des  18.  und  insbesondere  im  19.  Jahrhundert  systematischen  Charakter annahm.


III. Entstehung deutscher K olonien in Georgien am Anfang des19. Jahrhunderts

Beziehungen  zu  nicht-orthodoxen  Religionen  und  deren  Vertretern  haben  in  Georgien  eine lange Tradition.  Ein neuer  Einfluss  im religiösen und  wirtschaftlichen  Leben Georgiens drang zum  Ende  der  20er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  ein.  Zu  dieser  Zeit  entstanden  die  ersten deutschen  Siedlungen auf dem  georgischen Territorium.  Ein neues Blatt  in der Geschichte des religiösen und wirtschaftlichen Lebens der deutschen und georgischen Völker begann.

Forscher  vertreten  unterschiedliche  Meinungen  zu  den  Übersiedlungen  der  Deutschen  in  den Südkaukasus.  Einige  meinen,  dass  die  Übersiedlungen  der  Deutschen  in  den  Südkaukasus durch die damalige wirtschaftliche Lage Deutschlands verursacht wurden. Die anderen sind der Meinung,  diese  Übersiedlungen  hätten  allein  politische  Gründe.  Nach  der  Meinung  von Professor  Paata  Guguschvili  ist  die  Entstehung  der  deutschen  Kolonien  mit  wirtschaftlichen Gründen zu erklären. Seiner Meinung nach konnten die religiösen Ansichten der Deutschen nur einen  Beweggrund  für  deren  Übersiedlung  in  den  Südkaukasus  gegeben  haben:  „die  bei  den Kolonisten  verwurzelten  Ansichten  waren  die  unmittelbaren  Auslöser  der  Bewegung  zur Kolonisierung“ (*5). Einige  Forscher  schließen  den  religiösen  Faktor  für  die  Entstehung  der deutschen  Kolonien  ganz  aus.  Jedoch  stellten  die  religiösen  Ansichten  der  Badener  und Württemberger –die  in  den  Kaukasus  übergesiedelten  Deutschen  stammten  überwiegend  aus dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden –zusammen mit der damaligen wirtschaftlichen und politischen Lage Deutschlands die wichtigsten Gründe für die Entstehung deutscher Kolonien in Georgien in den Jahren 1817 –1818 dar.

Bekanntlich  wird  die  separatistische  religiöse  Bewegung  in  Deutschland  auf  das  18.  Jahr-hundert datiert. Diese Bewegung verbreitete sich besonders stark in Württemberg und in Baden. Die Entstehung und Entwicklung der  separatistischen Bewegung wird mit den  Namen Bengel, Jung-Stilling  und  M.  Gahn  in  Verbindung  gebracht.  Die  Kommentare  dieser  Geistlichen  in Fragen der Apokalypse beeinflussten die deutschen Separatisten sehr stark, welche die Predig-ten  über  das  Kommen  des  Messias  und  die  tausendjährige  Herrschaft  zutiefst  glaubten.  Dazu kam  noch  der  Aufruf  von  Jung-Stilling,  in  den  Osten,  in  den  hochgebirgigen  Kaukasus,  zu übersiedeln.  Seiner  Meinung  nach  war  dies  die  einzige  Möglichkeit,  sich  vor  der  nahenden Apokalypse zu retten. Das Kommen des Messias war nach Meinung der Separatisten von Gott festgelegt und unumgänglich.

Nach  der  Analyse  der  historischen  und  sozialen  Ursachen  der  Übersiedlung  deutscher  Kolo-nisten  nach  Georgien  stellen  wir  fest,  dass  einer  der  zahlreichen  Verursacher  dieser  Prozesse (neben  den  wirtschaftlichen  und  politischen  Gründen)  ein  religiöses  Motiv  war.  Das  religiöse Motiv  war  für  die  Ansiedlung  der  deutschen  Kolonisten  und  danach  für  die  Entfaltung  der wirtschaftlichen und anderen Tätigkeiten unmittelbar und vielseitig entscheidend. Dies gab den von  der  Heimat  weitgereisten  und  in  fremden  sozialen  Bedingungen  lebenden  Neuansiedlern die seelische Kraft, sich leicht zu adaptieren und ihre kulturelle Eigenständigkeit zu entfalten.

Zu  berücksichtigen   ist,   dass  die   Durchsetzung   der   religiösen   Ansichten  und   Sitten  der deutschen  Separatisten  auf  starken  Widerstand  traf  und  sie  in  einigen  Fällen  auch  verfolgt wurden.  Deshalb  hatte  ein  Teil  dieser  Gruppe  einen  natürlichen  Drang,  in  sozialen  Bedin-gungen  zu  leben,  wo  sie  geschützt  vor  Verfolgung  und  Einschränkung  ihres  separatistischen Glaubens und der Erfüllung entsprechender Rituale sein würden. Diesem rechtsmäßigen Drang standen die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Bedingungen des damaligen Deutschland im Wege, die unerträglich für bestimmte Schichten der Gesellschaft, insbesondere für Bauern, ge-worden waren. Zu dem Gefühl der religiösen  Unzufriedenheit kam noch  die durch mangelnde wirtschaftliche  und  politische  Rechte  verursachte Herabsetzung.  Der  Ausweg  war  dort  zu suchen, wo diese Hindernisse vermutlich nicht vorkommen würden. Für sie schien der Kauka-sus und Georgien ein sozialer Raum zu sein, wo sie diesen Problemen entkommen könnten.

1816 wurde ein neuer Gouverneur, der  einflussreiche General  A.P.  Ermolov, in  den Kaukasus entsandt. Genau wie alle anderen Beamten des Königs im Südkaukasus betrieb er eine chauvi-nistische  Politik.  Es  kam  so  weit,  dass  er  „feststellte“,  dass  Georgier  unfähig  seien,  die  Wirt-schaft zu führen und angewiesensind, dies von anderen zu lernen.

Die Absicht des Generals Ermolov, deutsche Kolonien anzusiedeln, basierte auf den folgenden Umständen:  Im  18.  Jahrhundert  entstand  in  Deutschland wegen der  Verfolgung  der  Sektanten eine separatistische Bewegung, was deren intensive Übersiedlung nach  Amerika und Russland zu  Folge  hatte.  Besonders  stark  war  diese  Bewegung  in  Württemberg  und  Baden,  in  der Schweiz und in Bayern, wo die Agitation der Anführer der Sektanten, in Deutschland seien die friedlichen Zeiten vorbei und man solle sich nach Amerika oder in den Kaukasus retten, diesen Prozess  unterstützte (*6). Es  ist  klar,  dass  die  wirtschaftliche  Grundlage  dieser  Geschehnisse,  die mit  der  Migration  der  Bauern  zur  Erscheinung  kam,  der  Mangel  an  Landwar,  der  seit  dem Anfang  des  19.  Jahrhunderts  immer  stärker  wurde,  sowohl  in  den  deutschen  Fürstentümern allgemein als auch in Württemberg.

1816 reiste Zar Alexander I. durchStuttgart, wo ihn die Sektanten um Erlaubnis baten, sich im Kaukasus  ansiedeln  zu  dürfen.  Bevor  die  Sache  endgültig  entschieden  war,  traten  7.000 Sektanten  1817  bereits  ihre  Reise  in  den  Kaukasus  an.  Sie  reisten  durch  Regensburg,  Wien, Pressburg, Belgrad und ließen sich in Odessa nieder,wo sie auf die Vergabe von Grundstücken zur Ansiedlung im Kaukasus warten wollten. Während des Aufenthaltes halbierte sich ihre Zahl aufgrund  einer  Epidemie.  Die  Regierung  stellte  anfangs  für  die  Ansiedlung  der  Deutschen  im Kaukasus   100.000  Rubel  zur   Verfügung.   Missachtet   wurde  dabei   folgendes:   Laut   dem kaiserlichen  Gesetz  Russlands  von 1810 war  die  Finanzierung der Ansiedlung  von Kolonisten mit  Hilfe  staatlicher  Mittel  verboten.  Die  Kolonisten  hatten  lediglich  die  Erlaubnis,  sich  auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln auf staatlichen Grundstücken anzusiedeln. Dieses Gesetz wurde  1816  verschärft  und  neu  herausgegeben,  da  die  Finanzierung  der  Kolonisten  das staatliche Budget zu sehr belastet hatte. Es handelte sich um eine Summe von 3.000 Rubel pro Familie (*7).

Die  erste  Gruppe  der  Württemberger,  die  aus  31  Familien  bestand  (181  Personen),  kam  im September 1817 in Tbilissi an. Die Regierung stellte für diese Familien Boden in der Nähe von Sartitschala  zur  Verfügung.  Für  jede  Familie  waren  60  Dessjatine  vorgesehen.  Der  Stell-vertreter  Ermolovs,  ein  Deutscher  namens Stahl,  ließ russische  Soldaten  für  sie  Häuser  bauen. Bis  dahin  wurden  sie  im  Dorf  Martkofi  untergebracht.  Anfang  1818  wurden  alle  angekom-menen Deutschen in den folgenden Orten angesiedelt:

1. die   1817   angekommenen   31   Familien   in   Marienfeld,   in  der   Nähe  des   Flusses   Jori (Sartitschala),  35  Werst  von  Tbilissi  entfernt.  Jede  Familie  bekamen  35  Dessjatine  Acker, Feld und Wald;

2. 31  Familien  der  1818  angekommenen  Württemberger  (148  Personen)  in  Petersdorf,  eine halbe  Werst  von  der  Kolonie  in  Marienfeld  entfernt.  Aus  diesen  zweien  ist  später  eine einzige Kolonie entstanden;

3. 23  Familien  (99  Personen)  im  Tbilisser  Bezirk,  auf  dem  damaligen  staatlichen  Land  in Didube (665 Dessjatine), 8 Werst von Tbilissi entfernt;

4. ein  Teil  der  Kolonisten  (49  Familien,  200  Personen),  die  mit  verschiedenem  Handwerk vertraut waren, wurden in Kukia (Tbilissi) angesiedelt;

5. 65   Familien   (307   Personen)   wurden   in   Elisabethtal   auf   dem   staatlichen   Land   von Samatschweti angesiedelt;

6. 102  Familien  (350  Personen)  wurden  in  Ekaterinenfeld,  60  Werst  von  Tbilissi  entfernt, angesiedelt;

7. 73  Familien  (237  Personen)  wurden  in  Annenfeld  auf  dem  staatlichen  Land  in  Schamkori angesiedelt;

8. 120  Familien  (501 Personen)  siedelten  sich  in Elenendorf  auf  dem  staatlichen  Land  von Chandukari  an,  7  Werst  von  Gandja  entfernt (*8). Danach  gab  es  einzelne  Übersiedlungen  der Kolonisten  von  Dorf  zu  Dorf,  aber  die  Hauptbestände  dieser  Siedlungen  sind  sehr  lange unverändert  geblieben.  1818  beschloss  das  Ministerkabinett,  35  Dessjatine  Land  für  jede Familie der Kolonisten zur  Verfügung zu  stellen.  Die in Tbilissi  angesiedelten  Handwerker bekamen dagegen nur 2 Dessjatine, um Obst-und Gemüsegärten anzubauen.

Zur  Bearbeitung  des  Landes  bezahlten  die  DeutschenTeile  der  ansässigen  Bevölkerung.  Fast die  Hälfte  der  angesiedelten  Deutschen  bearbeitete  das  Land  mit  ansässigen  Kräften.  Im Unterschied  zu  den  Georgiern  und  Angehörigen  anderer  Nationen  hatten  sie  eine  Reihe  von Privilegien.  Sie  bekamen  staatliche  Hilfe,  waren  von  der  Rückerstattung  der  Schulden  befreit und zahlten im Vergleich zu anderen weniger Steuern. Auf Befehl der Regierung wurde in der Bevölkerung  Weizen  für  die  deutschen  Kolonisten  eingesammelt.  Auch  in  der  Sache  der Landvergabe waren sie privilegiert. So wurden für jede Familie bereitgestellt:

1.  für die vom Iran und der Türkei übergesiedelten Armenier – 6 Dessjatine Land;
2.  für die von der Türkei übergesiedelten Griechen – 3 Dessjatine Land;
3.  für die württembergischen Deutschen – 35 Dessjatine Land.

1842  kamen  noch  10  Familien  in  den  Südkaukasus (*9),  die  von  der  Regierung  in  Abastumani angesiedelt  wurden.  Diese  Kolonie  hieß  Friedenthal.  Die  Kolonisten  fühlten  sich  hier  wegen des Mangels an  „nutzbarem Land“ benachteiligt. Aus diesem  Grund wurden 8 dieser  Familien in die Nähe von Marienfeld übersiedelt, eine Familie siedelte etwas früher nach Ekaterinenfeld und eine  reiste nach Russland  aus. Bei Anwerbung und  Ansiedlung der Kolonisten achtete die Regierung  besonders  auf  deren Beschäftigung,  Beruf  und  Wissen  in  Betriebswirtschaft  und  in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft. Bei der Übersiedlung der Württemberger schenkte  Ermolov  den  Menschen  mehr  Achtung,  die  handwerklich  begabt  waren.  Auch  seine Vertreter  wies  er  an,  unter  den  Kolonisten Fachleute  für  die  Herstellung  von  Tuch  zu  finden, welche  er  in  einer  bereits  geplanten  Tbilisser  Tuchfabrik  einsetzen  wollte.  Hierbei  sei  angemerkt,  dass die  Zentralregierung  diesen  Plan des Tuchfabrikbaus nicht  genehmigt  hatte, ungeachtet  dessen,  dass  es  am  Ort  genügend  für  die  Tuchproduktion  benötigte  hochwertige  Wolle gab  und  es  auch  nicht  an  Meistern  unter  den Kolonisten mangelte.  Darüber  hinaus  war  das Tuch notwendig für die Einkleidung der Armee.

Auf  den  aufklärenden  Einfluss  der  deutschen  Kolonisten  hoffte  die  Regierung  sehr,  aber  die Wirklichkeit stellte sich anders dar. Schon 1819 schrieb General Ermolov an den Innenminister O.P. Kosodavlev: „Schweren Herzens erbete ich immer wieder die derart wichtigen Gelder von der  Staatskasse.  Diese  Entscheidung  muss  ich  allein  deswegen  treffen,  damit  die  Kolonisten keinen  Grund  haben  zu  sagen,  dass  die  Regierung,  deren  Großzügigkeit  sie  anvertraut  waren, die  nötigste  Hilfe  für  sie  verweigerte.  Diese  Gelder  sehe ich  als  Strafe  für  die  Kurzsichtigkeit dieser  Person,  dem  die  Anwerbung  der  Kolonisten  nach  Russland  anvertraut  war.  Ich  dachte, sie würden dem Gastland ein Beispiel für Tüchtigkeit, wirtschaftliche Ordnung und Sittlichkeit geben. Im Gegenteil, die Mehrheit der Kolonisten ist besonders faul und sorgt nur wenig für das Wohl  ihrer  Familien.  Und  noch  weniger  sind  darunter  Menschen,  die  Unsittlichkeit  nicht  als Lebenseinstellung haben.“  Danach bemerkt  Ermolov:  „Ich  hatte  Angst, dass  sich  die  Ansässigen ein Beispiel an denen nehmen könnten, aber ich  merke  mit  großer  Zufriedenheit,  das dies nicht der Fall ist und sie ihre Zeit nicht auf die Diskussion über die Apokalypse verschwenden, wie dies die Kolonisten die ganze Zeit tun.“ (*10)

Auch  General  Choven,  der  russische  Zivilgouverneur  Georgiens,  berichtet  über  die  gleichen
Kolonisten, dass „unter diesen Menschen keinerlei Sittlichkeit und keine Einigkeit zu finden ist.
Sie  nennen  sich  Separatisten,  erkennen  keinen  Vorgesetzten  an,  außer  dem  geistlichen  An-
führer. Sie sind mit der Diskussion über die Apokalypse beschäftigt. Sie behaupten, dass sie in
Georgien  nur  zwischenzeitlich  seien  und  das  wahre  Ziel  ist  für  sie  Jerusalem,  wo  sie  die
weltliche Herrschaft erwartet.“ (*11)

Die  Regierung  gab  den  württembergischen  und  Badener  Kolonisten  Ausstattung,  Nahrungs-
mittel,  beschützte  sie  mit  Militäreinheiten  (z.B.  in  Gandja)  und  noch  mehr.  Die  Regierung
besteuerte  Armeeangehörige  und  ansässige  Bauern  zu  Gunsten  der  Kolonisten,  aber  Profit
brachten  diese  Maßnamen  nicht.  Die  mit  religiösen  Diskussionen  beschäftigten  Kolonisten
zeigten  keinen  Fleiß.  Dies  galt  nicht  nur  für  die  auf  dem  Land  lebenden  Kolonisten,  sondern
auch  für  die,  die  in  Tbilissi  angesiedelt  waren.  Sie behaupteten,  dass sie  verschiedenes  Hand-
werk beherrschten, trotzdem mangelte es in Tbilissi sehr an Handwerkern und die Arbeit eines
hochqualifizierten Meisters war sehr gut bezahlt.

Der offizielle Bericht des Jahres 1820 verlautet, dass „Faulheit, Liederlichkeit und Eigensinnig-
keit  der  Kolonisten  deren  bessere  Einrichtung  verhindert.  Bei  denen  kann  man  keine  wirt-
schaftlichen  Befehle  durchsetzen,  die  der  Gestaltungskontor  herausgibt.  Weder  persönliche
Überwachung  noch  mündliche  Belehrung  brachten  die  liederlichen  Kolonisten  zu  Tüchtigkeit
und Fleiß. Die Zeit, während der die Ansässigen arbeiten, verbringen sie im Schlaf.“ (*12)

Dieser Bericht mag  etwas tendenziös  sein, trotzdem  spiegelt er die  Wirklichkeit  wider.  Die  im
religiösen  Fanatismus  verfangenen  Kolonisten  waren  verständlicherweise  nicht  in  der  Lage,
normale  Hauswirtschaft  zu  gestalten.  Die  Regierung  konnte dies  aber  nicht  dulden,  da  sie  für
die  Übersiedlung  und  Ansiedlung  der  Kolonisten  allein  1817–1819  statt  der  anfangs  vorge-
sehenen 100.000 Rubel bereits 1 Million Rubel ausgab. (*13)

Wenige  Jahre  später  mussten die  mittlerweile  erstarkten  Kolonien ein  großes  Unheil  erleiden:
Im  Jahr  1826,  während  des  Russisch–Persischen  Krieges,  wurden  die  Kolonien  Elenendorf,
Annenfeld und Ekaterinenfeld verwüstet. Den Überfall der Perser nutzten auch die Türken, die
damals in  Achalziche lebten. Sie überfielen diese Kolonien,  töteten 29  Menschen und nahmen
142 als Gefangene mit, die sie auf den östlichen Märkten als Sklaven verkaufen wollten. (*14)

Um  die  Bevölkerung  der  von den  persischen  Überfällen  verwüsteten  Kolonien  mit  Nahrungs-
mitteln zu versorgen und um landwirtschaftliche Ausstattung zu kaufen wurden aus der Staats-
kasse 104.000 Rubel  als  Assignatien und  45.000  Rubel  Silber bereitgestellt.  Diese Maßnahme
war  notwendig,  da  nach  der  Verwüstung  sich  die  Kolonisten,  nach  Worten  des  Generals
Sapjagin, in sehr ärmlicher Lage befanden und ohne entscheidende Hilfe der Regierung nicht in
der  Lage  gewesen  wären,  eigene  Hauswirtschaften  neu  zu  gestalten. (*15) In  der  Tat:  Die  ohne
jegliche Mittel gebliebenen Annenfelder Kolonisten siedelten zu anderen Dörfern der
Kolonisten über und bekamen erst nach zwei  Jahren  mit Hilfe der Regierung die Möglichkeit,
in  ihre  verlassenen  und  verwüsteten  Dörfer  zurückzukehren.  Zwecks  der  Verbesserung  der
Lage  deutscher  Kolonisten  war  in  Tbilissi  bereits  1827  ein  „Hilfskomitee  für  Kolonisten“
gegründet  worden.  Der  Vorsitzende  des  Komitees  war  General  Sapjagin.  Generell  waren  die
Kolonisten  immer  bereit,  sich  hilfesuchend  an  die  Regierung  zu  wenden  und  diese  war
ihrerseits  fast  immer  bereit,  auf  Kosten  der  Staatskasse,  der  ansässigen  Bevölkerung  und
russischer  Soldaten  derartige  Hilfe  zu  leisten, die  in  dem  im Reich  geltenden  Gesetz  über  die
Kolonisten nicht vorgesehen war.

1830 ersuchte General Paskevitsch beim Zaren, für die deutschen Kolonisten neben einer Frist-
verlängerung  für  die  Übersiedlung  zudem  die  bürgerlichen  Steuern  zu  erleichtern.  Der  Zar
bewilligte  dieses  Ersuchen.  1829  richtete  die  in  einigen  Regionen  des  Südkaukasus  tobende
Pest  in  einigen  Dörfern  der  Kolonisten  sehr  große  Schäden  an.  Die  Regierung  leistete  wieder
Hilfe.  Dies  geschah  zu  einer  Zeit,  als  Ersuchen  und  Bitten  der  völlig  verarmten  ansässigen
Bevölkerung,  die  jährlichen Steuern – wenn nicht  für immer,  so wenigstens  für  einige Jahre  –
zu erlassen, niemand erhören wollte.

Trotz der vielfachen Hilfe seitens der Regierung gab es eine ganze Reihe von Gründen, die den
schnellen  wirtschaftlichen  Erfolg  der  Kolonisten  behinderte,  unter  anderem:  1.  die  noch  nicht
ganz  überwundenen  Überfälle  benachbarter  Feinde;  2.  nicht  geklärte  Eigentumsrechte  für
Grundstücke  in  Georgien –  aus diesem  Grund  beanspruchten  ein  und dasselbe  Grundstück  oft
gleichzeitig Großeigentümer, Staatskasse und Kirche; 3. für Kolonisten ungewöhnliche
klimatische  Bedingungen.  Die  Malaria  richtete  Kolonisten  im  Südkaukasus  zugrunde  und
verursachte große Schäden. Außerdem gab es die von den Kolonisten „mitgebrachten“ Hinder-
nisse,  die  am  meisten  das  gesellschaftlich-wirtschaftliche  Leben  der  Kolonisten  beeinflussten:
dies  waren  die  bei  den  Kolonisten  verwurzelten  religiös-mystischen  Ansichten,  die,  wie  oben
schon  erwähnt,  ein  unmittelbarer  Grund  für  die  Bewegung  zur  Übersiedlung  in  den  Süd-
kaukasus  waren.  Dies  war  auch  der  Grund,  warum  die  Kolonisten  schon  in  den  ersten  Jahren
General Ermolov sehr enttäuschten, der so viel Geld für deren Ansiedlung ausgegeben hatte.
 
Die unter den Kolonisten für einige Zeit abgeflaute separatistische Bewegung erstarkte im Jahr
1832 wieder. Das Gleiche geschah 1835, aber besonders gefährlich wurde sie 1843. (*16)  In jenem
Jahr hatten die Anführer der Bewegung schon ein konkretes Datum festgelegt (den 30. Mai), an
dem sie die Kolonien verlassen und nach dem Wunsch der überirdischen Kräfte nach Palästina
reisen  wollten.  Das  Zentrum  der  separatistischen  Bewegung  war  in  Ekaterinenfeld.  Verständ-
licherweise wollte sich die Regierung mit dieser Idee nicht anfreunden, nachdem sie so viel für
die  Kolonisten  getan  hatte  und  es  wurde  natürlich  nicht  zugelassen,  dass  die  Kolonisten  nach
Palästina  zogen.  Um  sie  aufzuhalten  (anfangs  wollten  63  Familien  Georgien  verlassen),  ver-
langte  General  Neidgart  die  Begleichung  unbezahlter  Steuern.  Nachdem  dies  nicht  funktio-
nierte,  befahl  der  Oberbefehlshaber,  sie  mit militärischen Kräften  zu  hindern. (*17) Ekaterinenfeld
wurde  von  einer  Einheit  der  Kosaken  umzingelt,  die  die  Kolonisten  aufhalten  sollte,  falls  sie
nicht freiwillig so lange abwarten wollten, bis der Zar über ihre Sache entschieden hatte. 1843
hatten die Separatisten unter Einfluss der Regierung drei Menschen nach Palästina entsandt, die
sich  über  die  Möglichkeiten  einer  Übersiedlung  erkundigen  sollten.  Die  im  gleichen  Jahr
zurückgekehrten  Gesandten  berichteten,  dass  es  keine  Möglichkeit  gebe,  nach  Palästina  über-
zusiedeln.  So  kehrte  nach  großen  Bemühungen  der  Regierung  allmählich  Frieden  unter  den
Kolonisten ein.

Ganze 25 Jahre warteten die Deutschen und arbeiteten halbherzig. Nachdem aber die Regierung
die  Anführer  der  Gruppe,  die  nach  Palästina  ziehen  wollte,  festgenommen  hatte  und  der
Zentralregierung 1844 berichtete, in den deutschen Kolonien Georgiens sei Frieden eingekehrt,
hörten die Deutschen auf, an Gerüchte zu glauben, nahmen das Evangelium an und beruhigten
sich. Sie  arbeiteten  nun  mit  mehr  Fleiß.  So  gelang  es  erst  in  den  40er  Jahren,  die  Deutschen
dazu zu bringen, eigene Hauswirtschaften einzurichten.


IV. Wirtschaftliche Tätigkeiten der deutschen Kolonien in Georgien im 19. Jahrhundert
   
Für  die  Geschichte  der  deutsch-georgischen  Beziehungen  ist  auch  interessant,  wie  im  19.
Jahrhundert  die  wirtschaftliche  Entwicklung  der  deutschen  Kolonisten  verlief.  Hierbei  ist
anzumerken, dass die Regierung sich bemühte, die deutschen Kolonisten dabei zu unterstützen,
Neuheiten  in die Landwirtschaft  einzuführen und spezielle technische Kulturen zu entwickeln.
Schon  1830  entsandten  die  Innen-  und  Finanzministerien  einen  speziellen  Beamten  in  den
Südkaukasus,  um  zu  erforschen,  wie  gut  in  der  Region  Weinanbau  und  Weinherstellung  ent-
wickelt  waren.  Ebenso  sollte  der  Beamte  erforschen,  welche  neuen  Kulturen  die  in  Georgien
angesiedelten Deutschen anbauen könnten.18 Nach dem Plan der zaristischen Politik Russlands
sollten die hier angesiedelten Kolonisten in dieser Richtung spezialisiert werden. Die Bewohner
von  Marienfeld,  Petersdorf  und  Elisabethtal  stiegen  allmählich  auf  den  Weinanbau  um,  was
ihnen gute Gewinne brachte.  In  dem nahe Tbilissi  gelegenen Alexandersdorf betrieb man eher
Obst- und Gemüseanbau.

Die  in  Tbilissi  angesiedelten  Handwerker,  welche  in  Ermolovs  Zeiten  wegen  der  religiösen
Diskussionen nur wenig leistungsfähig waren, konnten bis 1830 in den entsprechenden
Handwerken  große  Fortschritte  machen  und  schufen  günstige  Bedingungen  für  sich.  General
Paskevitsch schrieb über sie, dass „die Tbilisser Kolonisten überwiegend Handwerker sind und
ziemlich guten Gewinn erzielen dank ihrer Kunstwerke und Handwerke“. (*19)

Am  Ende  der  30er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  wurde  ein  französischer  Herr  Morenas  zur
georgischen  Regierung  geschickt,  der  die  Aufgabe  von  der  Zentralregierung  bekam,  diese
Kolonie  (Georgien)  für  Russland profitabel  zu  machen.  Er  sollte  hier,  unter  Berücksichtigung
der natürlichen Bedingungen, den Anbau der kolonialen (südlichen) Pflanzen vorantreiben, um
Russland in dieser Hinsicht unabhängig vom europäischen Kolonialhandel (Frankreich,
England sowie Holland)  zu machen. Die  Versuche  hatten das  Ziel,  Georgien und  seine  musli-
mischen  Provinzen  in  das  „russische  Indien“  zu  verwandeln. (*20) Als  eines  der  Mittel  für  diese
Verwandlung  sah  Herr  Morenas die  ausländischen und insbesondere  deutschen Kolonisten  an.
In dem an  General  Paskevitsch geschriebenen Brief sagt  er  direkt, dass „die  wichtigste  Würde
der  Deutschen,  genauso  wie  aller  anderen  Ausländer,  die  in  den  Südkaukasus  übersiedelt
worden  sind,  darin  besteht,  dass  deren  wirtschaftliche  Tätigkeit  direkt  und  unmittelbar  die
Entwicklung und bessere Gestaltung dieser Gebiete viel stärker unterstützte als jeder Russe, die
hier,  in  diesem  wunderschönen  Gebiet  angesiedelt,  sich  als  zeitliche  Einwohner  sehen  und
überhaupt nicht darum kümmern, dass diese Gebiete einmal die reichsten im ganzen Imperium
werden könnten. (*21) Morenas setzte sich so offen und eindeutig gegen die unsittliche Politik des
Zarismus  im  Südkaukasus  ein.  Verständlich  ist  aber,  dass  dies  von  der  Bürokratie  betriebene
Selbstkritik  war  und  nicht  ein  echter  Kampf  gegen  die  Übersiedlung  der  Russen  in  diese
Gebiete. Morenas wird noch deutlicher und schreibt: „Georgien, genauso wie Ägypten und alle
anderen  unaufgeklärten  Länder,  kann  sich  nicht  selbst  hoch  entwickeln  und  es  gibt  keinen
anderen Weg zur Entwicklung, als aus den fremden Ländern Wirtschaft zu übernehmen, da die
eigene  Wirtschaft  dafür  nicht  ausreichend  ist.  Und  wenn  wir  wollen,  dass  dieses Land  sich  in
Richtung einer hochentwickelten Kultur bewegt, dann  ist es dringend notwendig, ausländische
(europäische) Kolonisten anzuwerben und sie in Georgien anzusiedeln.“ (*22) Der Franzose
Morenas,  der  seine  Tätigkeit  in  Georgien  noch  ausweiten  und  wahrscheinlich  wie  sein  Vor-
gänger Kastela viele Initiativen durchführen wollte, verstarb im Oktober 1830 in Samegrelo, im
Dorf  Muri.  In  den  30er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  schuf  der  Zar  beste  Bedingungen,  wie
schon zuvor für Morenas, für einen anderen Franzosen – den späteren Konsul von Frankreich in
Georgien, Gamba, dem er in Georgien 16.000 Dessjatine Grund geschenkt hatte. Gamba sollte
auf diesem geschenkten Grund französische und deutsche Bauern und Handwerker ansiedeln.
Eigentlich  sollten  gemäß  den  Plänen  von  Morenas,  Kastela  und  Gamba  neue  Wellen  der
Übersiedlung  europäischer  Kolonisten  nach  Georgien  folgen.  Zu  dieser  Zeit  war  für  die
sozialwirtschaftliche Entwicklung Russlands jedoch etwas ganz anderes nötig. In Russland gab
es Vorsätze und Pläne, diese Kolonien durch den stärkeren Einsatz eigener Kräfte (die zu dieser
Zeit besser entwickelt waren) wirtschaftlich zu  annektieren.  Diese Tendenz,  die  dem  Interesse
des  sich  auf  dem  Entwicklungsweg  befindlichen  russischen  Handels-  und  Wirtschaftskapitals
entsprach,  machte Übersiedlungen  von Russen – ehemaligen Soldaten,  Kosaken und Bauern –
in den Kaukasus notwendig.

Ab  den  30er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  zeichnete  sich  eine  relative  Stärkung  der  deutschen
Kolonisten  ab.  1833  schrieb  Baron  Rosen,  dass  „der  Zustand  der  in  Georgien  lebenden
Kolonisten  sich  jährlich  wesentlich  verbessert“. (*23) Und  1846  meldete  Voronzov:  „die  hier
ansässigen Deutschen haben für sie aus der Krim gebrachten Muskat angebaut und ernten jetzt
sehr  guten  Wein“.  Gleichzeitig  wäre  ihr  hauswirtschaftliches  Leben endgültig  verbessert  wor-
den  und  ließe  auf  Besseres  hoffen,  behauptete  er.  In  der  Tat  wurde  die  Lage  der  Kolonisten
immer besser, jedoch war dies hauptsächlich die Folge unermüdlicher und vielseitiger Hilfe der
Regierung. (*24) Als Beweis genügt es, sich mit dem Thema der Entwicklung der Kartoffelkulturen
vertraut zu machen.

Die  Kolonisten  wurden  von  Anfang  an  angewiesen,  Kartoffeln  anzubauen.  1841  wurde  ein
Gesetz  herausgegeben,  wonach  in  bestimmten  Regionen  des  russischen  Imperiums  Kartoffeln
anzubauen  waren.  Die  Regierung  hatte  viele  Maßnamen  durchführen  müssen,  bis  die  im
Tbilisser Landkreis lebenden deutschen Kolonisten angefangen hatten, sich mit dem Kartoffel-
anbau  gründlich  zu  beschäftigen.  Erst  danach  verbreitete  sich  die  Kartoffel  in  ihren  Gärten. (*25)
Zu dieser Zeit war aber die Kartoffel  unabhängig davon unter der ansässigen Bevölkerung  gut
verbreitet.  Ein  guter  Beweis  dafür  wäre  eine  Beschreibung  der  Landwirtschaft  des  Adeligen
Abchas (Signager  Bezirk) durch Baron  Haxthausen:  „hier  wird  Kartoffel  von vielen angebaut,
sie wurde uns am Tisch bestens vorbereitet serviert“. (*26)

Der  Forscher  des  wirtschaftlichen  Lebens  deutscher  Kolonisten  in  Georgien,  N.  Nikiforov,
schreibt,  dass die  Kolonisten zu dieser Zeit in genau  solchen Erdhäusern  mit Flachdach  lebten
wie  die  ansässige  Bevölkerung  und  dass  sich  die  Kolonien  nur  wenig  von  den  Dörfern  der
Tataren  und  Georgier unterschieden.  Sie  wurden  zu  dieser  Zeit  intensiv  vom  Leiter  der
Landverteilung unterstützt, um europäische, breite Häuser und gerade Straßen zu bauen und die
Dörfer  zu  verschönern.  Es  wurde beschlossen,  für die  tüchtigsten  Kolonisten, die an Stelle der
alten Erdhäuser neue schöne Häuser schnell bauten,  Preise zu vergeben. (*27)
 
Die  Regierung  unterstützte  die  Kolonisten  nicht  nur  damit,  dass  sie  mit  der  Hilfe  unbezahlter
Arbeit  russischer  Soldaten  Häuser  baute  und  ansässige  Bauern  für  die  Kolonisten  den  Boden
bearbeiteten, sondern auch damit, das man Kolonisten neue, für sie noch unbekannte, Bereiche
der Landwirtschaft beibrachte. So wurde in den Kolonien der Anbau von Seide, Tabak und Reis
eingeführt. (*28)  Die  Kolonisten  hörten  aber  bald  auf,  diese  anzubauen,  da  die  Weinherstellung
mehr  Profit  brachte. (*29)  Auf  weniger  als  2%  des  Bodens,  den  die  Deutschen  besaßen,  waren
Weintrauben  angebaut,  auf  dem  restlichen  Grund  blieb  viel  unbearbeitet.  Die  hiesigen  Böden
ermöglichten  jedoch  einen  sehr  guten  Weizenertrag.  Zu  den  Einschränkungen  beim  Getreide-
anbau  kam noch,  dass die  Deutschen  auch  den  Tabakanbau  nicht  in  den  Griff  bekamen.  1852
schnitten sie 14.000 Maulbeerbäume und  fingen  an, dort Weintrauben anzubauen.  Aus diesem
Grund  verringerte  sich  in  den  Gebieten  dieser  Siedlungen  die  Seidenproduktion.  In  manchen
Kolonien  bauten  die  ansässigen  Bauern  bis  zur  Ansiedlung  der  Deutschen  Reis  an.  Für  die
Deutschen  wurde  aus  Tibet  eine  gute  Sorte  Reis  eingeführt,  welche  in  50  Tagen  reifte,  doch
durch  Missachtung  der  notwendigen  Agrarverfahren  verloren  die  Reissamen  an  Qualität  und
benötigten  nun  bis  zu  130  Tage,  bis  geerntet  werden  konnte. (*30) Aus  diesem  Grund  hörten  die
Deutschen  auch  mit  dem  Reisanbau  auf.  Die  Deutschen  stellten  damals  auch  Wein  her,
hauptsächlich  für  den  Verkauf,  weshalb  sie  viel  stärker  an  der  Menge  des  Weines  interessiert
waren als an seiner Qualität. Nach der Gewinnung des Traubensaftes gossen sie Wasser auf die
Maische,  die  schwache  Gärung  setzte  sich  fort  und  es  entstand  ein  minderwertiger  Wein,  in
dem  der  Alkoholgehalt  bei  weniger  als  5%  lag.  Solchen  Wein  nannten  sie  „Wasserwein“  und
verwendeten ihn für den Eigenverbrauch. Für den Verkauf panschten sie den Wein mit Zucker.
Da die ansässige muslimische Bevölkerung sich mit Wein nicht gut auskannte, machten einige
Deutsche sehr guten Profit mit dem gepanschten Wein und wurden reich. (*31)

Mit  einem  1831  herausgegebenen  Gesetz  wurden  die  deutschen  Kolonisten  mit  staatlichen
Steuern belastet. Sie zahlten die allgemeinen Steuern ab 1835, eine ermäßigte Landsteuer – 4,5
Kopeken  für  ein  Dessjatine  fruchtbares  Land  –  und  ab  1836  wurden  sie  zusätzlich  mit  einer
Personensteuer belastet: 16 Kopeken pro registrierte Person. (*32)
Ab  1850  begann  eine  relativ  starke  wirtschaftliche  Entwicklung  der  deutschen  Kolonisten.
Zwar hatten sie 1818/1819 genügend Land bekommen, jedoch waren mittlerweile aufgrund der
steigenden  Bevölkerung  viele  Parzellen  geteilt  worden,  und  so  hieß  es,  dass  dringend  je  13,5
Dessjatine  Land  für  neue  Familien  nötig  wären,  damit  jede  Familie  die  gesetzlich  vorge-
schriebenen 35  Dessjatine  Land erhält. In  der Nähe von  Elisabethtal  fand die Regierung keine
freien  Landressourcen,  weshalb  38  Familien  wegzogen  und  im  Bezirk  Calka  eine  Kolonie
namens  Alexandershof  gründeten.  Dies  geschah  auf  staatlichem  Land,  das  teilweise  Griechen
besaßen.  Sie bekamen  ihrerseits  Grundstücke  an  einem  anderen  Ort.  In  Alexandershof  bekam
jede Familie 35 Dessjatine Land. (*33)

Im wirtschaftlichen Leben der Kolonisten war ein wichtiges Ereignis, dass so genannte „gesell-
schaftliche  Ressourcen“  geschaffen  wurden,  auf  der  Basis  eines  jährlichen  Beitrages  jeder
Kolonistenfamilie  (als  Geld  oder  als  Weizen).  Das  Ziel  der  „gesellschaftlichen  Ressourcen“
war es, einige  Bereiche der Landwirtschaft  besser  zu entwickeln,  damit der  ansässigen Bevöl-
kerung ein  Beispiel  zu  geben und  so  die  enormen  Kosten  zu  rechtfertigen,  die die  georgische
Regierung  für  sie  aufgewendet  hatte.  Die  „gesellschaftlichen  Ressourcen“  wurden  bei  der
Verwaltung der deutschen Kolonien aufbewahrt. Mithilfe dieser Ressourcen kauften die
deutschen  Kolonisten  gemeinsam  Land,  bauten  Mühlen,  bauten  oder  verbesserten  Bewässe-
rungskanäle,  halfen  bei  Naturkatastrophen  oder  anderen  Unglücken  geschädigten  Familien.
Weiterhin wurde das Geld auch für Bildung (*34) und für andere Notwendigkeiten verwendet.
1849 wurden auf  Anweisung der Regierung in den deutschen  Kolonien Notbunker für Weizen
eingerichtet.  Diese  Bunker  haben  den  Kolonien  in  erntenlosen  Jahren  sehr  geholfen.  Als  der
Großteil  der  Bevölkerung  an  Hungersnot  litt,  waren  die  Kolonisten  mit  Weizen  gut  versorgt.
Zudem wurde der Weizen aus diesen Bunkern auf den Märkten zu einem hohen Preis verkauft (*35)
und mit dem Geld die „gesellschaftlichen Ressourcen“ gestärkt.

Als  Beweis  für  den  wirtschaftlichen  Aufschwung  der  deutschen  Kolonisten  kann  man  erwäh-
nen, dass sie allein im Jahr 1854 mit eigenen finanziellen Mitteln 71 Häuser und eine steinerne
Kirche, die 12.000 Rubel kostete, gebaut haben. Im gleichen Jahr bauten sie auch Scheunen für
die Weizenvorräte.

Baron  Haxthausen, der  1843  Georgien besuchte,  schrieb über  die  in Kukia (Tbilissi) lebenden
deutschen Kolonisten, dass die Siedlung von Kukia „bestens entwickelt und fast notwendig für
Tbilissi  ist,  wo  Leute  auf  europäische  Weise  leben.  Die  Siedlung  ist  notwendig  für  russische
Soldaten und Beamte. Der  gesamte  Gartenbau  ist in den  Händen der  Kolonisten. Sie bauen  an
und versorgen fast die ganze Stadt mit Kräutern, mit großen Mengen Obst und mit Geflügel.“ (*36)
Außerdem  äußerte  Haxthausen  sich  verwundert  darüber,  dass  die  Kolonisten  die  georgische
Art, Weizen zu ernten, übernommen hätten. Was den Einfluss der Kolonisten auf die ansässige
Bevölkerung  angehe,  sagte  Haxthausen,  dass  „die  deutschen  Kolonien  die  georgische  und
tatarische Bevölkerung im Bereich Bildung bis heute nur wenig beeinflussten“. (*37)
Wie bereits erwähnt hatte die Ansiedlung der deutschen  Kolonisten nach Georgien  seitens der
Regierung folgenden Zweck: Sie sollten in Georgien neueste, bis dahin unbekannte Techniken
der  Landwirtschaft  und  Produktion  einführen  und  verbreiten.  Ebenso  sollten  sie  veraltete
Bereiche  mit  Hilfe  moderner  Technik  und  qualifizierter  Arbeit  entwickeln.  Dafür  gab  die
Regierung  viel  Geld  aus.  Wurde  dieses  Ziel  erreicht?  Uns  ist  bereits  bekannt,  dass  die  Kolo-
nisten in den 20er bis 30er Jahren keine progressive Kraft waren. Eine Verbesserung der Lage,
sowohl  moralisch  als  auch  physisch  und  wirtschaftlich,  begann  erst  am  Ende  der  50er  Jahre.
Seit dieser Zeit  erzielten die  Deutschen  wesentliche Erfolge  in der Landwirtschaft, dem  Wein-
und Obstanbau und  auch  in anderen Bereichen. Dies ist  auch  anhand der  folgenden  Fakten  zu
sehen: 1861 wurde auf der Ausstellung für landwirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Pro-
dukte  einem  gewissen  Zeiser  aus  Ekaterinenfeld  ein  Preis  für  einen  verbesserten  Pflug  ver-
liehen; ein gewisser Kurz aus der Tbilisser Kolonie wurde ebenso ausgezeichnet für verbesser-
ten  Obst-  und  Weinanbau.  Zeiser  wurde  mit  der  Gold-  und  Kurz  mit  der  Silbermedaille
ausgezeichnet. (*38) 1862  bekamen  die  Kolonisten  aus  Annenfeld  und  Ekaterinenfeld  auf  der
Londoner  Weltausstellung  eine  „Ehrencharakterisierung“  für  die  gute  Qualität  des  auf  der
Ausstellung ausgestellten Brotes. Auch auf der Tbilisser Ausstellung im gleichen Jahr erzielten
die deutschen Kolonisten einen beachtlichen Erfolg. (*39)
Wie  wir  sehen,  verbesserten die Erfolge der Kolonisten  allein die  eigene  wirtschaftliche Lage.
Was die ansässige Bevölkerung anbelangt, hatten die Kolonisten nach wie vor keinen positiven
Einfluss. Sie hatten dafür einfach keine Zeit. Sie versuchten im Gegenteil durch das Verbessern
der Technik  einerseits und durch eine  bessere Ernte und Verarbeitung einen  Monopolstand  zu
verteidigen.  Aus  diesem  Grund  ist  der  „zivilisatorische  Einfluss“  der  Kolonisten  im  Südkau-
kasus auf die  ansässige  Bevölkerung auch nach den 60er Jahren unverändert  gering  geblieben.
Dieser  Zustand  wird  in  einer  Forschungsarbeit  von  N.  Nikiforov  über  das  Leben  und  Wirken
deutscher Kolonisten im Südkaukasus in den 80er Jahren deutlich. Seiner Meinung nach „hatte
die  ansässige  Bevölkerung  nicht  mit  der  Nachbarschaft  der  deutschen  Kolonisten  gewonnen.
Die  Bewohner  der  naheliegenden  Dörfer  setzen  fort,  die  eigene  Landwirtschaft  mit  veralteten
Methoden  zu  führen  und  sind  im  Vergleich  zu  den  deutschen  Kolonien  unermesslich  ärmer.
Das einzige, was  sie  von  den Deutschen übernahmen,  war der deutsche Wagen,  den aber  eher
die  Molokanen  und  Duchoboren  verwendeten.  Die  Ansässigen  dagegen haben  es  schwer,  sich
von  der  traditionellen  und  unbeweglichen  Fuhre  zu  trennen.  Die  Kolonisten  betrachteten  die
ansässige Bevölkerung mit Hass. In diesen Menschen sehen sie entweder nur Arbeitskräfte, die
man  bei  der  Getreide-  oder  Weinernte beschäftigen  kann,  oder  Feinde,  vor  denen  man  eigene
Felder und Gärten gut beschützen muss.“ (*40)

Die  deutschen  Kolonisten  waren  stolz  darauf,  dass  sie  im  Südkaukasus  die  Hersteller  des
Schweizer  Käses  sind.  Der  preußische  Baron  von  Kuchenbach,  der  aus  Deutschland  nach
Georgien gekommen war, gründete im Landkreis Bortschalo, in der deutschen Kolonie
Alexandershof, ein Landgut mit Milchkühen und begann als erster, im Südkaukasus Schweizer
Käse  herzustellen.  Zu  diesem  Zweck  hatte  er  1862  aus  der  Schweiz  Fachleute  für  die  Her-
stellung des Käses geholt und „es wurde ein Werk für Schweizer Käse eingerichtet.“ (*41) In dieser
Fabrik  wurde derart guter Käse hergestellt,  dass 1882  auf  der  Moskauer  Ausstellung Experten
nicht  glauben  wollten,  dass  es  möglich  war,  im  Kaukasus  derart  guten  Käse  zu  produzieren.
Aus  diesem  Grund  wurde  der  Käse  aus  dieser  Fabrik  auf  der  Ausstellung  nicht  zugelassen.
Nach  einiger  Zeit  eröffnete  Christian  Niediger,  der  zwei  deutsche  Kolonisten  als  Geschäfts-
partner  hatte,  im  Dorf  Gagma-Sakarisi  (Kamarlo)  eine  neue  Fabrik  für  die  Herstellung  von
Schweizer Käse. Etwas später gründeten die Meister der Fabrik Kutschenbachs weitere solcher
Fabriken. (*42)
 
Ein  Reporter  der  Zeitschrift  „Iveria“  beschrieb  die  Käsefabrik  Kutschenbachs  und  stellte  die
Frage:  „sind diese Fremdländer für uns  tatsächlich nützlich, oder denken  sie nur an die eigene
Tasche?“ Die Frage beantwortete er zugleich selbst: „meiner Meinung nach sind die Ausgaben
für  sie  dreimal  höher,  als  der  Gewinn,  den  sie  uns  bringen.  Baron  Kutschenbach  wurde
tatkräftig unterstützt und  was hat uns das  gebracht? Mit  einer  chinesischen Mauer hat er  seine
Farm  umzingelt.  Warum  würden diese,  aus  der  weiten  Ferne  gekommenen,  Menschen uns  ihr
Wissen  beibringen?  Sie  wissen  doch  genau,  dass  die  Unseren  dann  deren  Konkurrenten  sein
werden und  die  von  ihnen  künstlich  in  die  Höhe  getriebenen  Preise niedriger  werden.  An den
Stellen, wo die Ansässigen etwas lernen könnten, lassen sie eigene Landsleute arbeiten. Unsere
lassen  sie  nur  Kühe  melken  und  füttern  –  das  heißt,  sie  lassen  die  Ansässigen  die  Arbeit
machen,  die  sie  sowieso  zu  Hause  machen  müssen  und  das  für  derart  niedrigen  Lohn,  dass
einer, der sich gerade nicht im Not befindet, nicht einmal einen Finger rühren würde.“ (*43)
Auch beim Kauf von reinrassigem Vieh hatten die Ansässigen Probleme. Wenn Kutschenbach
sein  Vieh zum Verkauf ausmusterte, schickte er  es  direkt zum Tbilisser Schlachthof und nicht
auf  den  Markt,  wo  die  Ansässigen  das  Vieh  hätten  kaufen  und  danach  züchten  können.  So
„unterstützte“  er  die  Entwicklung  der  Viehzucht  im  Kaukasus.  Dabei  darf  nicht  vergessen
werden,  dass der  gesamte  Betrieb  Kutschenbachs  allein  dank  der  materiellen  Hilfe  der  Regie-
rung  entstanden  war  und  der  Zweck  dieser  Hilfe  war,  unter  den  Ansässigen  die  Herstellung
Schweizer Käses zu verbreiten.


V. Schlussfolgerungen

Die Beziehungen zwischen Deutschen und Georgiern begannen in der Mitte des 3. Jahrhunderts
nach Christus, als in Westgeorgien  und seiner Umgebung  die Vorfahren  der modernen
Deutschen – die Gothen – erschienen. Aus den historischen Quellen kann man entnehmen, dass
im 12. Jahrhundert Friedrich I. diplomatische Beziehungen mit dem georgischen König Giorgi
III. und der ihm nachfolgenden Königin Tamar unterhielt. In einzelnen Episoden der Kreuzzüge
handelten Deutsche und Georgier gemeinsam. Insbesondere Palästina war ein Ort, an dem sich
Georgier und deutsche Kreuzritter während des gesamten 12. Jahrhunderts begegneten.  
Das  Interesse  der  Deutschen  an  Georgien  und  den  Georgiern  hatte  damals  rein  militärisch-
strategischen  Charakter. Diesem Interesse lag der Versuch zugrunde, in den Zeiten  der
Kreuzzüge  im  Osten  eine  auf  Georgien  basierende  antimuslimische  Koalition  zu schaffen,  die
in  den  größeren  Auseinandersetzungen  eine  aktive  Hilfe,  wenn  nicht  gegen  Ägypten,  so
wenigstens gegen die Türken, sein würde. Dies war der erste Grund des deutschen Interesses an
Georgien. Die Beziehungen mit den Deutschen fanden leider keine Fortsetzung und brachen im
ersten  Drittel  des  13.  Jahrhunderts  ab,  nachdem  die  Mongolen  aufgetaucht  waren.  Auch  im
16. –  17.  Jahrhundert  war  das  Interesse  der  Deutschen  an  Georgien  von  militärisch-strate-
gischem Charakter. Im damaligen Europa, als das vor Wien stehende türkisch-osmanische Heer
das  im  Verlauf  der  religiösen  Kriege  völlig  geschwächte  Deutschland  bedrohte,  suchten  die
durch  die  wachsende  Stärke  der  Osmanen  beunruhigten  europäischen  Länder  Verbündete  im
Rücken  des  Feindes.  Sie  versuchten,  eine  antitürkische  Koalition  auf  einer  iranischen  und
georgischen  Basis  zusammenzustellen.  Diese  Koalition  benötigte  das  katholische  Europa,  um
die  Aufmerksamkeit  der  Osmanen  nach  Osten  zu  richten  und  ihnen damit  die  Möglichkeit  zu
nehmen, ihre Angriffe Richtung Westen fortzusetzen. Zur gleichen Zeit schickte auch Georgien
Gesandte nach Westen und rief Europa auf, gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Auch
der Papst interessierte sich für den Osten, da er in dieser Richtung den Katholizismus verbreiten
wollte.  Aus  diesem  Grund  schickte  er  in  die  kleinasiatischen  Länder,  insbesondere  nach
Georgien, immer häufiger seine Missionare.

Der  dritte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien  hatte  rein  kommerziellen  Charakter.
Von  der  Antike  bis  durch  das  gesamte  Mittelalter  stellte  Georgien  eine  wichtige  Kreuzung
zwischen den westlichen und östlichen Ländern dar. Ein Zweig der berühmten „Seidenstraße“,
die  China  mit  Europa  verband,  führte  vom  Mittelmeer  und  Schwarzen  Meer  Richtung  Osten
durch  georgische  Territorien.  Dieser  Handelsweg  trug  wesentlich  zur  Entwicklung  wirtschaft-
licher  und  kultureller  Beziehungen  zwischen  dem  Osten  und  Westen  bei.  Über  diesen  Weg
besuchten  oft  europäische,  unter  anderem  auch  deutsche,  Kundschafter  und  reisende  Händler
Georgien, deren Aufzeichnungen sehr vielfältig sind.

Als sich  die Europäer nach großen geographischen Entdeckungen im  17. Jahrhundert  die  See-
und Ozeanwege  endgültig  aneigneten, ruhte allmählich der Land-  und Transithandel.  Dement-
sprechend  verlor  auch das  georgische  Territorium,  als  Teil der  „Seidenstraße“,  an  Bedeutung.
Bald entstand aber ein Interesse der Europäer an georgischen Natur- und Bodenschätzen. Dieser
wirtschaftliche  Faktor  war  der  vierte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien.  Mit  Hilfe
dieser Faktoren offenbarten sich im 18. – 19. Jahrhundert in Europa neuere Informationen über
das politische und sozial-kulturelle Leben und das wirtschaftliche Potenzial Georgiens.

Der  fünfte  Grund  des  deutschen  Interesses  an  Georgien  hatte  wissenschaftlichen  Charakter.
Nachdem  sich  in  Europa  Informationen  über  Georgien  häuften,  wurde  auch  für  die  wissen-
schaftliche  Forschung  ein  Grundstein  gelegt.  Diese  nahm  in  den  80er  Jahren  des  18.  Jahr-
hunderts intensiven und im 19. Jahrhundert besonders intensiven Charakter an.

Durch  die  Analyse  der  historischen  und  sozialwirtschaftlichen  Vorgeschichte  für  die  Über-
siedlung deutscher Kolonisten nach Georgien stellen wir fest, dass – neben den wirtschaftlichen
und sozialpolitischen Gründen – religiöse Motive einer der verursachenden Faktoren waren.

Die  Übersiedlung  deutscher  Kolonisten  nach  Georgien  begann  im  September  1817.  In  den
Jahren  1817  –  1818  wurden  die  sich  in  Georgien  befindenden  Deutschen  im  Tbilisser  Bezirk
und  den  benachbarten  Ortschaften  angesiedelt.  So  entstanden  folgende  deutsche  Siedlungen:
Marienfeld,  Petersdorf,  Alexandersdorf,  Elisabethtal,  Ekaterinenfeld,  Annenfeld,  Rosenthal,
Elenendorf. Ein  Teil  der Kolonisten, die  ein Handwerk beherrschten, wurde in  Tbilissi
angesiedelt.



(*1) Siehe Jordania,  G.: „Wer waren die  ‚Könige  der  Römer’?“,  Zeitung  „Literarisches Georgien“,  1976, No 24; derselbe,  Das  Leben  der  Kartli,  Band  II,  1959,  S.  46.  Guldenstadt  I.  Reisen  nach  Georgien  und  Imereti. Berlin.  1815,  S.  99;  derselbe,  Beschreibung  der  kaukasischen  Länder.  Berlin,  1834,  S.  117; Bayer,  F.: Bemerkungen  und  Ansichten  über  den  Kaukasus  und  seine  vorhistorischen  Verhältnisse.  Berlin,  1882,  S.244-246; Schiltberger, J.: Reisen in Europa, Asia und Afrika von 1394 bis 1427. München, 1859, S. 165-168.

(*2) Alter, F. K.: Über georgische Literatur, Wien, 1798, S. 122 –123; Albrecht, P.: Am Kaukasus. Berlin, 1865, S. 96-99; Bedianidse, D.: Jakob Reinegs in Georgien. Zeitschrift„Literatur und Kunst“, Nr. 4, Tbilissi, 1991, S.  7-12;  Hernisch,  W.:  Nach  und  in  Georgien:  die  wichtigen  neuen  Länder und  Seereisen. Leipzig,  1829, S.177-181.

(*3) Alter, S. 122 – 123; Bedianidse, S. 7 -12.

(*4) Alter, S. 123.

(*5) Guguschvili,  P.:  Die  wirtschaftliche  Entwicklung  Georgiens  unddes  Südkaukasus  im  XIX. –XX. Jahr-hundert,  Band  I,  Tbilissi,  1949,  S.  482;  Hoffmann,  P.:  Die  deutschen  Kolonien  in  Transkaukasien. Berlin, 1905, S. 34-36; Altdörfler, H.: Die Vorgänge in Georgien. 2.Bd., Berlin, 1918, S. 43-47; Hahn, C.:Bilder aus dem Kaukasus. Leipzig, 1909, S. 122-126.

(*6) Siehe Haxthausen, A.: Transkaukasus, 1856, Leipzig, 1.Teil, S. 47-52; Ross, L.: Kleinasien und Deutschland. Halle, 1850, S. 177-178.

(*7) Zentrale  Verwaltung  der georgischenArchivmaterialien;  zentrales  historisches  Archiv;  Fond  75,  Akt  578, Blatt 1 –29; Fond 151, Akt Nr.3/19, 1821 –1835, Blatt 516.

(*8) Die  Hauptquelle für  die Geschichte  der  Ansiedlung und  Entwicklung  deutscher Kolonisten stellt ein
spezieller,  im  Zentralarchiv  Georgiens  geschützter  Fond  mit  dem  Namen  «немецкие колонии» (deutsche
Kolonien), Fond No 175, Buch No 117, dar. Dieser Fond enthält insgesamt 589 Akten. Chronologisch beginnt
er  1831  und  endet  1859,  einzelne  Akten  gehen  bis  zum  Jahr  1877.  Sehr  interessante  Materialien  sind
außerdem  im  historischen  Hauptarchiv  der  Verwaltung  des  georgischen  Zentralarchivs  und  dem  Deutschen
Bundesarchiv zu finden.

(*9) Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 75, Akt No250,
1839 – 1850, Blatt 40; Kentmann, P.: Der Kaukasus: 150 Jahre russischer Herrschaft. Leipzig, 1933, S. 175-
177.

(*10) Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VI, Teil I, No 1494, S. 340.

(*11) Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches  Archiv;  Fond  des  Hauptver-
walters in Georgien, No 1494, Blatt 2-23, „Georgische Nachrichten“, 1900, No 1, SS 241-243.

(*12) Guguschvili, P.: Die oben genannte Arbeit, S. 479.

(*13) Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 151, Akt No 13/63, 1827 – 1831, Seite 61; Auswärtiges Amt.
Politisches Archiv (Berlin). Akten des Deutschen Reiches (1867 – 1945).

(*14) Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches Archiv; Fond 151, Akt No
13/63, 1827 – 1831, Seite 61.

(*15) Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches  Archiv;  Fond  8,  Akt  No
1914/917, 1828; Blatt 1 – 190.

(*16) Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, IX, No 573, SS 689-691.

(*17) Durch  die kaukasische  archäologische  Kommission  gesammelte  Akten, IX, No 576-579,  SS 695-700; Stern,
B.: Vom Kaukasus zum Hindukusch: Reisemomente. Berlin, 1893, S. 144-152.

(*18) Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S. 484.

19 Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VII, No 188, S. 240.

20 Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S. 484;

21 Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 70, Akt 59, 1833, Blatt 12-14.

22 Guguschvili, die oben genannte Arbeit, S.486.

23 Durch die kaukasische archäologische Kommission gesammelte Akten, VIII, No 162, S. 230.

24 Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches  Archiv;  Fond  70,  Akt  59,
1833, Blatt 1 – 12.

25 Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches  Archiv;  Fond  75,  Akt No
359/116, 1842 -1851, Blatt 48.

26 Haxthausen, die oben genannte Arbeit, SS 129 - 130.

27 Tschavtschavadse, I.: Über die ökonomische Struktur des alten Georgiens. IV. Band, Tbilissi, 1987, S. 238.

28 Zentrale  Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien;  zentrales  historisches Archiv; Fond 75,  Akt No
253/510; Akt No 519/442.

29 Siehe, Weingeschäfte deutscher Kolonisten im Kaukasus, Zeitung „Kaukasus“, 1888, No 334.

30 Siehe Kutidse, Sch. Über die Geschichte der deutschen Neusiedlungen in Niederkartli.  „Mazne“, 1967, No4,
S. 118.

31 Zentrales historisches Archiv Georgiens; Fond 75, Akt No 250, 1839-1850, Blatt 40.

32 Gugushvili, die oben genannte Arbeit, S.492.

33 Zentrale Verwaltung  der  georgischen  Archivmaterialien; zentrales  historisches Archiv; Fond 23, Akt No 70,
1850 – 1856, Blatt 4 – 19.

34 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 70, Akt No 466,
1855, 493, 1856; No 505, 1857; No 534, 1861; Brandenburgisches Landeshauptarchiv  Potsdam.  Akten  der
Preußischen Provinz Brandenburg (1815 – 1867). Blatt 69.

35 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien; zentrales historisches Archiv; Fond 79,  Akt No
388/266, 1849 – 1877, Blatt 257.

36 Haxthausen, die oben genannte Arbeit, S. 51 - 52.

37 Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien, Fond 307, Teil 1, Blatt 59.

38 Bemerkungen der kaukasischen Landwirtschaftlichen Gemeinschaft, 1862, No 5-6, XVIII.

39 Bericht über den Bestand deutscher Kolonisten im Kaukasus im Jahr 1867. Zeitung „Kaukasus“, No 50.

40 Bemerkungen der kaukasischen Landwirtschaftlichen Gemeinschaft, 1862, No 5-6, XIX.

41 Zeitung „Gutnis Deda“, 1864, No1.

42 Siehe Kaukasische Landwirtschaft, 1904, No 526, S. 219; 1902, No 416, S. 43-44.

43 Zeitschrift „Iveria“, 1881, XII., S. 125 – 126.



Literaturverzeichnis

1. Albrecht P. Am Kaukasus. Berlin, 1865.
2. Altdörfler H. Die Vorgänge in Georgien. – “Der neue Orient”. Berlin, Bd. 2., H. 8, 1918.  
3. Alter F. Über georgische Literatur, Wien, 1798
4. Bayer  F.  Bemerkungen  und  Ansichten  über  den  Kaukasus  und  seine  vorhistorischen
Verhältnisse, seine Völker und deren Industrie. Berlin, 1882
5. Bedianidse D., Jakob Reinegs in Georgien. Zeitschrift „Literatura da Chelowneba“
(Literatur und Kunst)  No4, Tbilissi, 1991, S. 7-12  
6. Guguschvili P. Die wirtschaftliche Entwicklung Georgiens und des Südkaukasus im XIX. –
XX. Jahrhundert, Band I, Tbilissi, 1949
7. Guldenstadt I. Reisen nach Georgien und Imereti. Berlin. 1815;  
8. Guldenstadt I. Beschreibung der kaukasischen Länder. Berlin, 1834
9. Hahn C. Bilder aus dem Kaukasus. Leipzig, 1909
10.  Haxthausen A. Transkaukasus. 1. Teil, Leipzig, 1856
11.  Hernisch  W.  Nach  und  in  Georgien.  Die  wichtigen  neuen  Länder  und  Seereisen.  Bd.2.
Leipzig, 1829.
12.  Hoffmann P. Die deutschen Kolonien in Transkaukasien. Berlin, 1905.
13.  Jordania G.  Wer  waren die „Könige der Römer”. Zeitung   “Literaturuli Sakartvelo” (Lite-
rarisches Georgien) No24, 1976,  
14.  Jordania G. Das Leben der Kartli. Band II, Tbilissi, 1959
15.  Kentmann P. Der Kaukasus. 150 Jahre russischer Herrschaft. Leipzig, 1943
16.  Kerr  P.  Reisen  in  Georgien,  Persien,  Armenien,  dem  alten  Babylon  usw.  1817-1820.  Aus
dem Englischen. 2 Bde. Weimar, 1823-1833.
17.  Klaproth  I.  Reise in den  Kaukasus und  Georgien in den Jahren 1807 und 1808.  Halle und
Berlin, 1818.
18.  Koch K. Die kaukasische Militärstraße, der Kuban und die Halbinsel Taman. Erinnerungen
aus einer Reise von Tiflis nach der Krim. Leipzig, 1851  
19.  Kutidse Sch. Über die Geschichte der deutschen Neusiedlungen in Niederkartli. Zeitschrift
“Mazne”, No4, 1967
20.  List F. Die Völkerrechtliche Stellung der Republik Georgien. Berlin, 1918
21.  Loeb  L.  Die  wirtschaftlichen  Kräfte  des  Kaukasus,  unter  Berücksichtigung  der  Republik
Georgien. Frankfurt am Main. 1921.
22.  Nikiforov N. Wirtschaftliches Leben deutscher Kolonisten im Kaukasus, 1885
23.  Petzholdt A. Der Kaukasus. Bd. I-II, Leipzig, 1866 – 1867.
24.  Rorbach P. Vom Kaukasus zum Mittelmeer. Leipzig – Berlin, 1903;  
25.  Rorbach P. Die wirtschaftliche Bedeutung Westasiens. Halle, 1902
26.  Ross L. Kleinasien und Deutschland. Halle, 1850.  
27.  Schiltberger J. Reisen in Europa, Asia und Afrika von 1394 bis 1427. München, 1859
28.  Schlagintweit M. Deutsche Kolonisationsbestrebungen in Kleinasien. München, 1900.
29.  Stern B. Vom Kaukasus zum Hindukusch, Reisemomente. Berlin, 1893  
30.  Tschavtschavadse  I.  Über  die  ökonomische  Struktur  des  alten  Georgiens,  ausgewählte
Werke in fünf Bänden. IV. Band, Tbilissi, 1987  
31.  Zeitschrift „Iveria“, 1881, XII., SS 125 – 126.   
32.  Zeitung „Gutnis Deda“, 1864, No1.
33.  Zeitung „Kaukasus“, 1888, No 334.


Archivmaterialien

Zentrale Verwaltung der georgischen Archivmaterialien:
Fond 264,  Teil  1;  Fond 265;  Fond 317,  Teil  2;    Fond  413,  Teil.3;  Fond  415;  Fond  368;  Fond
324; F. 204-205; Fond 545; Fond 203, Teil. 1; F. 307, Teil 1; Fond 370, Teil. 1; Fond 192, Teil
8; Kaukasische  archäologische  Kommission,  gesammelte Akten, B.  VII,  VIII und  IX.   Kauka-
sische Landwirtschaft.


Zentrales historisches Archiv Georgiens:

Fond 23, Akt Nr. 70;  Fond 70, Akt Nr. 59,  505,  575;  Fond 75, Akt Nr. 578, Blatt 1 – 29;  Akt
Nr. 250, 1839 – 1850, Blatt 40;  Akt Nr. 359;  Akt Nr. 493;  Fond  79, Akt Nr. 266;  Fond 151,
Akt Nr. 3/19, 1821 – 1835, Blatt 516.  


Zentrales Staatsarchiv (BRD):

Bundesarchiv  (in Berlin). Abteilung  G.  Deutsche Konsulate  in Tiflis,  Baku und  Visakonsulate
in Batumi und Poti. Kaukasischer Grubenverein.
Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Potsdam). Akten der Preußischen Provinz Brandenburg
(1815 – 1867).
Auswärtiges Amt. Politisches Archiv (Berlin). Akten des Deutschen Reiches (1867 – 1945).